ÄZQ wird aufgelöst

Nationale Versorgungsleitlinien in Gefahr?

Stuttgart - 23.04.2024, 07:00 Uhr

Das ÄZQ ist für die Koordination der Nationalen VersorgungsLeitlinien (NVL) verantwortlich. (Foto: MQ-Illustrations / AdobeStock)

Das ÄZQ ist für die Koordination der Nationalen VersorgungsLeitlinien (NVL) verantwortlich. (Foto: MQ-Illustrations / AdobeStock)


Das Ärztliche Zentrum für Qualität (ÄZQ) soll zum Jahresende aufgelöst werden. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, das Netzwerk Evidenzbasierte Medizin und Cochrane Deutschland sorgen sich nun um den Fortbestand der Nationalen Versorgungsleitlinien.

Kürzlich wurde bekannt, dass das Ärztliche Zentrum für Qualität (ÄZQ) aus organisatorischen Gründen zum Jahresende aufgelöst wird. Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sind die Trägerinnen des ÄZQ und lösen dieses zum 31. Dezember 2024 auf. Verschiedene Fachgesellschaften äußern nun Bedenken. 

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) zeigt sich in einer Mitteilung vom 18. April überrascht vom plötzlichen Aus des ÄZQ: „Dies gefährdet die Nationalen VersorgungsLeitlinien (NVL), für deren Koordination das ÄZQ verantwortlich ist“, heißt es. Das NVL-Programm sei eine gemeinsame Initiative von BÄK, KBV und AWMF. Das ÄZQ habe dabei bislang die operative Durchführung und Koordination der NVL übernommen. 

„In Abstimmung mit unseren Mitgliedsfachgesellschaften werden wir mit den mitherausgebenden Institutionen BÄK und KBV sowie weiteren Akteuren des Gesundheitswesens über geeignete Modalitäten zur Fortsetzung des NVL-Programms sprechen. So können versorgungsrelevante Leitlinien für Disease Management Programme weiter aktuell gehalten werden“, erklärt Prof. Rolf-Detlef Treede, Präsident der AWMF.

Gründe für Auflösung des ÄZQ unklar?

Mit großen Bedenken haben auch das Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (EbM-Netzwerk) und Cochrane Deutschland die Meldung von der zum Jahresende geplanten Auflösung des ÄZQ aufgenommen. Das ÄZQ ist Initiator und Mitglied des EbM-Netzwerks und langjähriger Kooperationspartner von Cochrane Deutschland. „Das EbM-Netzwerk und Cochrane Deutschland sehen durch den aktuellen Entschluss den Fortbestand der vom ÄZQ herausgegebenen und koordinierten Nationalen VersorgungsLeitlinien und Patientenleitlinien in der bisherigen Qualität, Zugänglichkeit und Unabhängigkeit in Gefahr“, heißt es.

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Bisher seien die sachlichen Gründe für die Entscheidung zur Auflösung des ÄZQ unklar: „Das EbM-Netzwerk und Cochrane Deutschland fordern, dass bei allen weiteren Entscheidungen in Bezug auf das ÄZQ sichergestellt wird, dass die Aufgaben des ÄZQ, insbesondere die Koordination und Bereitstellung der Nationalen VersorgungsLeitlinien und die Entwicklung und Bereitstellung hochwertiger evidenzbasierter Patientenleitlinien, auch bei einer Überführung in andere Strukturen weiterhin nach den bewährten methodischen Standards unabhängig von Einflussnahme durch einzelne Interessensgruppen umgesetzt werden. Darüber hinaus halten wir es für wichtig, dass die Gründe für die Entscheidung zur Auflösung des ÄZQ transparent gemacht werden“, schreiben das EbM-Netzwerk und Cochrane Deutschland in einer Mitteilung vom 18. April.


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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