"Rabatzartikel", die 1001.
Die mir bis vor ein paar Jahren völlig unbekannte Firma Dexcel/Atid darf ja nun Metformin und Amlodipin exklusiv für "unsere" AOK bereitstellen. Ersteres ist praktisch nie beim Großhandel verfügbar, man kann es aber direkt beim Firmchen bestellen, in limitierten Mengen. Kennen Sie (gemeint sind DDR-Apotheker) noch die NLB-Listen für Sonderzuteilung über die Pharmazeutischen Zentren? Wenn’s schon nicht mit dem grünen Pfeil geklappt hat, dann können wir nun eben das "einbringen".
Noch neckischer ist ja die Amlodipingeschichte. "Besilat" löst nun "Maleat" ab. Über unsere mündigen Kunden, die das natürlich bemerken und teils schon vorher wissen, dass sie "Besilat" nicht vertragen, können wir natürlich nur müde grinsen (genauso über die Studenten, denen in irgendwelchen Vor lesungen vermutlich immer noch weis gemacht wird, dass Anionen das Lösungs-, Resorptions- und Sonstwasverhalten von basischen Arzneistoffen beeinflussen sollen).
Aber dass die "Besilat"-Tabletten nicht teilbar sind, und wir nun jeden Patienten, bzw. noch öfter dessen Vertrauenspersonen wie Enkel, Nachbarn, Taxifahrer, befragen müssen, ob er vielleicht nur eine halbe nehmen soll, macht unsere Tätigkeit zusätzlich abwechslungsreich. Auch der Bote lernt mal wieder neue Adressen kennen
Dexcel sagte mir, dass die Teilbarkeit kein Kriterium der Ausschreibung gewesen sei.
Menschenverachtend möchte ich das ja nun nicht gleich nennen, aber bratzendumm erscheint mir auch nicht ganz unzutreffend. Viel Freude an der Arbeit noch allerseits.
Dr. Eckard Schleiermacher, Flora Apotheke, 01738 Klingenberg, E-Mail: eckard.schleier macher@freenet.de
DAZ 2011, Nr. 47, S. 111