Mucosolvan® – mehr als ein Schleim- und Hustenlöser: Neue Erkenntnisse zu Ambroxol.


Der bewährte Wirkstoff Ambroxolhydrochlorid, bekannt unter seinem Markennamen Mucosolvan, wird seit langem aufgrund seiner sekretolytischen und sekretomotorischen Eigenschaften bei akuten und chronischen Atemwegserkrankungen, die mit einer Störung von Schleimbildung und -transport einhergehen, eingesetzt. Doch hinter dem Wirkstoff Ambroxol steckt mehr als der klassische „Schleim- und Hustenlöser“. Neuere Daten zeigen das Potenzial von Ambroxol bei gleichzeitiger Gabe mit einem Antibiotikum. 

Klinische Studie zur Wirksamkeit von Ambroxol in Kombination mit Amoxicillin/Kaliumclavulanat bei Kindern mit Bronchopneumonie

Husten gilt als eines der Hauptsymptome bei Erkältungskrankheiten und bei COVID-19. Husten ist sozusagen ein Schutzreflex der Atemwege. Er dient dazu, die Atemwege zu reinigen und zu schützen. Er kann aber auch von respiratorischen Krankheitserregern ausgenutzt werden, um ihre Übertragung zu erleichtern und sich so zu verbreiten. Neben den Krankheitserregern selbst führen infektionsinduzierte Entzündungsmediatoren und vermehrte Schleimbildung zur Hustenreaktion.

Ambroxol: Ein interessantes Wirkprofil 

Der bewährte und sichere Wirkstoff Ambroxolhydrochlorid wird bei akuten und chronischen bronchopulmonalen Erkrankungen zur Schleimlösung eingesetzt. Ambroxol vermindert u.a. die Viskosität des Schleims und verbessert dessen Abtransport und somit die mukoziliäre Clearance1.

Neben der sekretolytischen Wirkung und dem damit verbundenen Einsatz bei Husten weist Ambroxol auch lokalanästhetische Effekte auf3,5. Ambroxol hemmt spannungsabhängige Natriumkanäle in schmerzsensiblen peripheren Nervenzellen. Die Wirksamkeit von 20 mg Ambroxol bei der Behandlung von Halsschmerzen ist belegt. Zudem wurde in den Studien beobachtet, dass Ambroxol die Rötung im Hals reduzieren kann, was zusätzlich auf eine antiinflammatorische Eigenschaft hindeutet.

Weitere Studien zeigten außerdem, dass nach Anwendung von Ambroxolhydrochlorid die Konzentration bestimmter Antibiotika wie Amoxicillin, Cefuroxim und Erythromycin in Sputum und Bronchialsekret gesteigert werden konnte4. In neueren präklinischen und klinischen Studien wurde nachgewiesen, dass Ambroxol die Konzentration verschiedener Antibiotika in der Lunge erhöhen kann2. Daneben gibt es Hinweise darauf, dass die kombinierte Gabe von Amoxicillin und Ambroxol bei einer bakteriellen Bronchitis zu einer schnelleren Beendigung der Fieberphase führen kann als die Gabe von Amoxicillin ohne Ambroxol6.

Neue Studie zur Wirkung in Kombination mit Antibiotikum: entzündungshemmende Eigenschaften

Die entzündungshemmenden Eigenschaften von Ambroxol wurden nun durch aktuelle Daten untermauert7: Im Rahmen einer klinischen Studie wurde die Wirkung von Ambroxol in Kombination mit Amoxicillin/Kaliumclavulanat bei Kindern mit Bronchopneumonie sowie der Einfluss auf das Entzündungsgeschehen untersucht. In die Studie eingeschlossen wurden Kinder im Alter zwischen 2 und 6 Jahren mit Bronchopneumonie, die in einem chinesischen Krankenhaus in stationärer Behandlung waren (n=100). Die PatientInnen wurden randomisiert in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Beobachtungsgruppe erhielt Amoxicillin/Kaliumclavulanat 50 mg/kg + Ambroxolhydrochlorid 30 mg/kg i.v. alle 8 Stunden, die Kontrollgruppe nur Amoxicillin/Kaliumclavulanat 50 mg/kg i.v. alle 8 Stunden, jeweils über einen Zeitraum von einer Woche. Danach wurde die therapeutische Wirksamkeit und der Einfluss auf verschiedene Entzündungsparameter (Leukozyten, C-reaktives Protein, Interleukin-6, Tumornekrose-Faktor ⍺) untersucht.

Die Wirksamkeit der Therapie war in der Beobachtungsgruppe höher als in der Kontrollgruppe (Responderrate von 94% vs. 84%; p<0,05). Die Zahl der Leukozyten war zu Beginn der Therapie in beiden Gruppen vergleichbar (16,75 x 109/l vs. 16,54 x 109/l). Nach der Behandlung sank die Zahl in beiden Gruppen, wobei in der Beobachtungsgruppe ein deutlicherer Rückgang erkennbar war (5,13 vs. 9,69 x 109/l; p<0,05). Hinsichtlich der Entzündungsfaktoren CRP, IL-6 und TNF-⍺ reduzierten sich die Werte im Laufe der Therapie ebenfalls in beiden Gruppen, wobei in der Beobachtungsgruppe eine stärkere Reduktion messbar war (p<0,05). Auch die Zeit bis zum Verschwinden klinischer Symptome wie Fieber und Husten war in der Beobachtungsgruppe kürzer (siehe Tabelle).

 FieberHusten
Beobachtungsgruppe (n=50)2,32 ± 0,544,25 ± 0,84
Kontrollgruppe (n=50)3,14 ± 0,615,84 ± 0,75
p<0,001<0,001
Zeit bis zum Abklingen der klinischen Symptome Fieber und Husten in Tagen nach Gabe von Amoxicillin/Kaliumclavulanat 50 mg/kg + Ambroxolhydrochlorid 30 mg/kg i.v. alle 8 Stunden (Beobachtungsgruppe) verglichen mit Amoxicillin/Kaliumclavulanat 50 mg/kg i.v. alle 8 Stunden (Kontrollgruppe).

Die Sicherheit und Verträglichkeit waren in beiden Gruppen vergleichbar, es traten keine nennenswerten unerwünschten Ereignisse auf.

Insgesamt liefert diese Studie erste Hinweise auf unterstützende antientzündliche Effekte von Ambroxol bei Bronchopneumonie.

Bedeutung für die Apotheken-Praxis

Neben der bekannten sekretolytischen und sekretomotorischen Eigenschaften von Ambroxol wird das Wirkprofil durch eine Reihe von weiteren Daten abgerundet. Die lokalanästhetischen und antientzündlichen Effekte ergänzen das Wirkprofil und untermauern so den Einsatz von Ambroxol (Mucosolvan) bei Erkältungskrankheiten.


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Literatur

1Benedek B. Kann Ambroxol (Mucosolvan®) die Wirkung von Antibiotika verstärken? MedWissInfo 2020, Deutsche Erstveröffentlichung: Kann Ambroxol (Mucosolvan®) die Wirkung von Antibiotika verstärken?

2Deretic V & Timmins GS. Enhancement of Lung Levels of Antibiotics by Ambroxol and Bromhexine. Expert Opinion on Drug Metabolism & Toxicology 2019, doi: 10.1080/17425255.2019.1578748

3Fachinformation Mucosolvan, Juli 2022

4Fraschini F et al. Effects of a Mucolytic Agent on the Bioavailability of Antibiotics in Patients with Chronic Respiratory Diseases. Curr Ther Res 1988, 43 (4), 734-42

5Paleari D et al. Ambroxol: a Multifaceted Molecule with Additional Therapeutic Potentials in Respiratory Disorders of Childhood. Expert Opin. Drug Discov. 2011, 6(11):1203-1214; https://doi.org/10.1517/17460441.2011.629646

6Perez Neria J & Garcia Rubi E. Response to the Combination of Ambroxol/Amoxicillin versus Amoxicillin Alone in Patients with Acute Respiratory Infections. Comparative Study of Antibiotic Levels in Bronchial Mucus and Plasma. Compend Invest Clin Lat Am 1992, 12, 5-10

7Zhu X et al. Efficacy of Ambroxol Hydrochloride Combined with Amoxicillin Potassium Clavulanate Combination on Children with Bronchopneumonia and Its Impact on the Level of Inflammatory Factors. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine 2022, https://doi.org/10.1155/2022/2604114

Pflichttext

Mucosolvan® 1mal täglich Retardkapseln.

Mucosolvan® Hustensaft 30 mg/5ml.

Mucosolvan® Lutschpastillen 15 mg.

Wirkst.: Ambroxolhydrochlorid. Sonst. Bestandt.: Retardkapseln: Crospovidon, Carnaubawachs, Stearylalkohol, Magnesiumstearat, Gelatine, gereinigtes Wasser, Titandioxid, Eisenoxide, Schellack. Hustensaft: Benzoesäure, Hydroxyethylcellulose, Sucralose, Aromastoffe (enth. Propylenglycol), gereinigtes Wasser. Lutschpastillen: Arabisches Gummi, Sorbitol-Lösung 70%, Maltitol-Lösung, Mannitol, Pfefferminzöl, Eukalyptusöl, dünnflüssiges Paraffin, Saccharin-Natrium, gereinigtes Wasser. Anw.-geb.: Sekretolytische Therapie bei akuten und chronischen bronchopulmonalen Erkrankungen, die mit einer Störung von Schleimbildung und -transport einhergehen. Gegenanz.: Überempfindlichkeit gegen einen Inhaltsstoff, Kinder unter 6 Jahren (nur Lutschpastillen) bzw. 12 Jahren (nur Retardkapseln). Nur auf ärztliche Anweisung: Kinder unter 2 Jahren (nur Hustensaft), Schwangerschaft, Stillzeit, beeinträchtigte Nierenfunktion, schwere Lebererkrankung, gestörte Bronchomotorik, größere Sekretmengen. Nebenw.: Überempfindlichkeitsreakt., anaphylakt. Reakt. incl. anaphylakt. Schock, Angioödem, Juckreiz, Hautausschlag, Urtikaria, schwere Hautreakt. (incl. E. multiforme, SJS, TEN, AGEP), Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Dyspepsie, Bauchschm., Sialorrhö, Dyspnoe, Fieber, Schleimhautreakt. Zusätzlich bei Hustensaft und Lutschpastillen: Geschmacksstörungen, Taubheitsgefühl im Mund, Mundtrockenh., Trockenh. im Hals, Taubheitsgef. im Rachen. Warnhinweis: Hustensaft: Enthält Benzoesäure und Propylenglycol. Lutschpastillen: Enthält Sorbitol, Maltitol, Pfefferminzöl und Eukalyptusöl. Apothekenpflichtig.

A. Nattermann & Cie. GmbH, Brüningstraße 50, 65929 Frankfurt am Main.

Stand: Juli 2022

MAT-DE-2204750


Dr. Birgit Benedek, Apothekerin


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