Deutsche Erstveröffentlichung
Review zur Pharmakologie und klinischen Evidenz von Bisacodyl
Art der Veröffentlichung
Review, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Neurogastroenterology & Motility
Obstipation zählt zu den häufigsten gastrointestinalen Beschwerden. Meist kann diese im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden. Als lokal wirkendes Abführmittel zählt Bisacodyl zu den wichtigsten Behandlungsoptionen. Ein aktueller Review gibt einen kompakten Einblick in den aktuellen Wissensstand – in Wirkweise, Wirksamkeit und Sicherheit wie auch in neuere Erkenntnisse (z. B. zum Mikrobiom). Basierend hierauf lassen sich konkrete Empfehlungen für die Praxis ableiten.
Deutsche Erstveröffentlichung
Review zur Pharmakologie und klinischen Evidenz von Bisacodyl
Art der Veröffentlichung
Review, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Neurogastroenterology & Motility
Bei Bisacodyl handelt es sich um ein Prodrug. Die Umwandlung von Bisacodyl in seinen lokal wirksamen aktiven Metaboliten Bis-(p-hydroxyphenyl)-pyridyl-2-methan (BHPM) erfolgt durch endogene Enzyme (z. B. Deacetylasen), die auf der Schleimhaut von Dünn- und Dickdarm präsent sind. Der abführende Effekt entfaltet sich im Kontakt mit der Darmschleimhaut.
Für eine optimierte Freisetzung im Dickdarm, erfolgt die Verabreichung als 5-lagiges Dragee (siehe Abbildung 1). Durch die pH-gesteuerte Freisetzung im Dickdarm wird zudem die systemische Resorption deutlich reduziert. Nur ungefähr 12 % des aktive BHPMs werden resorbiert, wobei eine Inaktivierung (Glucoronidierung) bereits in der Darmwand erfolgt: Auch nach mehrtägiger Gabe von Bisacodyl (Dulcolax® Dragees) ist kein freies (= aktives) BHPM im Blutplasma nachweisbar.
Abbildung 1: Aufbau eines Bisacodyl-Dragées (Dulcolax®): Die Magen- und Dünndarmsaftresistenten Überzüge erlauben die pH-gesteuerte Freisetzung in den unteren Darmabschnitten.
Bisacodyl besitzt einen einzigartigen dualen Wirkmechanismus, bestehend aus einer darmanregenden (prokinetischen) und einer flüssigkeitserhöhenden (sekretorischen / antiresorptiven) Wirkkomponente (siehe Abbildung 2). Diese ermöglicht das bekannte schnelle therapeutische Ansprechen.
Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht abschließend erforscht. Bekannt ist, dass Effekte an Calcium-Kanälen (L-Typ) an der prokinetischen Wirkung beteiligt sind. Die Erhöhung des Wassergehaltes wird unter anderem mit einer temporär erhöhten Elektrolytsekretion in das Darmlumen (z. B. Kalium, Chlorid, Hydrogencarbonat), einer Reduktion von Aquaporinen (AQP3) wie auch dem beschleunigten Darmtransit an sich in Verbindung gebracht. Die Plasmaelektrolytspiegel bleiben hiervon unbeeinflusst (siehe Abbildung 4).
Abbildung 2: Wirkweise der stimulierenden Laxantien Bisacodyl und Natriumpicosulfat.
Die Darmperistaltik spielt eine wichtige Rolle, wenn es um den Transport von Nahrungsbestandteilen durch den Dickdarm geht. Insbesondere die fortlaufenden hochamplitudigen Kontraktionswellen (sogenannte high amplitude propagaing contractions, HAPC) spielen hier eine wichtige Rolle.
Hier geht der Review auf eine besondere Eigenschaft von Bisacodyl ein: Es ließ sich in den hervorgerufenen peristaltischen Wellen (HAPC) in Bezug auf Druckanstieg, Dauer und Geschwindigkeit kein signifikanter Unterschied zur physiologischen Darmperistaltik erkennen. Fazit: Die durch Bisacodyl-induzierten peristaltischen Wellen im Darm erschienen qualitativ und quantitativ vergleichbar mit den natürlichen auftretenden peristaltischen Wellen.
In der Regel treten HAPCs vor allem morgens nach dem Aufwachen und nach den Mahlzeiten auf (Abbildung 3). In den meisten Fällen gehen sie auch mit einer Darmentleerung einher. Mit einer zeitlich abgestimmten Einnahme von Bisacodyl Dragées bzw. Zäpfen lässt sich deren Wirkung auf den Biorhythmus des Darms abstimmen.
Abbildung 3: Biorhythmus des Darms und empfohlener Einnahmezeitpunkt von Bisacodyl.
Bereits seit den 50er Jahren wird zur Wirksamkeit und Sicherheit von Bisacodyl geforscht. Die gute Wirksamkeit konnten in neueren klinischen Studien und Meta-Analysen bestätigt werden. Unter Behandlung mit Bisacodyl profitieren Patienten von einer signifikanten Verbesserung ihrer Stuhlfrequenz und einer deutlichen Verbesserung relevanter Obstipationsbeschwerden, wie z. B. der Stuhlkonsistenz oder Pressen beim Stuhlgang.
Seit Jahren ist bekannt, dass Bisacodyl die Lebensqualität von Patienten mit Verstopfung verbessert. Bislang unveröffentlichte Daten belegen zudem, dass Patienten zufriedener mit ihrer Darmtätigkeit sind und deutlich weniger durch Bauchbeschwerden oder abdominale Blähungen beeinträchtigt werden (statistisch signifikant gegenüber Placebo).
Neben den bekannten positiven Effekten auf die Stuhlfrequenz wird in dem Review auch ein neuer Aspekt beleuchtet: der Einfluss von Bisacodyl auf das Darmmikrobiom. Eine Studie an Patienten mit chronischer Obstipation untersuchte unter anderem die Stuhlflora. Hier fanden sich im Vergleich zu gesunden Probanden eine erniedrigte Konzentration an Bifidobacterien und Lactobacilli und eine erhöhte Konzentration an potentiell pathogenen Bakterien und/oder Pilzen.
Eine anschließende vierwöchige Behandlung mit Bisacodyl führte über eine Normalisierung der Darmtransitzeit zu einer Abnahme potentiell pathogener Keime, während sich die gesunde Darmflora (u. a. über Zunahme von Bifidobacterium, Bacteroides) wieder erholte.
Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen einer Behandlung mit stimulierenden Laxantien wie Bisacodyl zählen Durchfall und Bauchschmerzen. Studiendaten zeigen, dass sich diese parallel zu einer Anpassung der individuellen Dosis wie auch mit einem Fortschreiten der Behandlung deutlich bessern. Beachtenswert, Patienten bewerteten die Verträglichkeit einer Bisacodyl Behandlung signifikant besser als die einer Scheintherapie (p = 0.0058 vs. Placebo-Gruppe).
Die tägliche Einnahme von Bisacodyl hat – bei bestimmungsgemäßem Gebrauch – keine Effekte auf Serumelektrolyte. Diese blieben unverändert (siehe Abbildung 4). Vorhandene Daten (Leitlinien, Review-Artikel, klinische Studien/Erfahrungsberichte) erlauben zudem den Schluss, dass der bestimmungsgemäße Gebrauch von stimulierenden Laxantien wie Bisacodyl auch in der Langzeiteinnahme sicher ist.
Abbildung 4: Serumelektrolytkonzentrationen (Kalium, Natrium, Chlorid) – zu Beginn und Ende der Therapie: Keine Veränderungen unter täglicher Einnahme von Bisacodyl über vier Wochen durch chronisch Obstipierte.
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Corsetti M et al. Bisacodyl: A review of pharmacology and clinical evidence to guide use in clinical practice in patients with constipation. Neurogastroenterology & Motility 2021, 00:e14123, doi: 10.1111/nmo.14123
Dulcolax® Dragées/Dulcolax® Suppositorien. Wirkst.: Bisacodyl. Zusammens.: Arzneil. wirks. Bestandt.: 5 mg Bisacodyl/magensaftresistente Tablette bzw. 10 mg Bisacodyl/Zäpfchen. Sonst. Bestandt.: Dragees: Arab. Gummi, Carnaubawachs, Farbstoffe Chinolingelb (E 104), Gelborange S (E 110), u. Titandioxid (E 171), Glycerol, Lactose-Monohydrat, Macrogol 6000, Magnesiumstearat, Maisstärke, Methacrylsäure-Methylmethacrylat-Copolymer (1:1), Methacrylsäure-Methylmethacrylat-Copolymer (1:2), natives Rizinusöl, modifizierte Stärke, Sucrose, Talkum, gebleichtes Wachs. Suppositorien: Hartfett Anw.-geb.: Zur Anwdg. b. Obstipation, b. Erkrank., die eine erleichterte Defäkation erford., sowie zur Darmentleer. b. diagnost. u. therapeut. Eingriffen am Darm. Wie andere Abführmittel sollten Dulcolax® Dragées/Suppositorien oh. differentialdiagnost. Abklär. d. Verstopfungsurs. nicht tägl. od. über einen läng. Zeitraum eingenom. bzw angew. werden. Gegenanz.: Überempfindlichk. geg. Bisacodyl, Farbstoff Gelborange S od. sonst. Bestandt., Darmobstrukt., Ileus od. akute Erkrank. d. Magen-Darm-Trakts (z. B. entzündl. Erkrank., akute Appendizitis), starke Bauchschmerzen im Zusammenh. m. Übelkeit od. Erbr., d. Zeichen einer schw. Erkrank. sein können, seltene angebor. Unverträglichk. geg. einen Bestandt. d. AM, Stör. d. Wasser- u. Elektrolythaushaltes (z. B. erhebl. Flüssigkeitsmangel d. Körpers), Dragees: Kdr. < 2 J., Suppositorien: Kdr. < 10 J.;. Nebenw.: Immunsyst.: Selt. Überempfindlichkeitsreakt. Nicht bek. anaphylakt. Reakt., angioneurot. Ödem. Farbst. Gelborange S kann allerg. Reakt. hervorr. Stoffw./Ernähr.: Nicht bek. Dehydratation. GIT: Häuf. Bauchkrämpfe, Bauchschm., Diarrhoe, Übelk. Gelegentl. Erbrechen, Blutbeimengung i. Stuhl (Hämatochezie), Bauchbeschw., anorekt. Beschw. Nicht bek. Colitis. Nerven: Gelegentl. Schwindel. Nicht bek. Synkope. Verfügb. Informat. lassen verm., dass es sich hierb. um eine vasovag. Antw. auf Schm. i. Bauchraum od. d. Defäkation handelt. Unsachgemäße Anwdg. (zu lange u. zu hoch dosiert) kann z. Verlust v. Wasser, Kalium u. a. Elektrolyten u. dadurch zu Stör. d. Herzfkt. u. zu Muskelschw. führen, insb. bei gleichz. Einnah. v. Diuretika u. Kortikosteroiden. Die Empfindlichk. ggü. Herzglykosiden kann verstärkt werden. Warnhinw.: Dulcolax® Dragées enthalten Farbstoff Gelborange S, Lactose u. Sucrose. Apothekenpflichtig.
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, 65926 Frankfurt am Main. Stand: Dulcolax® Dragées: Juni 2018/ Dulcolax® Suppositorien: Juni 2020
MAT-DE-2102647 V1.0 05/21