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Krankenkassen fordern Nährwert-Ampel

BERLIN (ks). Auch wenn die Widerstände groß sind, fordern die gesetzlichen Krankenkassen nachdrücklich eine Ampelkennzeichnung bei Lebensmitteln. "Nur die Ampel bietet Verbrauchern einen schnellen Überblick, wie viel Fett, Zucker und Salz in einem Lebensmittel steckt", betonte AOK-Vorstand Jürgen Graalmann.
Auf jedem Lebensmittel wünschen sich die Krankenkassen künftig die Nährwert-Ampel. Die EU-Kommission steht derzeit gegen diese Art der Kennzeichnung.
Foto: Foodwatch

Am 27. August veröffentlichten die Verbände der gesetzlichen Krankenkassen gemeinsam einen Brief an die für die Bereiche Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz sowie Europa zuständigen Politiker. Darin verlangen sie "die Nährwertkennzeichnung verarbeiteter Lebensmittel der Lebenswirklichkeit und den Informationsbedürfnissen der Verbraucherinnen und Verbraucher anzupassen".

Die EU-Kommission will derzeit nur eine Nährwertinformation in Tabellenform zulassen. Das reicht nach Ansicht von Graalmann aber nicht aus, damit sich alle Bürger – ungeachtet ihrer Herkunft und sozialen Stellung – über die Zusammensetzung eines Lebensmittels informieren können. Der AOK-Mann ist überzeugt: "Ohne die Ampelkennzeichnung würde unser Engagement für einen gesunden Lebensstil und unser Einsatz für Prävention konterkariert."

Mit dem Kommissionsvorschlag für eine "Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates betreffend die Information der Verbraucher über Lebensmittel" wird sich das Europäische Parlament im Dezember 2009 in erster Lesung befassen. Eine Ampelregelung wäre nach dem Entwurf der EU-Kommission ausgeschlossen – auch auf einzelstaatlicher Ebene. Nach Auffassung der Kassen sollte es den EU-Mitgliedstaaten aber ermöglicht werden, die Nährwertkennzeichnung über diesen Kompromiss hinaus einzelstaatlich zu regeln.

Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband und die Organisation foodwatch setzen sich für die Ampelkennzeichnung und eine Öffnungsklausel, die sie ermöglicht, ein. Doch Wirtschaft und Verbraucherschutzministerium wollen nicht mitziehen. Das Ministerium zieht eine erweiterte Nährwertinformation nach dem sogenannten "1 plus 4"-Modell vor. Danach werden symbolisch – und ohne Ampelfarben – der Energiegehalt (Brennwert) sowie die Gehalte an Zucker, Fett, gesättigten Fettsäuren und Salz pro Portion dargestellt. Viele Lebensmittelhersteller verwenden dieses Modell bereits. Aber auch das von den Kassen bevorzugte Modell hat erste Freunde in der Wirtschaft gefunden: Der Tiefkühlproduzent Frosta hat seit August vier seiner Produkte mit der Ampel versehen.

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