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Umfrage: "Arzneimittel sind in Deutschland viel zu teuer"

BONN (diz). 82 Prozent der Bevölkerung sind der Auffassung, Arzneimittel sind in Deutschland zu teuer. Dies ist ein zentrales Ergebnis einer repräsentativen Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH). Die Ergebnisse stellte die Geschäftsführerin des Instituts, Frau Prof. Dr. Renate Köcher, im Rahmen des Festaktes zum 50-jährigen Bestehen des BAH in Bonn am 24. Juni der Öffentlichkeit vor.

Immerhin gehören Arzneimittel in den Augen der Bevölkerung zu den wenigen Produkten, ohne die man sich ein Leben weder vorstellen kann noch mag. 93 Prozent möchten nicht in einer Welt ohne Ärzte leben, 88 Prozent nicht ohne Arzneimittel. Arzneimittel sind aus der Sicht der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung neben Lebensmitteln, Energie und Kleidung für das Wohlergehen der Menschen von besonderer Bedeutung. Vor diesem Hintergrund schreiben 88 Prozent der Bevölkerung dieser Branche eine besondere Verantwortung zu. Auf Platz zwei für Branchen und Wirtschaftszweige mit besonders großer Produktverantwortung folgt die chemische Industrie (83 Prozent), die gentechnologische Industrie (78 Prozent), Nahrungs- und Genussmittelhersteller (73 Prozent) und Autohersteller (62 Prozent).

Trotz hoher Forschungskosten

Aus Sicht der Bevölkerungsmehrheit produziert die Pharmaindustrie besonders hochwertige Produkte, die intensive Forschungsarbeit und damit hohe Forschungsausgaben voraussetzt. Immerhin ist 80 Prozent der Bevölkerung bewusst, dass die Pharmaindustrie viel in Forschung und Entwicklung investieren muss, bevor sie neue Produkte auf den Markt bringen kann. 49 Prozent der Bevölkerung sind überzeugt, dass die Forschungsaufwendungen der deutschen Pharmaunternehmen in den letzten Jahren weiter angestiegen sind, lediglich 6 Prozent vermuten eine Reduzierung der Forschungsinvestitionen.

Wenn es um den konkreten Wert der Forschungsaufwendungen der deutschen Pharmaunternehmen geht, liegt lediglich eine kleine Minderheit im richtigen Bereich. Nur knapp 10 Prozent der Bevölkerung wissen, dass die deutschen Pharmaunternehmen jährlich rund 3,5 Mrd. Euro in die Forschung investieren. Die Mehrzahl der Bevölkerung schätzt diesen Betrag dagegen eher auf 5 Mrd. und höher.

Trotz hoher Forschungsaufwendungen werden Arzneimittel als teuer eingestuft. Neben Benzin zählen 88 Prozent der Bevölkerung Arzneimittel zu den Produkten, die als teuer eingestuft werden. Benzin steht dabei an erster Stelle mit 96 Prozent. Auf den dritten Platz folgen Autos (79 Prozent) und Schuhe (58 Prozent). Selbst wenn Forschungsaufwendungen noch einmal ausdrücklich diskutiert werden: 82 Prozent der Bevölkerung vertreten die Position "Medikamente sind in Deutschland viel zu teuer. Es gebe für die Arzneimittelhersteller genügend Spielraum, die Preise für Medikamente deutlich zu senken und trotzdem medizinisch zu forschen".

Auch im internationalen Vergleich hält die große Mehrheit Arzneimittel in Deutschland für überteuert. 65 Prozent gehen davon aus, dass der Vergleich mit dem Preisniveau in anderen Ländern zeige, dass ein deutlicher Spielraum für Preissenkungen besteht. Nur 23 Prozent halten dagegen das Argument für stichhaltig, dass sich auch die Lebenshaltungskosten in den einzelnen Ländern deutlich unterscheiden.

Anteil der Arzneimittelkosten wird überschätzt

So halten auch 79 Prozent der Bevölkerung die Arzneimittelkosten für einen der wichtigsten Motoren der steigenden Gesundheitskosten, neben den Verwaltungskosten der Kassen, der demografischen Entwicklung und den immer aufwändigeren Behandlungen und Untersuchungsmethoden. Nur eine kleine Minderheit hat konkrete Vorstellungen, welchen Anteil die Arzneimittelkosten an den Gesundheitskosten in Deutschland ausmachen.

So schätzen nur 7 Prozent der Bevölkerung den Anteil mit 10 bis 20 Prozent annähernd richtig ein. Im Durchschnitt schätzt die Bevölkerung den Anteil der Arzneimittelkosten an den gesamten Gesundheitskosten mehr als doppelt so hoch, als er tatsächlich ist: statt 15 Prozent liegt die durchschnittliche Schätzung der Bevölkerung bei 35 Prozent.

Trotz der Verlagerung vieler Produktions- und Forschungsstätten ins Ausland hält eine relative Mehrheit der Bevölkerung Deutschland auch heute für einen guten Standort für forschende Pharmaunternehmen. So sind 46 Prozent davon überzeugt, während 29 Prozent dezidierte Zweifel äußern. Die faktische Schwächung des Pharmastandortes, so Frau Köcher, hat die Mehrheit der Bevölkerung bisher nicht bewusst registriert.

Im gleichen Atemzug vertritt die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung die Auffassung, dass eine starke Pharmaindustrie für die wirtschaftliche Entwicklung und die Zukunftschancen Deutschlands von großer Bedeutung ist. So sind 73 Prozent der Bevölkerung davon überzeugt, dass die Zukunftschancen Deutschlands auch davon abhängen, ob es gelingt, dem Land eine starke Pharmaindustrie zu erhalten.

82 Prozent der Bevölkerung sind der Auffassung, Arzneimittel in Deutschland sind zu teuer. Dies ist ein zentrales Ergebnis einer Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH). Die Ergebnisse stellte die Geschäftsführerin des Instituts, Frau Prof. Dr. Renate Köcher, im Rahmen des Festaktes zum 50-jährigen Bestehen des BAH in Bonn am 24. Juni der Öffentlichkeit vor.

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