Früherkennung von herz-Kreislauf-Erkrankungen

BÄK-Chef: Apotheken sind keine Arztpraxen-to-go

Berlin - 16.10.2023, 12:15 Uhr

Bundesärztekammer-Präsident Reinhardt ist alarmiert: „Die Politik will seit Jahren systematisch medizinische Leistungen aus der ärztlichen Versorgung in die Apotheken verlagern“. (Foto: imago images /  IPON)

Bundesärztekammer-Präsident Reinhardt ist alarmiert: „Die Politik will seit Jahren systematisch medizinische Leistungen aus der ärztlichen Versorgung in die Apotheken verlagern“. (Foto: imago images /  IPON)


Impfungen, pharmazeutische Dienstleistungen und jetzt auch noch Vorsorgeuntersuchungen in Apotheken? Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt ist alarmiert angesichts der jüngsten Pläne des Bundesgesundheitsministers, Apotheken enger in die Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einzubinden – Apotheken seien schließlich keine „Arztpraxen-to-go“.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht die Potenziale des „hoch qualifizierten Gesundheitsberufs“ Apotheker:innen noch nicht ausgeschöpft. Das erklärte er Ende September beim Deutschen Apothekertag – möglicherweise auch, um die Wogen zu glätten, als er seine sonstigen Apotheken-Reformvorschläge genauer ausführte. Unter anderem hatte Lauterbach angekündigt, Apotheken eine aktivere Rolle bei der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zuzugestehen. Kurz darauf wurde tatsächlich ein Impulspapier aus dem Bundesgesundheitsministerium publik, das dies vorsieht. 

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Impulspapier aus dem Bundesgesundheitsministerium

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: So sollen Apotheken bei der Vorbeugung helfen

Demnach könnten Apotheken zur verbesserten Früherkennung bei Erwachsenen „Vorfeld-Untersuchungen“ zu den ärztlichen Check-ups anbieten. Konkret genannt sind: „Niedrigschwellige Beratung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und zu Früherkennungsangeboten, Cholesterinwert-Bestimmung, Blutdruckmessung, Blutzucker-Messung, BMI-Berechnung; Beratung zur Nikotinentwöhnung“.

Das ruft nun den Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, auf den Plan – er ist offensichtlich alarmiert: „Die Politik will seit Jahren systematisch medizinische Leistungen aus der ärztlichen Versorgung in die Apotheken verlagern. Impfungen in Apotheken, sogenannte pharmazeutische Dienstleistungen durch Apotheker, assistierte Telemedizin und jetzt ärztliche Vorsorgeuntersuchungen in Apotheken sind nichts anderes als teure Parallelangebote, die einen Besuch beim Arzt und die ärztliche Präventionsberatung niemals ersetzen können.“ Immerhin räumt Reinhardt ein, dass Apotheken von großer Bedeutung für die qualifizierte Versorgung mit Arzneimitteln sein. „Sie sind aber keine Arztpraxen-to-go“, betont er. Das müsse die Politik „endlich verinnerlichen“.

Reinhardt: Apotheken fehlt der ganzheitliche Blick

Der BÄK-Präsident erklärt in einer aktuellen Pressemitteilung, dass eine ärztliche Vorsorgeuntersuchung weit mehr sei als ein Laborbefund oder ein Blutdruckwert. „Von der Anamnese über Diagnostik und Differenzialdiagnostik bis zur Therapie haben Ärztinnen und Ärzte immer einen ganzheitlichen Blick auf einen Menschen. Oft kommen beim Vorsorgegespräch gesundheitliche Probleme zutage, die man mit Messungen allein nicht erfassen kann. Das wird den Menschen beim schnellen Apothekencheck vorenthalten. Besonders trifft es diejenigen, bei denen die Messwerte unauffällig sind und denen dann suggeriert wird, ein Besuch beim Arzt sei überflüssig.“

Mehr Vorsorge nicht zuletzt bei jungen Menschen kann die BÄK nur unterstützen. Gezielte Aufklärung und Information ist aus Reinhardts Sicht der richtige Weg: „Hier sollten Politik und Kostenträger ansetzen, statt Geld für Apothekenleistungen aufzuwenden, die keinen Ersatz für die ärztliche Tätigkeit bieten können.“ Zudem: Die Apotheken in Deutschland – mittlerweile sind es bekanntlich weniger als 18.000 – könnten im Vergleich zu rund 150.000 Haus- und Facharztpraxen schon zahlenmäßig nur einen geringen Beitrag zum Vorsorgegeschehen leisten.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Na ja

von Stefan Haydn am 17.10.2023 um 11:26 Uhr

Er sollte doch mal so ehrlich sein und artikulieren, daß trotz der 150000 Arztpraxen immer noch viele Mitmenschen keinen Hausarzt haben oder einen Arzt über Jahrzehnte nicht aufsuchen.
Wie will er an die mit niedrigschwelligen Angeboten herankommen, wenn nicht z.B. über die Apotheke.

Natürlich muß der Aufwand für das Screening bezahlt werden. Arztpraxen machen das ja auch nicht umsonst.
Wenn das aktuell so gut funktionieren würde, bräuchte man sich über Alternativlösungen zu den Arztpraxen ja gar keine Gedanken machen.

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