Prof. Dr. Fritz Krafft zum 75. Geburtstag

Fritz Krafft wurde 1935 in Hamburg als Sohn eines Beamten geboren. Nachdem die Familie nach einer Evakuierung an die Ostseeküste ausgesiedelt worden war, besuchte er 1946/47 zunächst das Katharineum in Lübeck und später das gleichfalls renommierte humanistische Gymnasium Christianeum in Hamburg, wo er auch sein Abitur ablegte. Ab 1955 studierte Fritz Krafft Klassische Philologie, Germanistik und Philosophie an der Hamburger Universität und war seit 1958 Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. 1962 wurde er mit einer Arbeit zum Thema "Vergleichende Untersuchungen zu Homer und Hesiod" zum Doktor der Philosophie promoviert. Hesiods Weltbild, dessen Kosmologie und sein Einfluss auf Thales von Milet und Anaximandros wiesen ihm bereits den Weg in die Wissenschaftsgeschichte. 1962 erhielt er die erste Assistentenstelle an dem 1960 auf Empfehlung des Wissenschaftsrates eingerichteten Institut für Geschichte der Naturwissenschaften in Hamburg. Neben seinen Dienstgeschäften studierte er noch drei Semester Physik, um so seine naturwissenschaftlichen Kenntnisse zu erweitern.
1968 habilitierte sich Fritz Krafft mit der Arbeit "Dynamische und statische Betrachtungsweise in der antiken Mechanik" und wurde noch im selben Jahr zum Oberassistenten am Hamburger Institut für Geschichte der Naturwissenschaften ernannt. 1970 folgte er einem Ruf auf eine Professur für Geschichte der Naturwissenschaften an der Universität Mainz. Hier war er 18 Jahre im Fachbereich Mathematik tätig und verfasste einen großen Teil seiner wissenschaftlichen, vor allem der Physikgeschichte und allgemeinen Wissenschaftsgeschichte gewidmeten Arbeiten. Sein Publikationsverzeichnis weist bis jetzt 52 Bücher, über 350 Aufsätze und 25 von ihm betreute Doktorarbeiten aus.
Ab 1. Februar 1988 wirkte Fritz Krafft als Professor für Geschichte der Pharmazie an die Philipps-Universität Marburg und übernahm gleichzeitig die Leitung des einzigen Institutes für dieses Fach am Roten Graben 10. Hier setzte er das von seinem Vorgänger Rudolf Schmitz eingerichtete Aufbaustudium für graduierte Pharmazeuten und Naturwissenschaftler fort, erweiterte es aber auf drei Semester und legte großen Wert auf eine Ausbildung in der allgemeinen Wissenschaftsgeschichte. Nach dem frühen Tod von Rudolf Schmitz übernahm er die Betreuung einiger Dissertationen seines Vorgängers. Die von ihm selbst vergebenen Arbeiten lassen ein breites Themenspektrum erkennen.
Von 1977 bis 1983 wirkte Krafft als Präsident der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte und begründete 1978 deren Zeitschrift "Berichte zur Wissenschaftsgeschichte", die er bis 2007 herausgab. Dabei hat er die Zeitschrift nicht nur redaktionell und inhaltlich-wissenschaftlich betreut, sondern auch den gesamten Satzspiegel selbst entworfen. Nur wer Fritz Krafft und seine philologische Akribie kennt, weiß, welche immense Arbeit er in den vielen Jahren leistete und wie viele Monate seiner Lebenszeit er dieser Zeitschrift widmete, die bald zu den angesehensten wissenschaftshistorischen Periodika zählte. 1977 wurde Fritz Krafft zum Mitglied des Nationalkomitees der Bundesrepublik Deutschland in der "International Union of the History of Philosophy of Science, Division of History of Science" gewählt, dem er bis 1993 angehörte, erneut 1998 bis 2001. Von 1981 bis 1989 war er für zwei Amtsperioden Präsident des Nationalkomitees und organisierte 1989 einen Weltkongress in Hamburg und München, gemeinsam mit dem Hamburger Mathematikhistoriker Christoph Scriba.
Im Jahre 2000 wurde Fritz Krafft pensioniert und übernahm sogleich den Vorsitz des von ihm noch in seinem Berufungsjahr gegründeten "Verein zur Förderung des Institutes für Geschichte der Pharmazie", der das Institut seit dieser Zeit finanziell unterstützt. Im Jahr 2000 wurde Fritz Krafft mit der Ehrenplakette der Otto-von-Guericke-Gesellschaft und 2002 mit der Johannes-Valentin-Medaille in Silber der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie geehrt. Fritz Krafft ist bis heute unermüdlich publizistisch tätig und hat auch nach seiner Pensionierung über 100 Zeitschriftenaufsätze und 10 Bücher verfasst bzw. herausgegeben, außerdem konnten noch acht Dissertationen unter seiner Leitung fertiggestellt und zum Teil auch in der institutseigenen Reihe "Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie" gedruckt werden. Dies zeigt zum einen, dass seine wissenschaftliche Produktivität bis heute ungebrochen anhält und zum anderen, dass die Wissenschaftsgeschichte für ihn nach wie vor einen wichtigen Lebensinhalt darstellt. Dass dies bei bester Gesundheit so bleiben möge, wünschen ihm seine Kollegen, Schüler und die Mitarbeiter des Institutes für Geschichte der Pharmazie von Herzen.