Kostenreduktion

Zugabeverbot – Ausweg aus dem Rabattdilemma?

Zugabeverbot – Ausweg aus dem Rabattdilemma?

"Die Apotheker gelten im politischen Berlin als ziemlich erfolgreich" – so der Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung, Daniel Rücker im Leitkommentar der Ausgabe vom 29. Juli.

Es ist davon auszugehen, dass Herr Rücker weiß, woher im politischen Berlin der Wind weht.

Diese Äußerung ist ein weiterer Beleg für das Auseinanderklaffen von öffentlicher Wahrnehmung und den tatsächlichen Auswirkungen der bevorstehenden "Gesundheitsreform" für die Apotheke.

Politik und Medien schließen von Umsatzsteigerungen im Arzneimittelbereich auf Ertragsgewinne für die Apotheken. Dementsprechend werden die Apotheken als einzige Gewinner der Gesundheitsreform dargestellt, dies auch vor dem Hintergrund, dass die Apotheken durch die Absenkung des Kassenrabattes ein "Millionengeschenk" erhalten haben sollen.

Die Wahrheit sieht anders aus:

Das "Millionengeschenk" ist bisher nicht ausgezahlt worden, es steht hier auch noch ein richterliches Urteil aus.

Bis auf die ebenfalls betroffene pharmazeutische Industrie und den Großhandel sind die Apotheker die einzigen Leistungserbringer im Gesundheitswesen, die mit nennenswerten Einbußen zu kämpfen haben.

In den Fachmedien angesprochen wurde bereits eine durchschnittliche Belastung von rund 20.000 Euro pro Apotheke durch den weitgehenden Wegfall der Großhandelsrabatte. Wohlgemerkt, es handelt sich hier um Ertrag, und nicht um Umsatz. Die Spreizung wird hier sehr hoch sein, in absoluten Zahlen werden umsatzstarke Apotheken mit guten Großhandelsrabatten stärker verlieren als schwächere Apotheken mit schlechten Rabatten.

Einbußen wird es jedoch für jede Apotheke geben, das Einkommen der selbstständigen Apotheker wird überschlagsmäßig um 20% sinken.

Hinzu kommt weithin unbeachtet ein einmaliger Lagerwertverlust in Höhe von bis zu mehreren Tausend Euro durch die Änderung der Arzneimittelpreisgestaltung infolge der Absenkung der Großhandelszuschläge.

Weiterhin hinzu kommt ein Vermögensverlust von mehreren Zehntausend bis hin zu mehreren Hunderttausend Euro pro Apotheke, weil ihr Ertrag gesunken ist. Apotheken, die noch nicht einmal den kalkulatorischen Unternehmergewinn erwirtschaften, werden unverkäuflich sein. Dies gefährdet die Altersvorsorge.

Die angesprochenen Ertragsverluste sind kaum zu kompensieren. Wo soll man sparen?

Das Personal in den Apotheken ist hinsichtlich seiner Qualifikation bereits jetzt im Vergleich zu anderen Berufsgruppen unterbezahlt. Miete, Abschreibungen, EDV, Steuerberater alles weitgehend Fixkosten!

Und Ertragssteigerungen lassen sich auch nicht realisieren, da der OTC-Markt Preis- und Mengensteigerungen nicht zulässt. Auch bedingt durch die Konkurrenz zum Versandhandel, der im Gegensatz zu öffentlichen Apotheken eine deutlich bessere Kostensituation durch den Wegfall von Notdienst, Rezepturen etc. hat. (Zur Qualität der Versorgung durch den Versandhandel ein Hinweis: Die Sprechstundenhilfen aller sieben angesprochenen Ärzte im hiesigen Sprengel haben erklärt, dass nicht ein einziges mal eine Versandapotheke bezüglich eines verordneten Medikamentes Rücksprache mit der Praxis gehalten hat. Angesichts des Marktanteiles der Versandapotheken auch im Rx-Bereich lässt mich dieser Sachverhalt stark an einer guten Versorgungsqualität der Versender zweifeln.)

Bis auf die ebenfalls betroffene pharmazeutische Industrie und den Großhandel sind die Apotheker die einzigen Leistungserbringer im Gesundheitswesen, die mit nennenswerten Einbußen zu kämpfen haben.

Während die Hausärzte schon streiken, weil der Zuwachs ihres Honorars beschnitten wird, halten die Apotheken noch still, obwohl sie zum Teil existenzgefährdend betroffen sind.

Angesichts dieses Sachverhaltes frage ich mich, inwiefern man tatsächlich von einer erfolgreichen Apothekerlobby sprechen kann. Ich sehe auch im Hinblick auf die uns versprochenen Zusagen z. B. bezüglich der Pick-up-Stellen keinerlei Erfolg!

Keine Berufsgruppe in Deutschland und auch kein Rentner nimmt solche Einkommenskürzungen ohne Protest hin.

Unsere Verbände und auch die Kammern sollten sich ernsthaft mit möglichen Protestformen beschäftigen, um die angekündigte Reform im Bereich der Großhandelsvergütung zu verbessern bzw. zu verhindern.

Zumindest einen Vorschlag zur Kostenreduktion möchte ich in die Diskussion einbringen. Dies müsste allerdings mit einem rechtlich sicheren strikten Verbot von jeglicher Bonuszahlung auch seitens der ausländischen Versender auf Rx-Präparate verbunden sein.

Nur unter dieser Voraussetzung, und dann auch nur, wenn den Krankenkassen jegliche Werbung oder Information unter Strafe für jedweden Arzneimitteldistributeur untersagt würde, könnte ich mir vorstellen, dass ein Verbot von Zugaben sinnvoll sein kann.

Dies sollte alle Zugaben und alle Taler- oder anders geartete Bonussysteme umfassen. Auch die kostenlose Zeitschriften- oder Kalenderabgabe.

Um Umgehungsbestände mit "Pröbchen" zu vermeiden, sollte auch die echte kostenlose Abgabe von Proben z. B. bei Hautpflegeprodukten verboten werden und wettbewerbsrechtlich und berufsrechtlich belangt werden können. Gleiches sollte für Versender auch aus dem Ausland gelten, um inländische Apotheken nicht zu diskriminieren. Und zwar rechtssicher und mit empfindlichen Strafen belegt.

Ehe jetzt alle Leser einwerfen, dass sich ein derartiges Zugabeverbot, aus was für Gründen auch immer, niemals durchsetzen lasse, bitte ich darum, sich die Vorteile eines derartigen Verbotes vor Augen zu halten:

1. Finanziell können zugabenintensive Apotheken ihre drohenden Ertragsverluste kompensieren. Zugabenschwache Apotheken profitieren auch, weil sie keinen Wettbewerbsnachteil mehr aufweisen.

2. Personell entfallen alle Handlingskosten der Zugabenbewirtschaftung. Viele werden sich wundern, wie zeitaufwendig Auswahl, Bestellung, Einlagerung und schließlich Abgabe tatsächlich sind. Auch die Motivation unserer Mitarbeiter wird steigen, weil sie sich stärker auf den Kern ihrer Arbeit fokussieren können.

3. Öffentlich wird sich das Image der Apotheken verbessern. Apotheken sind bisher die einzigen "Geschäfte", die etwas zu verschenken haben. Ergo entsteht der Eindruck, dass es uns ja wirklich gut gehen müsse, da wir uns solche Geschenke leisten können. Durch das Zugabeverbot merkt die Öffentlichkeit, wie ernst die wirtschaftliche Lage der Apotheken tatsächlich ist. Durch die Konzentration auf unsere eigentliche Arbeit, die Abgabe von und Beratung zu Arzneimitteln werden wir auch wieder stärker als Heilberufler wahrgenommen – ebenfalls ein Imagegewinn.

Ich freue mich auf eine lebhafte Diskussion und würde eine Einführung eines derartigen Zugabeverbotes sehr begrüßen.

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