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Beschleunigt Coffein die Anflutung von analgetischen Wirkstoffen im Blut?


Die Kombination aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Coffein wirkt schneller und stärker als andere Analgetika wie zum Beispiel Ibuprofen oder Sumatriptan (bei Migräne). Dies wurde in klinischen Studien gezeigt. Die Kombination der drei Wirkstoffe ist außerdem effektiver als die Einzelsubstanzen. Könnte die Überlegenheit dieser Kombination daran liegen, dass Coffein die Freisetzung der analgetischen Wirkstoffe beschleunigt?

Phase I-Klinische Studie zum Einfluss von Coffein auf die Bioverfügbarkeit von Acetylsalicylsäure und Paracetamol

Art der Veröffentlichung

Klinische Studie Phase I, veröffentlicht in der Fachzeitschrift 
Advances in Therapy

Die Marke Thomapyrin® gibt es bereits seit den 1940er Jahren. Auch die Kombination aus 250 mg Acetylsalicylsäure (ASS), 200 mg Paracetamol und 50 mg Coffein (Thomapyrin® CLASSIC) ist bereits seit Jahrzehnten auf dem Markt. Die Idee hinter dem Präparat war bereits damals, Schmerzmittel mit dem „Wirkverstärker“ Coffein zu kombinieren, sodass die Schmerzmittel-Dosis niedriger ausfallen kann - bei verbesserter Wirksamkeit. Heute wird die Kombination der drei Wirkstoffe bei akuten leichten bis mäßig starken Schmerzen zur Selbstmedikation eingesetzt, und ist auch mit höherer Paracetamol-Dosierung (als Thomapyrin® INTENSIV) zur Behandlung von stärkeren Kopfschmerzen und Migräne erhältlich.

Kombination wirkt schneller und stärker als Einzelsubstanzen

Die Wirksamkeit der Kombination wurde in klinischen Studien belegt. Dabei zeigte sich, dass die Kombination aus ASS, Paracetamol und Coffein bei Kopfschmerzen schneller und stärker wirkt als die Einzelsubstanzen und als die Kombination aus ASS und Paracetamol (Diener et al. 2005). In weiteren Studien wurde nachgewiesen, dass die Kombination aus ASS, Paracetamol und Coffein bei Migräne schneller und stärker wirkt als Ibuprofen und Sumatriptan (Goldstein et al. 2005, Goldstein et al. 2006).

Erhöht Coffein die Bioverfügbarkeit von ASS und Paracetamol?

Woran liegt die Überlegenheit der Kombination aus ASS, Paracetamol und Coffein? Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass Coffein die Bioverfügbarkeit der beiden analgetischen Wirkstoffe beeinflussen und somit deren Freisetzung beschleunigen könnte.

Mediane Zeit bis zur Erreichung der maximalen Plasmaspiegel von ASS, Paracetamol (Para) und Coffein (blau, Weiser & Weigmann 2019) sowie von Ibuprofen-Lysinat (Ibu-Lys) und Standard Ibuprofen (Ibu-Säure; rot, Weiser et al. 2019)

In einer Phase I-Studie wurde der Einfluss von Coffein auf die Pharmakokinetik von ASS und Paracetamol untersucht (Weiser & Weigmann 2019). In der Cross-Over-Studie erhielten 18 gesunde Probanden unter Nüchtern-Bedingungen (> 12 Stunden Nahrungskarenz) entweder eine Einmalgabe von 250 mg ASS + 200 mg Paracetamol (Referenz) oder 250 mg ASS + 200 mg Paracetamol + 50 mg Coffein (Test). Blutproben wurden jeweils vor und bis 24 Stunden nach der Gabe gesammelt. Die maximalen Plasmakonzentrationen von ASS und Paracetamol in der Testgruppe und in der Referenzgruppe waren vergleichbar (3,71 und 2,42 μg/l versus 3,89 und 2,42 μg/l). Auch die Zeiten bis zum maximalen Plasmaspiegel waren in beiden Gruppen vergleichbar: In der Testgruppe betrug die mediane tmax von ASS 0,44 h und von Paracetamol 0,63 h verglichen mit 0,44 h (ASS) und 0,44 h (Paracetamol) in der Kontrollgruppe.

Pharmakodynamische statt pharmakokinetischer Effekte?

Insgesamt zeigte sich, dass die Bioverfügbarkeit von ASS und Paracetamol in beiden Gruppen vergleichbar war. Sie scheint von Coffein nicht beeinflusst zu werden. Zumindest unter Nüchtern-Bedingungen beschleunigt Coffein die Aufnahme von ASS und Paracetamol offenbar nicht. Die tmax Werte liegen zudem in derselben Größenordnung wie bei Ibuprofen-Lysinat (Weiser et al. 2019).

Somit dürften Coffein-haltige Analgetika - zumindest unter Nüchtern-Bedingungen - nicht aufgrund pharmakokinetischer, sondern aufgrund adjuvanter pharmakodynamischer Effekte schneller und stärker wirken als solche ohne Coffein.
 

Auf einen Blick

  • Die Kombination aus ASS, Paracetamol und Coffein wirkt schneller und stärker als
    • 1000 mg ASS
    • 1000 mg Paracetamol
    • 400 mg Ibuprofen
    • 50 mg Sumatriptan
  • Coffein beschleunigt unter Nüchtern-Bedingungen die Anflutung der Wirkstoffe ASS und Paracetamol nicht.
  • ASS, Paracetamol und Coffein aus Thomapyrin® CLASSIC fluten ähnlich schnell im Blut an wie Ibuprofen-Lysinat.
  • Vermutung: Coffein-haltige Analgetika wirken wegen des adjuvanten pharmakodynamischen Effektes schneller und stärker als solche ohne Coffein.

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Literatur

Diener HC et al. The fixed combination of acetylsalicylic acid, paracetamol and caffeine is more effective than single substances and dual combination for the treatment of headache: a multicentre, randomized, double-blind, single-dose, placebo-controlled parallel group study. Cephalalgia 25 (2005), 776-787. doi: 10.1111/j.1468-2982.2005.00948.x

Goldstein J et al. Acetaminophen, Aspirin, and Caffeine in Combination Versus Ibuprofen for Acute Migraine: Results From a Multicenter, Double-Blind, Randomized, Parallel-Group, Single-Dose, Placebo-Controlled Study. Headache 46 (2006), 444-453. doi: 10.1111/j.1526-4610.2006.00376.x

Goldstein J et al. Acetaminophen, Aspirin, and Caffeine Versus Sumatriptan Succinate in the Early Treatment of Migraine: Results From the ASSET trial. Headache 45 (2005), 973-982.

Weiser T et al. Pharmacokinetic Properties of Ibuprofen From the Fixed-Dose Combination IBU/Caffeine (400/100 mg) in Comparison With 400 mg IBU as Acid or Lysinate Under Fasted and Fed Conditions - Data From 2 Single-Center, Single-Dose, Randomized Crossover Sutdies in Healthy Volunteers. Clinical Pharmacology in Drug Development 8 (2019), 742-753. doi: 10.1002/cpdd.672

Weiser T & Weigmann H. Effect of Caffeine on the Bioavailability and Pharmacokinetics of an Acetylsalicylic Acid-Paracetamol Combination: Results of a Phase I Study. Adv Ther 2019. https://doi.org/10.1007/s12325-019-0891-5

 

Pflichttext 

Thomapyrin® CLASSIC Schmerztabletten.
Thomapyrin® INTENSIV.

Wirkstoff: CLASSIC Schmerztabletten: 1 Tablette enthält 250 mg Acetylsalicylsäure, 200 mg Paracetamol, 50 mg Coffein. Sonst. Bestandt.: Lactose-Monohydrat, Stearinsäure, Maisstärke. Anw.-geb.: Für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren bei akuten leichten bis mäßig starken Schmerzen. Wirkstoff: INTENSIV: 1 Tablette enthält 250 mg Acetylsalicylsäure, 250 mg Paracetamol, 50 mg Coffein. Sonst. Bestandt.: Lactose-Monohydrat, Stearinsäure, Maisstärke. Anw.-geb.: Zur Behandlung von akuten Kopfschmerzen (z. B. Spannungskopfschmerzen) und Migräneanfällen (mit und ohne Aura) bei Erwachsenen u. Jugendl. Anwendung ab 12 Jahren. Gegenanz.: Überempfindlichkeit gegen Salicylate, Paracetamol, Coffein od. sonstige Bestandteile; wenn in der Vergangenheit auf Anw. von Salicylaten od. anderen NSARs mit Anzeichen von Asthmaanfällen od. in anderer Weise allergisch reagiert wurde (wie Nasenpolypen, Angioödem, Urtikaria); Magen- und Darm-Ulcera; krankhaft erhöhte Blutungsneigung; bei Jugendl. ab 12 Jahren mit Varizellen od. Grippe-ähnlichen Erkrankungen, da Risiko eines Reye-Syndroms; Leber- u. Nierenversagen; schwere, unkontrollierte Herzinsuffizienz; Einnahme von ≥ 15 mg Methotrexat pro Woche; letzte 3 Monaten der Schwangerschaft; Kinder unter 12 Jahren. Warnhinweis: CLASSIC Schmerztabletten: Bei Schmerzen oder Fieber ohne ärztlichen Rat nicht länger anwenden als in der Packungsbeilage vorgegeben! INTENSIV: Schmerzmittel sollen längere Zeit oder in höheren Dosen nicht ohne Befragen des Arztes angewendet werden. Nebenw.: Schwindel, Nervosität, Bauchschmerzen, Dyspepsie, Übelkeit, Palpitationen, Erbrechen, Agitation, Tremor, Vertigo, Tachykardie, Durchfall, Ösophagitis, Hyperhidrose, Erschöpfung, Sodbrennen, Überempfindlichkeitsreaktionen, (z. B. Dyspnoe, Hypotension, anaphylakt. Schock, angioneurotisches Ödem), Hautausschlag bis schwere Hautreaktionen (einschließlich Erythema multiforme), Magen-Darmblutungen (sehr selten resultierend in Eisenmangelanämie), Magen-Darmgeschwüre, u. U. mit Blutung u. Perforation, insb. b. älteren Pat.; abdominale Schmerzen, Teerstuhl od. Hämatemesis; schwerwiegende Blutungen (z. B. intracerebrale Blutungen, bes. bei Pat. mit nicht eingestelltem Bluthochdruck u./od. gleichzeitiger Behandl. mit Antikoagulantien, die in Einzelfällen lebensbedrohlich sein können); Transaminasenerhöhung, Leber- u. Nierenfunktionsstörungen, Blutbildveränderungen inkl. Thrombozyto-, Leuko-, Panzytopenie, Agranulozytose, Hypoglykämie, Bronchospasmus bei NSAID-Allergikern; Blutungen (z.B. Nasen-, Zahnfleisch-, Hautblutung), ggf. verlängerte Blutungszeit (bis 8 Tage nach der Einnahme), erosive Gastritis, hämolytische Anämie insb. bei Pat. mit Glucose-6-Phosphatdehydrogenasemangel, Sehstörungen, Schlaflosigkeit. Kopfschmerzen, Schwindel, gestörtes Hörvermögen, Ohrensausen (Tinnitus) und mentale Verwirrung können Anzeichen einer Überdosierung sein.

Apothekenpflichtig. Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, 65926 Frankfurt am Main.

Stand: Thomapyrin® INTENSIV: Juli 2019;  Thomapyrin® CLASSIC Schmerztabletten: Januar 2020

(MAT-DE-2103500 V1.0 08/2021)


Dr. Birgit Benedek, Apothekerin


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