Wegen weltweiter Epidemie

WHO empfiehlt Hepatitis-B-Impfung für alle Neugeborenen

Genf / Stuttgart - 28.07.2017, 13:20 Uhr

Ein Antikörpertest kann feststellen, ob Menschen auf die Impfung angesprochen haben.  (Foto: Martin Lang / Fotolia)

Ein Antikörpertest kann feststellen, ob Menschen auf die Impfung angesprochen haben.  (Foto: Martin Lang / Fotolia)


Angesichts der weltweiten Hepatitis-Epidemie drängt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) darauf, in allen Ländern der Welt Neugeborene schon in den ersten Lebensstunden gegen die Leberentzündung vom Typ B zu impfen. In Deutschland wird derzeit gemäß STIKO-Empfehlung im Alter von zwei Monaten geimpft. 

Auch in wohlhabenderen Ländern steige die Zahl der Heaptitis-B-Fälle, etwa durch Migration, sagte Marc Bulterys, Teamleiter des WHO-Hepatitis-Programms, anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages an diesem Freitag (28. Juli) in Genf. Die WHO sieht gute Fortschritte, neue Infektionen bis 2030 um 90 Prozent und die Zahl der Todesfälle um 65 Prozent zu reduzieren. Die WHO hat die Hepatitis-B-Impfung in den ersten 24 Stunden nach der Geburt 2009 erstmals empfohlen. Länder mit relativ wenigen Fällen hätten dies aber nicht umgesetzt, sagte Bulterys. Nach Auswertung neuer Studien habe die WHO die Empfehlung Anfang Juli aber nun für alle Länder ohne Ausnahme erneuert.

STIKO empfiehlt Impfung mit zwei Monaten

In Deutschland ist die Hepatitis-B-Impfung laut Empfehlung der STIKO Bestandteil des Impfprogramms für Säuglinge und Kleinkinder und wird im Alter von zwei Monaten empfohlen. Nur Babys von Müttern mit chronischer Hepatitis B oder unbekanntem Hepatitis-B-Status sollen direkt nach der Geburt geimpft werden.

Weltweit waren 2015 nach WHO-Schätzungen 71 Millionen Menschen mit Hepatitis C und 257 Millionen mit Hepatitis B infiziert, den beiden bedeutendsten der fünf Hepatitis-Typen. 1,3 Millionen Menschen starben durch die Infektionen, etwa so viele, wie durch Tuberkulose umkamen. Rund 70 Prozent der Hepatitis-Kranken leben nach WHO-Angaben in 28 Ländern, darunter China, Indien, Südafrika und Brasilien. 89 Prozent der Länder hätten den Kampf gegen die Hepatitis inzwischen zur Priorität gemacht. 30 Prozent der Infektionen werden durch falschen Spritzengebrauch verursacht. Laut WHO wissen weniger als zehn Prozent der Infizierten überhaupt von ihrer Krankheit.

Die WHO empfiehlt deshalb stärkere Routine-Diagnoseprogramme. „Es gibt keinen Grund, warum Millionen von Menschen noch nicht getestet sind und deshalb die Medikamente nicht bekommen, die sie so dringend benötigen“, sagte der Direktor der für HIV und Hepatitis zuständigen Abteilung, Gottfried Hirnschall.

Nur die chronische Hepatitis B wird behandelt

Aufgrund der hohen Spontanheilungsrate ist laut Robert-Koch-Institut bei akuter Hepatitis B beim Erwachsenen keine Therapieindikation für die aktuell verfügbaren antiviralen Medikamente gegeben. Patienten mit chronischer Hepatitis B sind jedoch grundsätzlich Kandidaten für eine antivirale Therapie. In Frage kommen Interferon-α oder, wenn eine Interferon-Therapie nicht möglich ist oder der Patient nicht angesprochen hat, Nucleos(t)id-Analoga, zum Beispiel Entecavir oder Tenofovir. Im Gegensatz zur Hepatitis C, wo die Patienten nach mehreren Monaten oft geheilt sind, müssen die Mittel bei Hepatitis B dauerhaft gegeben werden, da bei Absetzen die Virämie und die Transaminasen wieder ansteigen


dpa-afx / jb
redaktion@daz.online


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