Wort und Aktionen
Sehr geehrter Herr Wolf, sehr geehrte Frau Linz, im Rahmen der Diskussion um die Erhöhung des Apothekenhonorars wird von Ihrer Seite immer wieder darauf hingewiesen, dass ein Protest nicht auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden sollte. Weiterhin geistert durch die Fachpresse, dass die meisten Apotheker sowieso keinen öffentlichen Protest wollen.
Kurzum: Die Verhandlungstaktik der letzten Jahre soll so weiter geführt werden.
Nur leider war diese Taktik nicht erfolgreich und hat dazu geführt, dass viele Kollegen desillusioniert und tief gefrustet sind und sich bereits aufgegeben haben. Sie haben einfach keine Kraft mehr zu kämpfen.
Und viel schlimmer: Sie haben den Glauben an die Standesführung, an Sie, verloren.
Ihre Aufgabe wäre es, in dieser entscheidenden Phase, die Leute mitzureißen, ihnen Kampfeswille zu demonstrieren. Endlich mal unsere Macht vor Ort zu nutzen und die Muskeln spielen lassen. Warum schließen wir nicht bundesweit alle Apotheken an einem Samstag und nur die Notdienst habende Apotheke bedient gemeinsam mit den Apothekern des Notdienstkreises durch die Notdienstklappe.
Warum nutzen Sie die neuen Medien, facebook etc. dazu nicht?
Stattdessen setzen Sie wie immer nur auf Verhandlungen und sind nachher so fürchterlich enttäuscht, dass Sie wieder einmal übers Ohr gehauen, oder an der Nase herumgeführt wurden und mit leeren Händen vor uns stehen. Wie oft wollen Sie diese Erfahrung eigentlich noch machen? Wie oft wollen Sie die Prügel einstecken? Sie verlieren nicht nur die Achtung von uns, sondern auch von den Politikern, die wissen, wie man mit Ihnen umgehen kann und muss.
Ich fordere Sie dazu auf, endlich zu kämpfen: mit klaren, sachlichen Worten UND aufsehenerregenden Aktionen. Dazu zähle ich übrigens nicht, ein paar Poster ins Schaufenster zu hängen.
Hubertus Nehring, Aller-Apotheke, Poststraße 27, 29308 Winsen, www.aller-apotheke.de
DAZ 2012, Nr. 36, S. 98