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Erstmals klare Empfehlung für Ambroxol (Mucosolvan®) zur symptomatischen Therapie

Akuter Husten: Ob trocken oder verschleimt ist für die OTC-Beratung primär nicht bedeutsam

01.09.2019, 06:07 Uhr


Deutsche Erstveröffentlichung

Pneumologie (2019);73:143-1801

Art der Veröffentlichung

Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
zur Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten

(Guidelines of the German Respiratory Society for Diagnosis and Treatment
of Adults Suffering from Acute, Subacute and Chronic Cough)

Akuter Erkältungshusten ist die Domäne der Selbstmedikation

Im April 2019 erschien die neue Husten-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Für die Beratung in der Apotheke hat diese neue Leitlinie eine große Bedeutung: Die Autoren weisen nämlich auf den Stellenwert der Selbstmedikation des akuten Hustens hin. Sie plädieren dafür, Husten symptomatisch zu behandeln, und zwar mit evidenzbasierten Wirkstoffen und Medikamenten.

Konkret heißt es dazu in der Studie: Der akute Erkältungshusten ist überwiegend viraler Genese und die Domäne der Selbstmedikation.

Auch die Beratungsleitlinie Husten der ABDA und der Bundesapothekerkammer befindet sich aktuell in Überarbeitung und soll relevante neue Aspekte der hier vorgestellten Leitlinie berücksichtigen.

Husten: akut-subakut-chronisch

Die häufigste Ursache des Hustens ist eine Erkältung, also eine akute, spontan abklingende, meist virale Erkrankung der oberen und/oder unteren Atemwege. Als akut gilt der Husten, wenn die Symptome bis zu zwei Wochen andauern. Als subakut wird Husten immer dann klassifiziert, wenn er zwischen zwei und acht Wochen anhält. Diese Zeitspanne (zwei bis acht Wochen) deutet oft darauf hin, dass der Infekt nur verzögert abklingt.

Chronischer Husten hingegen ist ein Symptom eines breiten Spektrums von Erkrankungen (beispielsweise COPD, Asthma, Herzerkrankungen, Aspirationen, Tumoren) und sollte unbedingt diagnostisch abgeklärt werden. Das bedeutet, dass die Apotheke den Patienten dann kurzfristig an den Arzt verweisen sollte. Allerdings lässt sich bei etwa 20 Prozent der Patienten mit chronischem Husten keine eindeutige Ursache feststellen.

Akuter Husten: Hypersensitivität des Hustenreflexes durch Entzündung und Neuromodulation

Die Autoren der Leitlinie betonen, dass die Hustensymptomatik bei einer akuten Erkältung wesentlich durch eine neuronale Hypersensitivität des Hustenreflexes ausgelöst wird. Diese Hypersensitivität entsteht durch Entzündungsvorgänge und eine Neuromodulation der betroffenen Schleimhäute. So können Entzündungsmediatoren die Erregbarkeit von Nervenfasern über unterschiedliche Mechanismen erhöhen. Zu diesen Mediatoren zählen Trachykinine, Bradykinin und Prostaglandine. Sie werden bei viralen und auch bei bakteriellen Entzündungen in der Schleimhaut vermehrt produziert und können die Husten-Rezeptoren der Atemwege auch direkt sensibilisieren.

Produktiver und nicht produktiver (trockener Reiz-) Husten: Primär kein Unterschied in der Behandlung!

In der Beratung von Patienten mit der Symptomatik Erkältungshusten war es bisher üblich, nach der Art des Hustens zu fragen: „Ist Ihr Husten trocken oder verschleimt?“ Oftmals konnten Patienten diese Frage nur zögerlich beantworten. Das kann daran liegen, dass die Grenzen zwischen diesen beiden Kategorien fließend sind. Mitunter kann sich ein Reizhusten für den Patienten auch als Verschleimung anfühlen. Die vorliegende Leitlinie spricht für die professionelle Beratung in der Apotheke folgende Empfehlung aus: Die Unterscheidung zwischen produktivem Husten und Reizhusten ist aus therapeutischer Sicht nicht bedeutsam. Primär entscheidend für die Therapieempfehlung ist die Dauer des Hustens, sekundär dann das klinisch vorherrschende Symptom. 

Leitlinie stellt klar:

Beim akuten Erkältungshusten ist die Unterscheidung zwischen produktivem Husten und Reizhusten für die Therapie primär nicht bedeutsam.

Neu: Klare Empfehlung für evidenzbasierte Therapeutika zur Symptomlinderung bei akutem Erkältungshusten

Viral bedingter Erkältungshusten kann eine symptomatische Therapie erfordern, etwa mit Antitussiva oder Protussiva (Expektorantien). Expektorantien erhöhen das Sekretvolumen und verringern die Viskosität des Sekretes und fördern damit die bronchiale Reinigung. Sie erleichtern dadurch das Abhusten und können die Beschwerden subjektiv bessern. Denn die Elimination des Sekretes, so die Leitlinie, entlastet die Hustenrezeptoren und lindert dadurch den Hustenreiz. Zusätzliche pharmakologische Eigenschaften (antientzündlich, antioxidativ, lokalanästhetisch, antiviral)  könnten für ihre Wirksamkeit mit verantwortlich sein. Die neue Leitlinie empfiehlt daher nun erstmals die symptomatische Therapie mit evidenzbasierten Therapeutika. Aussagekräftige Studien liegen jedoch nicht für alle Medikamente dieser Wirkklasse vor. Anders ist das bei Ambroxol (Mucosolvan®). Für diesen Wirkstoff, so die Leitlinie, existiert eine aussagekräftige placebokontrollierte Studie.

Welche Daten zu Ambroxol überzeugten die Autoren der neuen Leitlinie?

Die Empfehlung für Ambroxol in der symptomatischen Behandlung von akutem Erkältungshusten basiert unter anderem auf einer placebokontrollierten klinischen Studie.2

Die Autoren sahen diese Studie als relevant an, denn sie liefert für den Einsatz von Ambroxol bei akutem Erkältungshusten evidenzbasierte Daten hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit. Der primäre Endpunkt in dieser GCP (Good Clinical Practice)-konformen Studie war die Ansprechrate auf die Behandlung (so genannte Responder-Rate). Er beschreibt den Benefit von Ambroxol in einer wissenschaftlich zuverlässigen und für die Patienten relevanten Art und Weise.

Ambroxol ist Placebo signifikant überlegen

676 Patienten mit akuter Bronchitis erhielten über einen Zeitraum von zwei Wochen jeweils einen bestimmten, definierten Wirkstoff oder Placebo. Ambroxol wurde dabei in einer Dosierung von dreimal 30 mg täglich an den ersten drei Tagen verabreicht, danach bis zum 14. Tag in einer Dosis von zweimal 30 mg täglich. Im Rahmen von Kontrolluntersuchungen untersuchten Ärzte, ob die Patienten auf die Therapie ansprachen oder nicht (Responder/Non-Responder-Rate). Die Kontrolltermine fanden zu Beginn der Behandlung (Visite 1), nach einer beziehungsweise zwei Wochen der Behandlung (Visiten 2+3) sowie zwei Wochen nach Behandlungsabschluss (Visite 4) statt.

Abb.: Responder-Rate in der Therapie mit Ambroxol oder Placebo, erfasst durch einen Prüfarzt im Rahmen der Visite 2.

Im Ergebnis zeigte sich, dass sich die Symptomatik in allen Behandlungsgruppen rasch besserte, allerdings war der Rückgang bei den mit Placebo behandelten Patienten langsamer und weniger vollständig. Die Responder-Raten lagen bei den mit Ambroxol behandelten Patienten signifikant höher (89,6 Prozent) als unter Placebo (77,3 Prozent).

Auch Real-World-Daten zu Ambroxol flossen in die Leitlinie ein

Die Autoren der Leitlinie griffen in ihrer Empfehlung für den Einsatz von Ambroxol auch auf Real-World-Daten zurück. Diese Daten wurden im Rahmen einer Apotheken-basierten Umfrage erhoben und 2018 veröffentlicht.3

Die befragten Patienten bezogen in deutschen Apotheken Ambroxol-haltige Medikamente (Mucosolvan® Retardkapseln, Lutschpastillen, Kindersaft, Hustensaft). Hier gaben viele Patienten eine günstige subjektive Wirksamkeit auf den Husten bei Selbstmedikation mit Ambroxol bei der akuten Bronchitis an, so die Autoren der Leitlinie.
 

Zusammenfassung

Was bedeutet die neue Husten-Leitlinie für die Beratung in der Apotheke?

  • Um die Hustensymptome zu lindern und schneller abklingen zu lassen sollen bestimmte Phytotherapeutika oder Ambroxol, beide mit klinisch bestätigten Wirksamkeitsnachweisen, verwendet werden. Diese Empfehlung bezieht sich auf akuten Husten wie er im Rahmen von Erkältungskrankheiten häufig auftritt.
     
  • Handelt es sich um einen akuten, trockenen Reizhusten, so sollte Dextromethorphan für bis zu sieben Tage eingesetzt werden.
     
  • Im Rahmen von akutem Erkältungshusten ist die Hypersensitivität des Hustenreflexes die Hauptursache für den Husten. Gründe für diese Hypersensitivität sind Entzündungsvorgänge und Neuromodulation in der betroffenen Schleimhaut. Ambroxol hat eine antientzündliche Wirkkomponente.
     
  • Die häufig primär nachgefragte Unterscheidung zwischen trockenem und verschleimtem akutem Husten ist therapeutisch nicht bedeutsam, so die Leitlinie. Sie ist im Einzelfall schwierig zu treffen, und die Grenzen sind zudem fließend.
     
  • Die Leitlinie betont die Bedeutung der Selbstmedikation beim akuten Erkältungshusten, also den Besuch und die Beratung in der Apotheke.
     
  • Der akute Erkältungshusten ist daher, was die Beratung und Empfehlung betrifft, eine Domäne der Apothekerinnen und Apotheker.


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Autorin

Eva-Maria Hierl

Medical Writer, Apothekerin


Quellen
 

1 Kardos P et al. [Guidelines of the German Respiratory Society for Diagnosis and Treatment of Adults Suffering from Acute, Subacute and Chronic Cough]. Pneumologie 2019; 73:143-180.

2 Matthys H et al. Efficacy and Tolerability of Myrtol Standardized in Acute Bronchitis. A multi-centre, randomised, double-blind, placebo-controlled parallelgroup clinical trial vs. cefuroxime and ambroxol. Arzneim.-Forsch./Drug Res. 2000; 50 (II): 700-11.

3 Kardos et al. Characterization of differential patient profiles and therapeutic responses of pharmacy customers for four Ambroxol formulations. BMC Pharmacology and Toxicology (2018) 19:40.


Pflichttext

 

Mucosolvan® 1mal täglich Retardkapseln.

Mucosolvan® Hustensaft 30 mg/5ml.

Mucosolvan® Lutschpastillen 15 mg.

Wirkstoff: Ambroxolhydrochlorid. Sonst. Bestandt.: Retardkapseln: Crospovidon, Carnaubawachs, Stearylalkohol, Magnesiumstearat, Gelatine, gereinigtes Wasser, Titandioxid, Eisenoxide, Schellack. Hustensaft: Benzoesäure, Hydroxyethylcellulose, Sucralose, Aromastoffe (enth. Propylenglycol), gereinigtes Wasser. Lutschpastillen: Sorbitol, Mannitol, hydrierte Oligosaccharide, Arabisches Gummi, Eukalyptusöl, dünnflüssiges Paraffin, Pfefferminzöl, Saccharin-Natrium, gereinigtes Wasser. Anw.-geb.: Sekretolytische Therapie bei akuten und chronischen bronchopulmonalen Erkrankungen, die mit einer Störung von Schleimbildung und -transport einhergehen. Gegenanz.: Überempfindlichkeit gegen einen Inhaltsstoff, Kinder unter 6 Jahren (nur Lutschpastillen) bzw. 12 Jahren (nur Retardkapseln). Nur auf ärztliche Anweisung: Kinder unter 2 Jahren (nur Hustensaft), Schwangerschaft, Stillzeit, beeinträchtigte Nierenfunktion, schwere Lebererkrankung, gestörte Bronchomotorik, größere Sekretmengen. Nebenw.: Überempfindlichkeitsreakt., anaphylakt. Reakt. incl. anaphylakt. Schock, Angioödem, Juckreiz, Hautausschlag, Urtikaria, schwere Hautreakt. (incl. E. multiforme, SJS, TEN, AGEP), Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Dyspepsie, Bauchschm., Sialorrhö, Dyspnoe, Fieber, Schleimhautreakt. Zusätzlich bei Hustensaft und Lutschpastillen: Geschmacksstörungen, Taubheitsgefühl im Mund, Mundtrockenh., Trockenh. im Hals, Taubheitsgef. im Rachen. Warnhinweis: Hustensaft: Enthält Benzoesäure und Propylenglycol. Lutschpastillen: Enthält Sorbitol, Pfefferminzöl und Eukalyptusöl. Apothekenpflichtig.

Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, 65926 Frankfurt am Main.

Stand: Hustensaft, Lutschpastillen: Dezember 2019; Retardkapseln: März 2020 
 

MAT-DE-200493 Stand: November 2020


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