Norwegen

Pharmazie-Studenten werben für Apothekerberuf

Remagen - 15.04.2014, 08:00 Uhr


In Norwegen herrscht ein prekärer Mangel an Pharmazeuten. Nach einer Erhebung des Apothekenverbandes „Apotekforeningen“ im Januar 2014 gibt es derzeit 140 offene Stellen. Seit vielen Jahren bewegt sich das Defizit konstant zwischen 100 und 200 bei einem Bestand von rund 1.500 Apothekern (Bachelor und Master) und ca. 740 Apotheken. Der Kette Apotek 1 fehlen alleine 80 Fachkräfte.

„Ein paar Apotheken mussten bereits schließen oder ihre Öffnungszeiten reduzieren, weil sie personell zu dünn ausgestattet sind.“ berichtet der Kommunikationsmanager bei Apotekforeningen Jostein Soldal.  

Nun sollen über eine neue Kampagne mehr junge Menschen für die Pharmazie gewonnen werden. Eine Umfrage aus dem vergangenen Jahr hatte gezeigt, dass sechs von zehn Pharmazie-Studenten sich auf Anraten von Familie und Freunden hierzu entschieden haben. Dies will der Verband nun ausnutzen, indem er die angehenden Pharmazeuten selbst zu Botschaftern für ihr Fach und ihren Beruf macht. Die Studenten bekommen die Reisekosten bezahlt, wenn sie in ihre alten Schulen gehen, um dort das Wissen über die Disziplin, die Ausbildung und die Beschäftigungsmöglichkeiten der Apotheker aufbessern. Die Master-Studentin an der Universität von Oslo Naver Jahangir bringt sich auf diese Weise gerne mit ein, denn sie weiß: „Es gibt gute Berufschancen, und das Geld stimmt auch.”

Außerdem verschickt Verband eine Aufklärungs-Broschüre an über 300 Schulen.  „Die Pharmazie ist ein Nischenstudium. Das haben die meisten Studienberater einfach nicht auf dem Schirm. Nun wollen wir sie mal ein bisschen aufrütteln.“ sagt Soldal.

Die Situation wird weiter dadurch erschwert, dass in Norwegen viele Ausbildungsplätze für Apotheker unbesetzt bleiben. Außerdem beklagen die Universitäten eine hohe Abbrecherquote bei den Studierenden. Im letzten Jahr kamen auf 240 Studienplätze lediglich 150 Absolventen. Dies deckt weder den zunehmenden Bedarf noch denjenigen, der sich ohnehin durch altersbedingtes Ausscheiden ergibt.

Auch ins übrige Skandinavien und in andere europäische Länder streckt man nun in der Not bereits die Fühler aus. Ohne eine umfangreiche Sprachausbildung im Norwegischen geht allerdings in einer Boots-Apotheke gar nichts, betont der Personalchef von Boots Norwegen.


Dr. Helga Blasius


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