Personen

Nachruf: Pharmaziedirektor i. R. Dr. Friedrich Gloggengießer verstorben

Bereits am 29. März diesen Jahres ist Pharmaziedirektor i. R. Dr. Friedrich Gloggengießer im gesegneten Alter von 92 Jahren in seinem geliebten Geburtsort Lindau verstorben.

Nachruf: Pharmaziedirektor i. R. Dr. Friedrich Gloggengießer verstorben

Am 26. Juli 1930 erblickte er dort am bayerischen Bodensee das Licht der Welt, wo er auch noch auf der Insel das Gymnasium, welches sein Vater als Direktor leitete, zusammen mit seinem älteren Bruder Helmut – zahllosen Münchnern als Mathematik- und Physiklehrer, Fachbuchautor und ebenso als Schulleiter bekannt – be­suchen konnte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte er an der Ludwig-Maximilians-Universität in München sein Wunschstudium der Pharmazie aufnehmen; im Dezember 1955 erhielt er die Approbation als Apotheker. Weil er sich zeitlebens als Apotheker fühlte, gab er diese erst im Jahre 2021 zurück.

Nach seiner Promotion 1957 bei Prof. Dr. Hörhammer in Pharmakognosie zum Thema „Über zwei neue Flavonglykoside aus Polygonum orientale L.“ ging er in „die vogelwilde Industrie“, wie er es manchmal ausdrückte, nämlich zur Boehringer Ingelheim, wo er einige Jahre als Herstellungs­leiter tätig war, was ihn allerdings dazu bewog, in die Aufsichtsbehörde im pharmazeutischen Sektor gelangen zu wollen. Noch in München heiratete er seine Frau Ursula Landgraf, eine Bremerin, die damals als Kauffrau bei Asid-Bonz tätig war. In Ingelheim wurden sie Eltern ihres einzigen Sohnes Christian Karl.

1963 erreichte Dr. Gloggengießer sein Berufsziel: Er begann als bayerischer Arzneimittelüberwachungsbeamter zu arbeiten, zunächst für die beiden Regierungsbezirke Oberpfalz und Niederbayern, somit zwischen den Büros in Regensburg und Landshut pendelnd, dann ab 1978 mit der Ernennung zum Pharmaziedirektor nur noch in Regensburg als Leiter des Sachgebiets Pharmazie. Er durfte sich also über 30 Jahre lang – bis zu seiner Pensionierung im März 1995 – seinen Berufswunsch erfüllen, auch wenn ihn so manches Berufliche plagte wie die berüchtigten Autobahntierärzte, seine Aufbauhilfe nach dem Mauerfall in den neuen Bundesländern und so einige Politiker in München. Da half ihm oft, dass sein Vorgesetzter ein ehemaliger Kommilitone war: der Träger der Ehrennadel der Bayer. Apotheker für besondere Verdienste: Ministerialrat Dr. Walter Kirmayer († 2010).

Auch an der Ausbildung des pharmazeutischen Nachwuchses wirkte Dr. Gloggengießer viele Jahre lang intensiv mit: Er hatte den Vorsitz des Prüfungsausschusses an den PTA-Schulen in Passau und später in Regensburg inne. Weiterhin dozierte er an der Universität Regensburg das Fach „Spezielle Rechtsgebiete für Pharmazeuten“ und für Pharmaziepraktikanten referierte er bei den begleitenden Unterrichtsveranstaltungen. Sehr vielen Apothekern ist er auch von 1987 an als fachlich anspruchsvoller und dennoch menschlicher Prüfer im Dritten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung bekannt. Schon seit Mitte der 1960er-Jahre war er beim pharmazeutischen Vorexamen als Prüfer aktiv, denn der beste Stand des Wissens und Könnens für die Einbindung schon der werdenden Kollegen in den Apothekerberuf mit dem gemeinsamen Streben nach einer möglichst hohen Qualität auch der praktischen Pharmazie in der Gesellschaft lag ihm immer am Herzen.

So kam es auch, dass er 1980 in Regensburg anlässlich der dortigen Jahrestagung der pharmazeutischen Überwachungsbeamten als einer der Initiatoren der Gründung des Bundesverbandes der Apotheker im öffent­lichen Dienst (BApÖD) auftrat. Man wählte ihn 1981 zum Gründungsvorsitzenden, was ihn deutschlandweit berufspolitisch bekannt machte aber auch viel Kraft im Alltag kostete. Eine der späteren berufspolitischen Auswirkungen des Verbandes war die Einführung des Fachapothekers für öffentliches Gesundheitswesen. Dies erfreute noch den Pensionisten und Ehrenvorsitzenden Dr. Gloggengießer nach vielen Jahren anstrengender Verbandsarbeit; mit Enttäuschung musste er die Auflösung des Berufsverbands zur Kenntnis nehmen.

Seinen Ruhestand genoss das Ehepaar Gloggengießer noch einige Jahre in der Natur des Allgäus, wohnend am Weißensee bei Füssen. Nach dem plötzlichen Tod seiner Gattin Ursula suchte zog Dr. Gloggengießer wieder an den vertrauten Ort seiner Kindheit und Jugend: Lindau am Bodensee. Er ging zu den Abiturtreffen, auch als nach einiger Zeit die stolzen Lindauer Inselabiturienten nur noch zu dritt ihre gemeinsame Vergangenheit feiern konnten: ein ehemaliger Landrat, ein ehemaliger Landwirtschaftsbe­amter und eben ein Apotheker, „kein ehemaliger“, wie er beim schließlich vierzehntägigen Treffen stets erwähnt haben soll. Er konnte noch viele berufliche Anekdoten mit ernster Mimik und einem lachenden Augenzwinkern anschaulich erzählen – auch seinem amtlichen Nachfolger.

Seiner Nachbarschaft war er dort als täglicher tapferer Spaziergänger bekannt. Das seien die Ursachen seines über neunzigjährigen, fast immer gesunden Lebens gewesen: bereits als Gymnasiast kein Sport außer häufigen Spaziergängen, Wandern und Schwimmen, keinesfalls rauchen, wenig Alkohol, immer mediterran und nie zu viel speisen, beste Musik hören und auserwählte Texte lesen, gute Beziehungen möglichst lange aufrechterhalten, die bayerisch-schwäbische Genügsamkeit alltäglich umsetzen und sich von Gott ein erfülltes Familien- und Berufs­leben schenken lassen, wenn man es überreicht bekommt. Seine medizinische Überzeugung war: „Ein Drittel des gesunden Lebewesens bewirken dessen Gene, ein Drittel die vorsich­tige Lebensführung, ein Drittel regeln beste Medikamente und ja – auf das wichtigste Drittel hat der Mensch gar keinen Einfluss!“

Sein gewünschtes Grab ist wie das seines Bruders bei seinen zahlreichen Vorfahren in Lindau, womit sich für ihn der Kreis schloss.

Dr. Friedrich Gloggengießer hat es als promovierter Apotheker der staatlichen Aufsicht in der Pharmazie verstanden, seine Tätigkeiten mit Herz und Verstand sowie mit viel Verständnis für all die praktischen Dinge durchzuführen. Mit seinem bewusst pragmatischen Ansatz in der Über­wachung und seiner besonnenen Art hat er die unterschiedlichen Aufgaben mit Blick über den Tellerrand hinaus absolviert und jahrzehntelang zur Arzneimittelsicherheit nicht nur für Bayern, sondern auch für Deutschland beigetragen.

Wir verlieren einen geschätzten Kollegen und Menschen. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.

Ltd. Pharmaziedirektor Dr. Albert Vogt, Regierung von Oberfranken

Christian Gloggengießer, Sohn des Verstorbenen, Kreuth

config_id: user_is_logged_out_and_article_is_DAZ_plus

Jetzt abonnieren und weiterlesen!

Sie haben noch kein Abo?

Abonnieren und die DAZ unbegrenzt lesen.

(Bitte beachten Sie, für den Abschluss eines Abos müssen Sie zunächst eine DAViD-Registrierung abschließen. Die Zugangsdaten von DAZ.online sind nicht mehr gültig. Sie werden auf die Registrierungsseite weitergeleitet, sollten Sie nicht eingeloggt sein.)

oder

Sie registrieren sich bei DAViD und schalten anschließend Ihr bestehendes Abonnement für die Website frei.

config_id: user_is_logged_in_and_article_is_DAZ_plus

Jetzt abonnieren und weiterlesen!

Abonnieren und die DAZ unbegrenzt lesen.

(Bitte beachten Sie, für den Abschluss eines Abos müssen Sie zunächst eine DAViD-Registrierung abschließen - Sie werden auf die Registrierungsseite weitergeleitet, sollten Sie nicht eingeloggt sein.)

config_id: user_is_logged_out_and_article_is_DAZ_reg

Jetzt einloggen und weiterlesen!

oder

Abonnieren und die DAZ unbegrenzt lesen.

(Bitte beachten Sie, für den Abschluss eines Abos müssen Sie zunächst eine DAViD-Registrierung abschließen, die Zugangsdaten von DAZ.online sind nicht mehr gültig. Bitte registrieren Sie sich einmal neu. Sie werden auf die Registrierungsseite weitergeleitet, sollten Sie nicht eingeloggt sein.)