Pharmaindustrie

Weg vom Blockbuster, hin zum Patienten

Remagen - 16.04.2014, 11:27 Uhr


Die Pharmaindustrie muss ihre Geschäftsmodelle radikal verändern, wenn sie die weltweit steigende Nachfrage erfüllen und die Behandlungsergebnisse verbessern will. Dies prophezeit das britische, international agierende Beratungsunternehmen KPMG.

Eine KPMG-Untersuchung zeigt, dass die Rendite auf die F&E-Ausgaben in den letzten zwanzig Jahren von durchschnittlich rund 20 Prozent auf 10 Prozent gefallen ist. Zudem ist das Verhältnis zwischen Preis und Gewinn in der gesamten Branche drastisch gesunken. Den Produkt-Pipelines der Unternehmen wird deshalb ein geringerer Wert zugeschrieben.  

Höchste Zeit zum Umdenken, meint Chris Stirling, globaler Leiter der Life Sciences Practice von KPMG: „Das Geschäftsmodell, das die Pharmaindustrie in den letzten Jahrzehnten betrieben hat, weist Ermüdungserscheinungen auf. Die Kosten explodieren. Der Strom an Breakthrough-Innovationen versiegt. Der Wettbewerb ist intensiv, und das Umsatzwachstum flacht ab. Trotz gegenteiliger Behauptungen stellt das aktuelle Industrie-Modell nicht den Patienten in den Mittelpunkt seiner Entscheidungen. Im Fokus stehen stattdessen Blockbuster-Entwicklungen, die den Aktionären wiederum Blockbuster-Renditen einbringen sollen. Ein solcher Ansatz verlangt eine Orientierung am Produkt, und das wird auf dem Rücken der Patienten ausgetragen.“ 

Für Stirling wird es immer offensichtlicher, dass die Industrie weg muss vom Pushen einzelner Produkte:  „Die Ansprüche an die Gesundheitsversorgung sind zwar höher denn je, aber wir befinden uns auch in einem goldenen Zeitalter für neue Entdeckungen. Wenn die Pharmaindustrie dieses Potenzial  nutzen will, muss sie innovativ sein. Sie sollte umswitchen auf ein ‚Wert-Ökosystem‘, das den Patienten in den Mittelpunkt stellt und um dessen Bedürfnisse sich dann weitere Services ranken. Das wird sich letzten Endes auch für die Firmen auszahlen.“


Dr. Helga Blasius