Gesundheitspolitik

Der Apotheken-Ökonom: Von Adam bis Zacharias

Von Sprichwörtern und Redensarten

Prof. Dr. Andreas Kaapke

In vielen Redewendungen kommen Vornamen vor, männliche deutlich häufiger als weibliche, was daran liegen mag, dass zu den Zeiten, als Redensarten gerne gebildet wurden, das Rollenverständnis von Mann und Frau sich noch anders darstellte als gegenwärtig. Häufig begegnet uns in Sprichwörtern der alte Adam. Den alten Adam ausziehen bedeutet demnach, ein neuer Mensch zu werden. Nackt wird auch als Adamskostüm bezeichnet, und schließlich haben wir noch Adam Riese, den es tatsächlich gab, der häufig aber nur mit dem Vor- und nicht mit dem ganzen Namen assoziiert wird. Bekannt ist uns auch Abrahams Schoß, in dem es sich zu sitzen lohnt, denn dieser wird mit der Seligkeit oder dem Paradies gleichgesetzt. Anton zieh die Bremse an, ist ein Begriff, der beim Bergwandern bemüht wird, wenn beim Abstieg zur Obacht gemahnt wird. Und natürlich kennen viele den heiligen Antonius, der zur Hilfe angerufen wird und an den man sich bei Sorgen und Nöten wenden kann und soll. Erleidet man einen (schweren) Verlust, wird gerne O Du lieber Augustin gerufen, was sich auch in dem gleichnamigen Kinderlied niedergeschlagen hat. Und natürlich kennt man auch den dummen August, den alle zum Narren halten können und der gehänselt wird.

Bei den Steinmetzen sagt man, einen Bernhard machen, wenn man einen Stein „verhauen“ hat, ansonsten kommt der Name in Sprichwörtern nicht vor. Der treue Eckart ist wieder ein Name, der eng mit ­einem – in diesem Fall – positiven Adjektiv einhergeht. Es ist der treue, erfahrene Warner. Hans oder Hannemann, auch Johann oder Johannes kommen besonders häufig in Redewendungen vor. Ähnlich wie Matz, Peter, Suse, Grete und Liese in Ausdrücken gebraucht werden wie Hemdenmatz, Heulpeter oder –suse, faule Grete, dumme Liese, gibt es den Prahlhans, den Plapperhans, den Knapphans oder den Gaffhans. Und natürlich Schmalhans, den Küchenmeister, und Hansdampf in allen Gassen. Nicht so gut gelitten ist der Hanswurst, also der dumme August. Hein, Hinz und Heinz sind Kurzformen von Heinrich. Von daher wird verständlich, wenn man von Hinz und Kunz spricht. Jemanden zum Hugo machen, bedeutet diesen zu veralbern, zum Narren zu halten – dies trifft man vornehmlich in Süddeutschland an. Martin wird gerne mit dem heiligen Sankt Martin gleichgesetzt und bei anderen ist Matthäi am Letzten, das Geld wird knapp.

Die Verkörperung des Deutschen liegt im Michel, ihm sagt man Schwerfälligkeit, Schlafmützigkeit und gutmütige Unklugheit nach, was alles andere als schmeichelhaft ist. Frech wie Oskar ist neueren Datums, aber ebenfalls legendär, und natürlich kommt man in einer solchen Auflistung nicht an Peter und Paul vorbei. Werden sie nicht gemeinsam genannt, ist es eher der Peter, der bemüht wird, als Schwarzer Peter, der als Schuldiger, als letzter in der Kette dastehen und den Kopf hinhalten muss. Von Pontius zu Pilatus gehen, hat zwar zunächst geschichtliche Züge, taucht aber auch in den Vornamens­auflistungen immer wieder auf. Ungläubig schaut der Thomas, denn er glaubt nur das, wovon er sich selbst überzeugt hat, und wenn einer gähnt, nennt man ihn scherzhaft Tobias. Valentin gilt als der Patron der Liebenden, der Valentinstag hat es deshalb zu großer Beliebtheit gebracht, vor allem bei Marketing-Fachleuten auf der Suche nach neuen Geschenkanlässen für alle Menschen. Ulrich galt lange als heilig, wird nun aber ­spaßeshalber genutzt, um den Akt einer antiperistaltischen Bewegung auch sprachlich zu begleiten. Wer auf dicke Hose macht, markiert auch einen dicken Wilhelm, und Zachäus, also Zacharias, trifft man auf allen Kirchweihen, ist auf jedem Fest zu Hause.

Und was heißt das nun für die Apotheker: Sie könnten Peter oder Thomas heißen, manchmal etwas mehr Oskar vertragen, als Adam nochmals karrieretechnisch durchstarten, sich nicht länger in Abrahams Schoß wähnen und darauf verzichten, den dicken Wilhelm zu markieren. Man wünscht ihnen weniger Pontius und Pilatus und mehr von Hans im Glück und Hansdampf als vom Schmalhans. Hoffentlich ist Matthäi nicht am Letzten und wenig August und Liese mag man ihnen auch attestieren. Und manchmal möchten Apotheker einfach nur laut Ulrich rufen! |

Prof. Dr. Andreas Kaapke

Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

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