Laudatio: Professor Bernd W. Müller zum 80. Geburtstag

Prof. Dr. Dr. h.c. Bernd W. Müller
Im August dieses Jahres wurde Prof. i. R. Dr. Dr. h.c. Bernd W. Müller 80 Jahre alt. Professor Müller hat in München Pharmazie studiert und danach in Marburg unter der Leitung von Professor List promoviert und später habilitiert. Unmittelbar darauf ging es für drei Jahre als Associate Professor nach Groningen in den Niederlanden, bevor er 1979 auf eine C4-Professur für Pharmazeutische Technologie nach Kiel kam. Die Abteilung war damals noch im Gebäude der Pharmazeutischen Chemie unter dem Dach untergebracht. Es dauerte zehn Jahre, bis er den Neubau der Pharmazeutischen Technologie in Betrieb nehmen konnte. Auf dem 36. APV-Jahreskongress, der 1990 in bewegten Zeiten in Kiel stattfand, wurde der Neubau präsentiert. Dieser Neubau sowie eine von ihm gegründete Firma haben es ihm ermöglicht, durch unermüdliche Arbeit die Kieler Technologie hervorragend auszustatten und auf ein konkurrenzloses Niveau zu bringen. Sein untrügliches Gespür für innovative Ideen haben zu wichtigen Entwicklungen u. a. in den Bereichen der Herstellung von Partikeln mit überkritischen Fluiden, der Mikroemulsionen, beim Einsatz von Cyclodextrinderivaten oder dem Partikeldesign geführt. Gesundheitliche Probleme seit den 90er-Jahren zwangen ihn kürzerzutreten und letztendlich 2004 vorzeitig in den Ruhestand zu gehen. Professor Müllers intensive wissenschaftliche Aktivität spiegelt sich neben der Vielzahl seiner Veröffentlichungen und Patenten in über 80 Doktorandinnen und Doktoranden wider, die unter seiner Leitung promovierten. Darüber hinaus gab es zahlreiche internationale Zusammenarbeiten, z. B. mit der Universität in Oslo, Norwegen, über die auch eine große Zahl an Diplomarbeiten und einige Promotionen entstanden.
Professor Müller hat seine Fähigkeiten und seine Person lange in den Dienst der Arbeitsgemeinschaft für pharmazeutische Verfahrenstechnik e. V. (APV) gestellt. 1979 hat er als erster den APV-Preis für „Fortschritt in der Pharmazeutischen Technologie“ erhalten. Später war er in Fachgruppen aktiv, hat Kurse organisiert, Vorträge gehalten und eine APV-Monographie über Suppositorien geschrieben. Von 1982 bis 1996 war er im Vorstand der APV, die letzten sechs Jahre als Vizepräsident. In dieser Zeit hat er viele wichtige Entwicklungen initiiert und vorangetrieben. Er hat sich nie gescheut, Verantwortung zu übernehmen, sei es z. B. bei der Anschaffung neuer EDV-Anlagen für die APV oder der wissenschaftlichen Organisation des „1. World Meetings on Pharmaceutics, Biopharmaceutics and Pharmaceutical Technology“ 1995 in Budapest. Erst die Rücksichtnahme auf seine Gesundheit und das fürsorgliche Drängen seiner Frau Barbara haben ihn aus der ersten Reihe der APV zurücktreten lassen. 1998 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft der APV verliehen. Lange Jahre war er weiterhin Mitglied der Satzungskommission.
Professor Müller war auch in anderen Fachgesellschaften und wissenschaftlichen Zeitschriften aktiv. Hervorzuheben sind seine Aktivitäten in der Arzneibuchkommission, wo er unter anderem längere Zeit den Fachausschuss für Pharmazeutische Technologie leitete.
Neben vielen internationalen Kontakten hat er besonders die Beziehungen nach Polen gepflegt. Von spezieller Bedeutung waren die Kontakte zur Medizinischen Universität Poznan. Zahlreiche Gäste aus Polen von Doktorandinnen und Doktoranden über Postdocs zu Professorinnen und Professoren konnten in längeren Aufenthalten in der Pharmazeutischen Technologie in Kiel von den herausragenden Arbeitsmöglichkeiten profitieren. Er hat als erster westdeutscher Pharmazeut an den Deutsch-Polnischen Symposien für Pharmazeutische Wissenschaften teilgenommen. Über seine Habilitanden Rainer Müller, Peter Kleinebudde und Hartwig Steckel, die später auch Professoren in Berlin, Halle/Düsseldorf und Kiel wurden, wuchs das Netzwerk mit der Zeit. Für seine Verdienste um die Beziehungen zwischen polnischen und deutschen pharmazeutischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhielt er 1996 die Ehrendoktorwürde der Universität Poznan und wurde 2011 mit der Lukasiewicz-Medaille der Polnischen Pharmazeutischen Gesellschaft ausgezeichnet.
Auch wenn er sich aus dem wissenschaftlichen Alltag zurückgezogen hat, nimmt Professor Müller immer noch interessiert Anteil an den Aktivitäten seiner Technologen in Kiel, schaut regelmäßig im Institut vorbei und hat immer eine lustige Anekdote parat. Daneben genießt er gemeinsam mit seiner Frau das Leben und bricht nach wie vor jedes Jahr zum großen Sommertörn mit seinem Motorboot auf.
Aus Anlass seines 80. Geburtstages organisierten die Alumni seines Arbeitskreises Mitte September, nach der Rückkehr vom diesjährigen Törn, eine Feier in Kiel. Beinahe sechzig seiner ehemaligen Doktorandinnen und Doktoranden waren aus dem In- und Ausland angereist und genossen zusammen mit Institutsmitarbeiterinnen nach Jahrzehnten das Wiedersehen. Eingeleitet wurde der Tag durch einen Besuch des Institutes, an dem die Gäste durch die derzeitige Lehrstuhlinhaberin, Prof. Dr. Regina Scherließ, herzlich begrüßt und über die heutigen Aktivitäten und Veränderungen am Lehrstuhl informiert wurden. Besonders der Durchgang durch die Laborräume weckte bei vielen intensive Erinnerungen, und es wurde herzlich gelacht. Im Anschluss wurde bei spätsommerlichem Wetter und mit Blick auf die Kieler Förde gemeinsam mit dem Jubilar angestoßen, gegessen und gefeiert. Alle Anwesenden waren froh, Professor Müller in so guter Verfassung zu erleben und ihn hochleben lassen zu können. Er ist so bescheiden, uneitel, scharfzüngig, großzügig und humorvoll wie eh und je. Professor Müller erhielt in Begleitung seiner Ehefrau ein reich bebildertes Erinnerungsbuch, in dem ihm viele seiner ehemaligen Mitarbeitenden ihren persönlichen Dank ausdrückten, ihre Erinnerungen an die schöne und bisweilen aufregende Institutszeit teilten und ihm ihre besten Wünsche für viele weitere Lebensjahre mitgaben. Wie so oft bei diesen seltenen Treffen verging der Tag viel zu schnell, nicht annähernd konnte man die vielen gemeinsamen Erlebnisse umfassend austauschen und sich gegenseitig wieder auf einen aktuellen Stand bringen. Die vielen fröhlichen Gesichter auf den über den Abend entstandenen Fotos werden alle noch lange an dieses Geburtstagsfest erinnern.
Wir wünschen Professor Müller und seiner Frau Bärbel von ganzem Herzen alles Gute, gute Gesundheit und viel Freude! Ad multos annos.
Im Namen der Ehemaligen: Oliver Gloger, Peter Kleinebudde, Hans Lindner, Regina Scherließ und Hartwig Steckel