Europa

Neue Kennzeichnung für Lebensmittel beschlossen

Brüssel - 07.12.2010, 15:52 Uhr


Dick machende Lebensmittel sollen für Verbraucher leichter zu erkennen sein. Die Hersteller müssen künftig auf Verpackungen den Gehalt an Zucker, Fett, Salz und Kalorien auflisten. Die EU-Verbraucherminister einigten sich am Dienstag in Brüssel auf die neuen Vorgaben, die ab 2014 gelten sollen.

Europas Lebensmittelindustrie muss auch falschen Käse („Analog-Käse“) und Klebe-Schinken deklarieren. Bei nicht verpackter Ware (Fisch, Erdnüsse) müssen Geschäfte auf allergieauslösende Stoffe hinweisen. Bei Energy-Drinks werden Warnhinweise für Schwangere und Kinder Pflicht, und für die Schrift gilt eine Mindestgröße. Alle Angaben der Nährwerttabelle beziehen sich auf 100 Gramm oder 100 Milliliter des Produkts. Alkohol soll nicht gekennzeichnet werden.

In Deutschland wird die Kennzeichnung ergänzt. Kalorien, Zucker, Fett, gesättigte Fettsäuren und Salz geben zahlreiche Hersteller schon jetzt freiwillig in Prozent der empfohlenen Tagesration an. Als Bezug soll eine Packung, nicht eine Portion dienen.

Nach Ansicht der EU-Minister ist mit der Täuschung von Verbrauchern nun Schluss. „Die Informationen auf den Verpackungen werden ausführlicher, leichter verständlich und besser lesbar“, sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU). EU-Verbraucherkommissar John Dall sprach von „einem echten Fortschritt im Bereich der Lebensmittelinformation.“

Dagegen kritisieren Verbraucherschützer die EU-Regeln als zu lasch und irreführend, auch Deutschland gehen einige Vorgaben nicht weit genug. Dem Beschluss muss das Europaparlament noch zustimmen, im Juni nächsten Jahres soll entscheiden werden. In den weiteren Beratungen sind noch Änderungen möglich. Die Mitgliedsstaaten haben dann drei bis fünf Jahre Zeit, die Vorgaben umzusetzen. Einzelne Staaten können darüber hinausgehen und zum Beispiel Ampel- Kennzeichnungen nach britischem Vorbild verwenden.

Fünf Staaten, darunter Deutschland, gaben eine Erklärung zu Protokoll, in der sie klarere Angaben zur verpflichtenden Herkunftsangabe bei Fleisch und eine Kosten-Nutzen-Rechnung fordern. Bei Fleisch soll künftig der Ort der Verpackung genannt werden, was bei der Bundesregierung auf Kritik stößt. „Mir geht es darum, dass der Verbraucher die Information kriegt, die er haben will, nämlich wo die Tiere herstammen und nicht wo das Fleisch verpackt wird“, sagte Ministerin Aigner.

Auch die Angaben zu Imitaten wie „Analog-Käse“ und „Klebefleisch“, die häufig auf Tiefkühlpizza landen, gehen Aigner nicht weit genug. „Man hätte das Wort Käseimitat nehmen können“, sagte die Ministerin, stattdessen werde auf unklare Umschreibungen zurückgegriffen. Aigner will sich in den weiteren Beratungen dafür einsetzen, dass nicht nur auf der Rück-, sondern auch auf der Vorderseite der Verpackung wesentliche Informationen stehen.


dpa