Englische Erstveröffentlichung
Rüther L, Voss W, Heliyon 7 (2021) e06071
Studienart
Ex-vivo-Studie zum Vergleich der Galenik von fünf verschiedenen Wundpräparaten an einem gängigen Hautmodell
An der Luft trocknen lassen war gestern! Heute herrscht Konsens, dass eine unkomplizierte, narbenarme Wundheilung durch ein ideal-feuchtes Mikroklima auf der Wundoberfläche gefördert werden kann.1 Eine Ex-vivo-Studie mit einem Hautmodell verglich die Galenik verschiedener Wundpräparate und beobachtete dabei deutliche Vorteile bei Hydrogel-Grundlagen.2
Rüther L, Voss W, Heliyon 7 (2021) e06071
Ex-vivo-Studie zum Vergleich der Galenik von fünf verschiedenen Wundpräparaten an einem gängigen Hautmodell
Schnell ist es passiert: Ein kleiner Stolperer und schon findet sich eine lästige und sehr schmerzhafte Schürfwunde am Arm. In der professionellen Wundbehandlung von chronischen Wunden ist die ideal-feuchte Wundbehandlung schon lange fest etabliert. Die Autoren der Hautmodell-Studie sehen, basierend auf zahlreichen Publikationen und Studien aus der Vergangenheit, jedoch bedeutende Vorteile der modernen Wundversorgung bei allen Wundarten – auch „Bagatellwunden“ wie kleineren Verletzungen, Schnitt- oder Schürfwunden.
Die ideal-feuchte Wundbehandlung1 setzt auf ein förderndes Mikroklima in allen Phasen der Wundheilung:
Die Autoren der Ex-vivo-Studie verglichen fünf verschiedene galenische Zubereitungen in Bezug auf den Erhalt der Atmungsaktivität der geschädigten Haut bei gleichzeitiger intensiver Befeuchtung – zwei Parameter, die grundlegend für ein optimales Mikroklima auf der Wundoberfläche sind. Folgende Prüfformulierungen wurden im Vergleich zu einer unbehandelten Kontrolle untersucht:
Als Modell wurde Schweineohrenhaut* gewählt. Die Haut von Schweinen eignet sich als gängiges dermatologisches Modell, denn sie hat große anatomische und physiologische Ähnlichkeiten mit menschlicher Haut. Jeweils 0,1 g der Prüfformulierungen wurden einmalig topisch auf 2 cm² Scheineohrenhaut aufgetragen.
*(unverwertete Reste aus der Fleischproduktion)
Die Atmungsfähigkeit der Haut und damit die Sicherung der Sauerstoffzufuhr wurde über die Messung des transepidermalen Wasserverlustes TEWL innerhalb der ersten Stunde nach Auftrag bestimmt. Der TEWL ist ein Indikator für die Durchlässigkeit der Hautbarriere und den Gasaustausch des Gewebes mit der Umwelt. Der TEWL der unbehandelten Haut wird zu Beginn auf 100 % festgelegt.
Die Hydrogel-Grundlagen der Tyrosur® Hydrogele zeigten keinen okklusiven Effekt. Die geringe Reduzierung des TEWL regenerierte sich bald wieder auf den Ausgangswert. Nach einer Stunde zeigten sich signifikante Unterschiede der Hydrogele im Vergleich mit der semi-okklusiven Salbe sowie weißer Vaseline (p < 0,05).
Der feuchtigkeitsbindende Effekt wurde innerhalb der ersten fünf Stunden nach Auftrag durch Corneometrie bestimmt. Die mit den Tyrosur® Hydrogel-Grundlagen behandelten Bereiche zeigten nach nur einer Stunde einen signifikant erhöhten Hautfeuchtigkeitsgehalt gegenüber okklusiver Weißer Vaseline und der semi-okklusiven Wundsalbe (p < 0,05). Fünf Stunden nach der Applikation zeigte sich zudem ein signifikanter Unterschied im Befeuchtungsgrad zwischen den Dexpanthenol-enthaltenden Grundlagen (Tyrosur® CareExpert Wundgel, Bepanthen® Wund- und Heilsalbe) gegenüber den Formulierungen ohne Dexpanthenol. Diese Daten deuten auf eine anhaltende Befeuchtung des Gewebes durch Dexpanthenol hin (Dexpanthenol-Effekt).
Auch bei der Behandlung von Alltagswunden bietet das Prinzip der ideal-feuchten Wundbehandlung viele Vorteile: Die Wundheilung wird beschleunigt, die Infektionsrate erniedrigt, der Verbandwechsel kann schmerzfreier und gewebeschonend durchgeführt und die Narbenbildung reduziert werden.2
Die Ergebnisse der Ex-vivo-Hautmodell-Studie geben Hinweise auf eine geeignete Grundlage für die ideal-feuchte Wundbehandlung: Aufgrund der fettfreien Galenik, die auf der Kombination von Wasser, Propylenglykol und Carbomer basiert, blieb das Gewebe beim Einsatz von Hydrogelen atmungsaktiv und gut befeuchtet. Der Zusatz von Dexpanthenol verbesserte die Hautfeuchte zusätzlich und deutlich stärker als in einer Salben-Grundlage.
1 Ferreira, A. et al., MIMS Dermatology, June 2009 | Vanscheidt. Pharmazeutische Zeitung, 29/2010. | Vanscheidt, Dissemond, Münter. Medical Tribune 2018; 49:44.
2 Rüther L, Voss W. Hydrogel or ointment? Comparison of five different galenics regarding tissue breathability and transepidermal water loss. Heliyon 7 (2021) e06071. doi.org/10.1016/j.heliyon.2021.e06071
Tyrosur® Wundheilgel ist ein Arzneimittel, Tyrosur® CareExpert Wundgel ist ein Medizinprodukt.
Tyrosur® Wundheilgel. Wirkstoff: Tyrothricin. Zusammensetzung: 100 g Gel enthalten 0,1 g Tyrothricin. Sonstige Bestandteile: Cetylpyridiniumchlorid 1 H₂O, Propylenglykol, Ethanol 96 %, Carbomer (40 000 - 60 000 mPa·s), Trometamol, gereinigtes Wasser. Anwendungsgebiete: Zur lindernden Behandlung von kleinflächigen, oberflächlichen, wenig nässenden Wunden mit bakterieller Superinfektion mit Tyrothricin-empfindlichen Erregern wie z. B. Riss-, Kratz-, Schürfwunden. Gegenanzeigen: Nicht anwenden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe. Nicht zur Anwendung auf der Nasenschleimhaut. Nebenwirkungen: Sehr selten kann es zu Überempfindlichkeitserscheinungen, wie z. B. Brennen auf der Haut, kommen. Warnhinweis: Enthält Propylenglycol! Stand: November 2020. Engelhard Arzneimittel GmbH & Co. KG, 61138 Niederdorfelden.