Arzneimittel und Therapie

Aus der Forschung: In-vitro-Modell der menschlichen Cornea als Ersatz für Tierv

Nach der 7. Änderungsrichtlinie zur EU-Kosmetikverordnung dürfen ab dem Jahr 2009 in Europa keine kosmetischen Mittel mehr vermarktet werden, deren Inhaltsstoffe in Tierversuchen getestet wurden.

Tierschutzverbände kritisieren, dass durch das eventuelle Fehlen ausreichend anerkannter tierversuchsfreier Verfahren das In-Kraft-Treten des Verbots weiter hinausgeschoben werden könnte. Ein dreidimensionales Modell der menschlichen Cornea soll zur Abschätzung des augenreizenden Potenzials von chemischen Stoffen eingesetzt werden und könnte die Aussagekraft vorhandener Testsysteme deutlich erhöhen oder diese sogar ersetzen.

Ob ein Stoff das Auge reizt oder schädigt gehört, neben Aussagen zur akuten Giftigkeit und zum kontaktallergenen Potenzial, zu den wichtigen toxikologischen Grundinformationen, die vorliegen müssen, wenn ein Stoff, z. B. in Kosmetika, eingesetzt werden soll.

Informationen zum augenreizenden Potenzial können bis heute nicht bzw. nicht vollständig ohne Tierversuch gewonnen werden. Noch immer wird deshalb der so genannte Draize-Test am Kaninchenauge durchgeführt. Hierfür werden die Testsubstanzen auf Haut und Augen der Versuchstiere gebracht und die Entzündungsreaktionen bestimmt.

Die in der Europäischen Union derzeit anerkannten Ersatzmethoden zum Draize-Test (bebrütetes Hühnerei, Cornea des Rinderauges, isoliertes Hühnerauge und isoliertes Kaninchenauge) ermöglichen nur eine Aussage über das stark augenreizende Potenzial von Stoffen. Kleinere – aber unter Umständen dauerhafte – Hornhaut-Schäden können mit diesen Testsystemen nicht vorhergesagt werden.

Einem am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin vorgestellten humanen Hornhaut-Modell liegen lebende, menschliche corneale Zelllinien zugrunde. In nur einem Jahr ist es gelungen, ein menschliches dreidimensionales In-vitro-Modell der Cornea des Auges mit den drei spezifischen Corneazelltypen (Endothel, Stroma, Epithel) zu rekonstruieren. Erarbeitet wurde das Modell von Wissenschaftlern des Instituts für Biophysik der Universität Bremen mit Forschungsmitteln der Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET).

Quelle Pressemitteilung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) vom 12. Februar 2003. ck

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