Ostersymbole und Pharmazie (Episode 3)

Der Osterhase – der flinke Eierbote

Stuttgart - 31.03.2024, 08:00 Uhr

Hasen haben längere Ohren und kräftigere Hinterbeine als Kaninchen. (Foto: Lepus europaeus, Quelle: Ivan / stock.adobe.com)

Hasen haben längere Ohren und kräftigere Hinterbeine als Kaninchen. (Foto: Lepus europaeus, Quelle: Ivan / stock.adobe.com)


Seine Karriere ist steil und vor allem süß: weltweit hoppeln Schokoladen- und Zuckerhasen millionenfach in die Osternester. Das Fantasietier Osterhase, der für die Kinder die Eier versteckt, verrichtet seine Arbeit stets geheimnisvoll im Verborgenen. Absichtlich eher wegschauen möchte man allerdings bei dem noch immer üblichen Kaninchenaugentest im Tierversuchslabor.

Bereits in der Antike galt der Hase als Sinnbild für Lebenskraft und Wiedergeburt. Seine sprichwörtliche Fruchtbarkeit qualifizierte ihn zum germanischen Boten der Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostara. Zwar mag es heute eher abfällig klingen, wenn wir von einer „Vermehrung wie die Karnickel“ sprechen. Doch in früheren Zeiten war Fruchtbarkeit überlebenswichtig. Das Christentum griff auf die im Volksglauben verankerten Mythen zurück und stellte den Hasen in Beziehung zur Auferstehung Christi. In religiösen Bildern taucht der Hase immer wieder als Symbolbild auf.

Der Hase in der Kunst

Auch in der nichtsakralen Kunst ist der Hase ein beliebtes Motiv und aufgrund seiner Fruchtbarkeit häufig ein Sinnbild der Liebe. „Der Feldhase“ von Albrecht Dürer ist eins der berühmtesten Tierbilder der europäischen Kunstgeschichte überhaupt. In der modernen Kunst findet der Hase seinen Platz bei den Werken von Joseph Beuys, dessen 100. Geburtstag aktuell mit Ausstellungen gefeiert wird. Beuys erklärte den Hasen als Symbol für die Inkarnation, was im Christentum für die Menschwerdung Gottes steht.

Lieferservice für Ostereier

Die Aufgabe des Osterei-Lieferanten übernahm der Hase jedoch erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Dabei stand er anfangs noch im Wettbewerb mit Hühnern, Kuckucken, Störchen und Füchsen, die in den verschiedenen europäischen Regionen ebenfalls als österliche Eierboten galten. Doch der Hase lief dieser Konkurrenz davon – und machte im Laufe des 20. Jahrhunderts weltweit Karriere. Im deutschsprachigen Raum half ihm dabei „Die Häschenschule“,  ein Kinderbuchklassiker, die ab 1924 den Markt eroberte. Weitere Unterstützung kam von der Süßwarenindustrie, für die Zucker- und Schokoladenhasen ein Verkaufshit wurden. Vor allem ab den 1950er Jahren, als breite Massen der Bevölkerung sich den Luxus von Schokolade zunehmend leisten konnten.

Kaninchen als Labortiere

Im Englischen wurde der Osterhase zum „Easter rabbit“, im Französchischen zum „Lapin de Pâques“– das heißt, hier stand das Kaninchen Pate. Kaninchen und Hasen sind zwei verschiedene Tiere, aber sie gehören beide in die Familie der Hasen. Kaninchen haben im letzten Jahrhundert ebenfalls eine Karriere der besonderen Art hingelegt: Nach Mäusen, Ratten und Fischen gehören sie zu den meistgenutzten Labortieren in der wissenschaftlichen Forschung. Bereits im 19. Jahrhundert arbeitete Louis Pasteur bei der Entwicklung eines Tollwut-Impfstoffs mit Kaninchen als Versuchstieren. Später waren Kaninchen die ersten Tiermodelle, die durch Tumorzellen mit Krebs infiziert wurden.



Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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