Arzneimittel und Therapie

Medikationsplan für Herzinsuffizienz-Patienten

Neue Nationale VersorgungsLeitlinie fordert Aktualisierung durch Apotheker

du | Die Nationale Versorgungs­Leitlinie (NVL) Chronische Herzinsuffizienz ist in diesem Jahr in der zweiten Auflage erschienen. Bearbeitet wurden die Kapitel zur medikamentösen und invasiven Therapie sowie zur Koordination der Versorgung. Hier kommen nun auch die Apotheker mit ins Spiel. Ihre Unterstützung wird bei der Führung des bundeseinheitlichen Medikationsplans eingefordert.

Im Kern gelten die Leitlinienempfehlungen der 1. Auflage weiter. Ein von der Bundesärztekammer (BÄK), der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) herausgegebener Flyer gibt einen Überblick über unveränderte Punkte:

Medikamentöse Stufentherapie plus symptomatische Behandlung.

Alle Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz und reduzierter Auswurffraktion sollen eine Basistherapie mit ACE-Hemmern bzw. Sartanen und Betablockern erhalten. Bei unzureichendem Therapieerfolg kommen Mineralocorticoidrezeptor-Antagonisten (Spironolacton, Eplerenon) hinzu. Bei Ödemen werden auch Diuretika als Basismedikation eingesetzt.

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NVL Chronische Herzinsuffizienz Die Apotheker sind gefordert, nicht nur im Rahmen der Aktualisierung des bundeseinheitlichen Medikationsplans.

Komorbiditäten und geriatrische Aspekte. Patienten mit Herzinsuffizienz sind häufig älter und multimorbide. Bei der Wahl der Medikamente gilt es daher, auf mögliche Wechselwirkungen zu achten und Wirkstoffe, die die Herzinsuffizienz verschlechtern können, zu vermeiden. Dazu zählen NSAR.

Auf alternative und ergänzende Therapie verzichten. Nach wie vor empfiehlt die NVL Patienten mit Herzinsuffizienz, auf die Einnahme zusätzlicher rezeptfreier Medikamente zu verzichten. Als Beispiele werden Weißdorn, Coenzym Q10 und Arjuna genannt.

Apparative Therapie. Nicht jeder Patient mit Herzinsuffizienz profitiert von der Implantation eines Defibrillators, eines Schrittmachers zur kardialen Synchronisation (CRT-Schritt­machers) oder eines Kunstherzens. Daher müssen zusammen mit dem Patienten Vor- und Nachteile der apparativen Möglichkeiten gegeneinander abgewogen werden.

Multidisziplinäre Betreuung. Herzinsuffizienz ist mit einem häufigen Wechsel zwischen Hausarzt, verschiedenen ambulanten Fachärzten und stationären Aufenthalten verbunden. Die Nationale VersorgungsLeitlinie fordert daher alle an der Versorgung beteiligten Fachdisziplinen auf, diagnostische Ergebnisse, Therapieempfehlungen und Kontrollintervalle aktiv zu kommunizieren und miteinander abzustimmen.

Und das ist neu

Der bundeseinheitliche Medikationsplan. Patienten mit Herzinsuffizienz nehmen häufig weitere Medikamente ein. Um durch Multimedikation bedingte Probleme zu vermeiden, sollen alle Patienten einen Medikationsplan erhalten. Explizit wird darauf verwiesen, dass dieser regelmäßig von Ärzten und Apothekern geprüft und aktualisiert werden soll und auch rezeptfreie Arzneimittel enthalten soll.

Neue Medikamente: nur, wenn Bewährtes nicht ausreicht. Die neuen Wirkstoffe Ivabradin (Procoralan®) und Sacubitril/Valsartan (Entresto®) stuft die Nationale VersorgungsLeitlinie als Mittel der zweiten Wahl ein. Ivabradin hemmt den If-Kanal, einen spezifischen Ionenkanal. Der Neprilysin-Inhibitor Sacubitril hemmt den Abbau natriuretischer Peptide, Valsartan ist ein Angiotensin-II-Rezeptorantagonist. Diese Arzneistoffe sind nur indiziert bei Kontraindikationen oder wenn die richtig dosierte Basismedikation nicht ausreicht, um Beschwerden zu lindern.

Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT). Bei Patienten mit Sinusrhythmus wird die Indikation für eine CRT anhand von Schenkelblock­morphologie und QRS-Breite gestellt. Patienten mit Vorhofflimmern wird eine CRT nur in Ausnahmefällen empfohlen.

Implantierbare Kardioverter-Defi­brillatoren (ICD). Zur Prophylaxe des plötzlichen Herztodes empfiehlt die Leitlinie, Patienten mit ischämischer Kardiomyopathie eine ICD-Implantation anzubieten. Bei jeder Revision oder beim Batteriewechsel soll die Indikation erneut geprüft werden. Da Patienten häufig den Effekt von ICD überschätzen, ist es wichtig, sie über den zu erwartenden Nutzen und mögliche Risiken wie unnötige Schocks aufzuklären.

Strukturierte Versorgung bei Herzinsuffizienz. Alle Patienten mit Herzinsuffizienz sollen in ein strukturiertes Programm eingebunden werden, das eine koordinierte multidisziplinäre Versorgung und kontinuierliche Schulungen umfasst. Patienten mit schlechter Prognose sollen intensiver betreut werden, z. B. durch die Einbindung spezialisierter Pflegekräfte, zusätzliche telefonische Betreuung oder Telemedizin.

Die Leitlinie, Patienteninformationen und weitere Materialien finden Sie unter: www.herzinsuffizienz.versorgungsleitlinien.de |

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