Arzneimittel und Therapie

Grippemittel gegen Ebola

Virustatikum Favipiravir als Therapeutikum im Gespräch

ck | Die Lage ist nach wie vor bedrohlich in Westafrika: Die Zahl der mit Ebola Infizierten und Verstorbenen steigt. Nun soll das Virostatikum Favipiravir helfen, das in Japan bereits zur Behandlung der Influenza eingesetzt wird.

Die Gesamtzahl von vermuteten und bestätigten Ebola-Fällen in den vier betroffenen Ländern Guinea, Liberia, Nigeria und Sierra Leone beträgt 3069, verstorben sind 1552 (Stand 28. August 2014). Die Weltgesundheitsorganisation ist sehr besorgt. Sie schätzt, dass insgesamt mehr als 20.000 Menschen vom Ebola-Virus befallen sein könnten. Nun will die WHO mit einem Aktionsplan die Infektion in sechs bis neun Monaten unter Kontrolle bekommen. Doch es gibt noch immer kein wirksames und zugelassenes Medikament. Ob das bisher nur im Tierversuch und in Einzelfällen eingesetzte ZMapp® wirklich erfolgreich ist, kann nicht abgeschätzt werden, die Fallzahlen sind zu gering. Außerdem kann das Präparat, das aus drei monoklonalen Antikörpern besteht, nicht schnell genug in ausreichenden Mengen hergestellt werden.

RNA-Polymerase-Inhibitor Favipiravir

Nun bietet der japanische Hersteller Toyama Chemical an, das Virostatikum Favipiravir für die Behandlung von Ebola-Patienten in großer Menge zur Verfügung zu stellen. Der Vorteil: der Wirkstoff hat bereits klinische Studien zur Behandlung der Influenza durchlaufen. Seit März 2014 ist es in Japan zugelassen (Avigan®), in den USA wird demnächst mit der Zulassung gerechnet. Favipiravir hemmt die virale RNA-Polymerase und unterbricht die Virusreplikation. Aufgrund seines Wirkungsmechanismus ist Favipiravir gegen eine Vielzahl von RNA-Viren aktiv. Dazu zählen Flaviviren, Enteroviren, das Respiratorische-Synzytial-Virus und Noroviren. Am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg wurde auch schon die Wirkung von Favipiravir bei einem Ebola-Virusstamm untersucht. In der Zellkultur konnte die Virusreplikation schon unterbunden werden, und die Versuche wurden erfolgreich auf Mäuse erweitert. Unbehandelte Tiere starben innerhalb weniger Tage, aber einige der Tiere, die in den Tagen 6 bis 13 nach einer Infektion mit Ebola-Viren mit Favipiravir behandelt wurden, überlebten. Allerdings scheint der Zeitraum, in dem das Virostatikum eingesetzt werden kann, begrenzt zu sein. Die Tiere, die erst nach dem Tag 8 der Infektion behandelt wurden und schon Anzeichen der beginnenden Krankheit zeigten, starben. 

Quelle

Ebola virus disease update – West Africa. Disease outbreak news, WHO, 28. August 2014, www.who.int

Aktuelle Informationen zu Ebola. Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Stand 28. August 2014, www.bnitm.de/aktuelles/aktuelle-informationen-zu-ebola/

Oestereich L et al. Successful treatment of advanced Ebola virus infection with T-705 (favipiravir) in a small animal model. Antiviral Research (2014: 105: 17-21.DOI: 10.1016/j.antiviral.2014.02.014

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