Fragen waren unpassend
Zum Interview mit Dr. Thomas Trümper, Vorsitzender des Phagro, DAZ Nr. 22 vom 29. Mai, S. 21
Aus meiner Tätigkeit als selbstständiger Apotheker ergibt sich für mich, dass mehrere Fragen Ihres Redakteurs an Dr. Thomas Trümper in Stoßrichtung und Inhalt für unseren Beruf, für den Ihre Zeitung steht, nicht passend sind.
Den logistischen Teil meiner Aufgabe verstehe ich so, dass ich meine Patienten durch eigene vorausschauende und pharmazeutisch bedarfsgerechte Lagerhaltung, wo notwendig, aber auch mithilfe schnellstmöglicher Belieferung, durch den Großhandel bestmöglich versorge. Effizienzsteigerung durch andere logistische Abläufe beim vollversorgenden Großhandel hätten, so meine ich, automatisch Einschränkungen bei der Versorgung der Patienten zur Folge. Allein die Rabattverträge erfordern eher zusätzliche als weniger Belieferungen. Ob man in anderen Ländern oder ob Apotheker bei uns mit schlechterer oder seltenerer Lieferung von Arzneimitteln zufrieden sind, ist hierbei unerheblich. Es kann nur um die best- und schnellstmögliche Versorgung gehen.
Ich finde z.B. die Frage immens wichtig, ob alle Gegenden Deutschlands (Extremlagen, die aber selbsterklärend sind, wie Inseln, ausgenommen) mit gleicher Frequenz versorgt werden. Für die von mir zu versorgenden Patienten in einer oberbayerischen Gemeinde mit ihrem Einzugsgebiet ist es z.B. nicht egal, ob ich eine Belieferung zu bestimmten Zeitlagen erhalte oder ob mir dies, wie geschehen, verweigert wird. Da, wie bekannt ist, die öffentlichen Apotheken die gesetzliche Pflicht zur Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln haben und eine gesetzliche Belieferungspflicht des Großhandels gegenüber der pharmazeutischen Industrie besteht, muss meines Erachtens hier eine Gesetzeslücke geschlossen werden (auch wenn genaue Konditionen hier nicht erörtert werden können): Der pharmazeutische Großhandel muss gesetzlich verpflichtet werden, alle Apotheken zu vergleichbaren Zeitlagen zu beliefern. Es kann eben gerade nicht, wie bisher, der momentanen Geschäftspolitik der jeweiligen Großhandelsniederlassung überlassen bleiben, welcher Apotheke – und damit deren Patienten – häufigere Belieferungen und Belieferungen mit deutlich kürzerer Bestellfrist ermöglicht werden und welcher Apotheke nicht, denn jeder, der ein Medikament benötigt, ist prinzipiell gleich viel wert.
Falls dafür (wieder) mehr regionale Lager notwendig sind, sollten wir uns für dieses Ziel einsetzen.
Gewisse Nachteile bei bestimmten Lieferanten in jüngerer Zeit, z.B. dass die EDV-technisch „durchgestylten“ Abläufe der Großhandlungen, wenn sie nicht durch flexible Mitarbeiter flankiert werden, uns als Apotheke nicht ausschließlich Vorteile bringen, sondern an einigen Stellen, wie ich finde, mehr Arbeit machen als früher, werden vom Phagro erwartungsgemäß nicht thematisiert. Davon abgesehen kann ich hinter den Antworten von Dr. Trümper durchweg mehr stehen als hinter den Fragen des Redakteurs „meiner“ Deutschen Apotheker Zeitung.
Vermutlich argumentiert der Redakteur ungewollt für andere Branchen oder es sind ihm die Sorgen und Probleme der Patienten nicht klar, für deren Versorgung die öffentliche Apotheke aber da ist.
Antwort der DAZ-Redaktion
Unserer Auffassung nach ist die Aufgabe eines Interviews, die Meinungen und Ansichten des Interviewten zu erfahren, nicht die Meinung des Fragenden zu verbreiten oder gar den Gesprächspartner zu überzeugen. Wir wollten in diesem Interview von Herrn Dr. Trümper wissen, wie der Phagro auf die Argumente des neuen Wettbewerbers AEP direkt reagiert, der mit seinem neuen, nach eigenen Angaben effizienteren Konzept bei Gesundheitspolitikern zuletzt auf Interesse gestoßen ist. Wir glauben, dass uns das gelungen ist. Das Thema unseres Gesprächs mit Herrn Dr. Trümper war nicht, welche Argumente es für oder gegen die heutige Struktur des pharmazeutischen Großhandels generell gibt.