ETH Zürich

Nebenwirkungen schneller voraussehen

Remagen - 03.04.2014, 08:43 Uhr


Forscher am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der ETH Zürich haben eine Software entwickelt, die die Wechselwirkungen von Molekülen mit bis zu 640 humanen Wirkstoff-Targets theoretisch berechnen kann, bevor diese tatsächlich synthetisiert werden. Solche Programme wurden auch bisher schon eingesetzt – aber nur selten direkt mit dem automatischen Entwurf neuer Moleküle gekoppelt. Dies soll nun anders werden.

Die neue Methode hat zwei konkrete Anwendungen, erläutert der Leiter der ETH-Arbeitsgruppe, Gisbert Schneider, Professor für computergestütztes Wirkstoff-Design: „Zum einen bietet sie die Möglichkeit der Vorhersage von potentiellen direkten Wechselwirkungen von Wirkstoffen und wirkstoffähnlichen Molekülen mit ihren makromolekularen Zielproteinen. Zum anderen haben wir ein Computerprogramm entwickelt, welches es erlaubt, sehr schnell neue Molekülstrukturen zu entwerfen, die eine vorhergesagte gewünschte Selektivität für die Bindung an Wirkstoff-Targets haben.“ Erste praktische Anwendungen hätten bereits gezeigt, wie leistungsfähig das Konzept ist.

Mit ihm könnten nicht nur neue Arzneistoff-Kandidaten schneller entworfen werden. Auch Nebenwirkungen, die vielfache und oft komplexe Ursachen haben, könnten hiermit besser abgeschätzt werden. Außerdem hofft Schneider, dass das Programm auch die personalisierte Medizin voranbringen kann. Ein Anhaltspunkt für die Abschätzung von Wechselwirkungen eines Wirkstoffs mit Patienten-individuellen Targets ist sein „Proteinfingerabdruck“ oder der eines erkrankten Organs. Bis solche Wechselwirkungen jedoch tatsächlich individuell vorausgesagt werden können, ist es noch ein langer Weg, meint Schneider.

Quelle: Interpharma, News vom 1. April 2014


Dr. Helga Blasius