Ebola-Seuche

„An einem kritischen Punkt angekommen“

Berlin - 05.01.2015, 09:54 Uhr


Die Ebola-Seuche hält die Welt auch außerhalb der betroffenen westafrikanischen Länder weiter in Atem. In Berlin wird ein Patient aus Südkorea behandelt, der sich in Sierra Leone infiziert haben könnte. In Großbritannien ist eine infizierte Krankenschwester in Lebensgefahr. Die EU plant eine Konferenz.

Einen Tag nach der Ankunft des Patienten in Berlin ist ungewiss, ob er oder sie – Alter und Geschlecht blieben geheim – wirklich an Ebola erkrankt ist. Das Mitglied eines südkoreanischen Behandlungsteams habe sich am 29. Dezember im Kontakt mit einem Ebola-Patienten in Sierra Leone an einer Nadel verletzt. Bei seiner Ankunft in Berlin habe der Patient keinerlei Symptome gezeigt. „Ebola bricht aber in der Regel erst etwa sechs bis zwölf Tage nach der Infektion aus“, sagte der Oberarzt der Station für hochinfektiöse Erkrankungen, Frank Bergmann auf einer Pressekonferenz.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe den Fall dennoch als dringend eingestuft, sagte Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja. Südkorea habe darum gebeten, den Patienten in Europa zu behandeln. Der Patient wurde mit einem US-amerikanischen Spezialflugzeug zum Flughafen Tegel und von dort weiter in die Klinik gebracht. Es ist der erste Ebola-Verdachtsfall aus einem der betroffenen westafrikanischen Länder, der in Berlin behandelt wird. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht.

Bislang wurden drei Ebola-Infizierte nach Deutschland geflogen und behandelt. Zwei überlebten, in Leipzig starb ein UN-Mitarbeiter aus Afrika. Der Gesundheitszustand der britischen Krankenschwester, die in London behandelt wird, habe sich schrittweise verschlechtert und sei nun kritisch, teilte das Krankenhaus mit. Die Frau hatte sich ebenfalls bei einem Hilfseinsatz in Sierra Leone angesteckt. Sie wird mit einem experimentellen Medikament und Blutplasma eines Ebola-Überlebenden behandelt.

Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe Stylianides forderte die EU-Mitgliedstaaten auf, mehr im Kampf gegen die Seuche zu tun. „Wir sind an einem kritischen Punkt angekommen“, sagte er. „Die Bekämpfung von Ebola ist auch wichtig für die Sicherheit der Menschen in Europa.“ Nötig seien vor allem deutlich mehr medizinisches Personal und mehr Hilfszahlungen.


dpa/DAZ.online


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