Drogen-Jahresberichte

Synthetische Drogen breiten sich aus

Berlin - 15.11.2012, 15:14 Uhr


Seit Ende Juli fallen 28 weitere synthetische Substanzen unter das Betäubungsmittelgesetz. Zu Recht, befand heute die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans. Denn trotz eines allgemein konstanten Gesamtkonsums illegaler Drogen breiteten sich die sogenannten „Designerdrogen“ immer weiter aus.

Die Schwierigkeit besteht darin, anhand sachlicher Informationen die gesundheitlichen Auswirkungen und Risiken neuer Substanzen einzuschätzen“, erklärte Tim Pfeiffer-Gerschel, Leiter der Deutschen Beobachtungsstelle. Wichtige Zugangswege für präventive Maßnahmen seien daher das Internet oder die sozialen Netzwerke, aber auch (Online-)Ausstiegshilfen und Angebote lokaler Beratungsstellen.

Der Gesamtkonsum illegaler Drogen in Europa ist weiterhin relativ stabil. Das Konsumverhalten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist im Vergleich zu den Vorjahren konstant geblieben. Cannabis wird in Deutschland und im übrigen Europa nach wie vor am häufigsten konsumiert: Im vergangenen Jahr waren es ungefähr fünf Prozent der 12- bis 17-Jährigen. Etwa ein Drittel aller ambulant suchtbehandelten Drogenpatienten ist abhängig von Cannabis.

Dennoch ist die Drogen- und Suchtpolitik in Deutschland nach Auffassung Dyckmans auf einem guten Weg – auch im europäischen Vergleich. „Wir verfügen in Deutschland über gute Präventions-, Beratungs- und Behandlungsangebote für suchtgefährdete und suchtkranke Menschen.“ Hilfs- und Beratungsangebote müssten sich jedoch an neue Entwicklungen anpassen, um den Betroffenen möglichst schnell effiziente Hilfe und Unterstützung anbieten zu können.

Anders sieht dies der Sprecher für Drogenpolitik bei den Grünen, Harald Terpe: „Die Drogenpolitik der Bundesregierung ist gescheitert“, erklärte er. Cannabis sei ähnlich wie Alkohol eine breit verfügbare Alltagsdroge. Die Grünen fordern daher schon länger eine grundlegende Reform der Drogenpolitik: Weiche Drogen wie Cannabis sollen legalisiert und reguliert werden. Auch Frank Tempel, drogenpolitischer Sprecher der Links-Fraktion, erklärte die deutschen Regelungen für „weitgehend wirkungslos“ – er spricht sich für eine Verschärfung aus. Denn weder werde die Verfügbarkeit von illegalen Drogen wirksam eingeschränkt noch führe die Verfolgung der Konsumierenden zu insgesamt sinkendem Verbrauch.


Juliane Ziegler