Trotz Selbstverpflichtung der Produzenten

Fertigprodukte enthalten weiterhin zu viel Zucker, Fett und Salz

Stuttgart - 26.04.2024, 13:15 Uhr

Viele Hersteller kommen der Selbstverpflichtung weniger Zucker, Fett und Salz in ihren Produkten zu verwenden, nicht nach. (Foto: Rumi X / AdobeStock)

Viele Hersteller kommen der Selbstverpflichtung weniger Zucker, Fett und Salz in ihren Produkten zu verwenden, nicht nach. (Foto: Rumi X / AdobeStock)


Wer hätte es gedacht: Verarbeitete Lebensmittel enthalten immer noch zu viel Zucker, Salz und Fett. Zu diesem Ergebnis kommt das Max-Rubner-Institut, das den zweiten Zwischenbericht der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten veröffentlicht hat.

Der zweite Zwischenbericht der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten (NRI) zeigt: In einigen Lebensmittelgruppen konnten die Gehalte an Zucker, Fett und Salz zwar reduziert werden, in vielen Produkten bleiben sie aber weiterhin zu hoch. Die freiwillige Verpflichtung der Lebensmittelwirtschaft die Anteile bis 2025 zu senken, um Fertigprodukte gesünder zu machen, ist 2024 in weiten Teilen noch nicht erreicht. Bei manchen Produktgruppen haben sich die Gehalte an Zucker, Fett oder Salz sogar erhöht, wie das Max-Rubner-Institut (MRI), das die Analyse durchführte, feststellte.

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Dazu erklärt der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir: „Alle Menschen in Deutschland sollen die Chance haben, sich in ihrem Alltag so einfach wie möglich gesund und nachhaltig zu ernähren. Eine gute und ausgewogene Ernährung wird schwierig, wenn in verarbeiteten Lebensmitteln viel Zucker, Salz oder Fett enthalten ist. Schlimmstenfalls trägt ein hoher Konsum solcher Produkte zu Übergewicht und Adipositas sowie anderen ernährungsbedingten Krankheiten wie Diabetes Typ 2 bei. […] Aus gutem Grunde haben sich die Hersteller also verpflichtet, ihre Rezepturen zu ändern. Der zweite NRI-Zwischenbericht macht leider deutlich, dass die bisherigen Reformulierungen nicht ausreichen. Daher haben wir das MRI beauftragt, wissenschaftlich unterlegte Reduktionsziele in einem breiten Stakeholder-Prozess zu entwickeln. Diese objektive, wissenschaftlich fundierte Grundlage für weitere Reformulierungen wird mein Ministerium gegenüber der Lebensmittelwirtschaft einfordern. Wir alle tragen Verantwortung."

Im Dezember 2018 wurde das NRI verabschiedet. Ziel ist es, eine ausgewogene Nährstoff- und Energieversorgung der Bevölkerung zu unterstützen und ernährungsbedingte Erkrankungen wie Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Adipositas insbesondere im Kinder- und Jugendalter zu verringern. Bislang liegen im Rahmen der NRI-Selbstverpflichtungen von elf Verbänden der Lebensmittelwirtschaft vor. Die NRI ist Teil der Ernährungsstrategie „Gutes Essen für Deutschland“ der Bundesregierung. 2020 wurde der erste NRI-Zwischenbericht veröffentlicht.

Ergebnisse des zweiten Zwischenberichts des NRI

Die Ergebnisse des zweiten Zwischenberichts zeigen, dass die bisher von den Herstellern durchgeführten Produktreformulierungen nicht ausreichen. In einigen Produktgruppen wurden die Gehalte an Zucker, Fett oder Salz zwar gesenkt, in anderen jedoch nicht oder sie haben sich sogar erhöht: Bei Joghurtzubereitungen sank der Zuckergehalt gegenüber 2019 um 6%, bei gesüßten Quarkzubereitungen jedoch blieb er konstant. Die Zuckergehalte in gesüßten Milchprodukten mit Kinderoptik blieben seit 2019 mit durchschnittlich 11,5 g/100 g im Jahr 2022 hoch, das Reduktionstempo hat sich verlangsamt, wie es in einer Pressemittelung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft heißt.

Zwischen 2018 und 2022 reduzierten die teilnehmenden Hersteller von Erfrischungsgetränken zwar den Zuckergehalt um 5% (0,3 g/100 ml). Im Vergleich zur Folgeerhebung 2019 zeigte sich keine signifikante Veränderung. Bei fruchthaltigen Getränken mit Zuckerzusatz gab es zwischen 2018 und 2022 keine signifikanten Veränderungen in den Zuckergehalten.

Bei Feingebäck stellte die Forschungsgruppe des MRI zwischen 2016 und 2021 eine durchschnittliche Zuckerreduktion um 7% (2,1 g/100 g) fest bei gleichzeitiger Erhöhung der Gehalte an Fett und gesättigten Fettsäuren um 4,3 bzw. 4,8% (1,0 g/100 g bzw. 0,6 g/100 g).

Das MRI zieht im Bericht ein Fazit: „Deutliche Reduktionen waren beim Zuckergehalt feststellbar, gleichzeitig waren in einigen Produkt(unter)gruppen aber auch Erhöhungen zum Beispiel der Gehalte an gesättigten Fettsäuren zu beobachten. Reduktionen der Energiegehalte waren bisher nur in wenigen Produktgruppen feststellbar. Um die angestrebten Reduktionsbemühungen umfassend beurteilen zu können, bedarf es einer gemeinsamen Betrachtung der untersuchten Energie- und Nährstoffgehalte über mehrere Erhebungszeitpunkte. Diese umfassende Beurteilung kann erst nach Abschluss der NRI erfolgen.“ Der Abschlussbericht der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten soll 2026 veröffentlicht werden.


Juliane Russ, M.Sc., DAZ-Redakteurin
jruss@dav-medien.de


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