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Kommentare zum Honorar-GUTACHTEN
Was sagen die befragten Apotheker?
Das Gutachten zur Apothekenhonorierung im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums versucht, den Apothekerberuf in messbare Größen zu fassen. Fast etwas versteckt, am Ende des etwa 200-seitigen Papiers finden sich aber auch die Kommentare der Apotheker, die an der zugrunde liegenden Umfrage teilnahmen. Ein Ausschnitt aus der Realität hinter den Zahlen.
Bürokratischer Aufwand...
Die vom BMWi beauftragte Agentur 2HM hatte bei der Erstellung des Gutachtens auch Apotheker zu ihren Tätigkeiten befragt, etwa zu den Arbeitszeiten in der Rezeptur. Die Agentur gab den Pharmazeuten die Chance, freie Kommentare zu schreiben. DAZ.online liegt weiterhin nur die Vorab-Version des Gutachtens vom 19. November, also eine unabgestimmte Zwischenversion vor. Und trotzdem offenbaren die Kommentare der Pharmazeuten teilweise, wie die Fragen der Agentur im Lichte des Apothekenalltags zu bewerten sind. Hier einige, teils gekürzte, Auszüge:
Der bürokratische Aufwand sowohl bei der Herstellung von Rezepturen als auch bei der Dokumentation von BTM ist viel zu hoch und sollte sowohl reduziert als auch besser vergütet werden. Falls Ihre letzte Frage darauf abzielt, ob wir uns nach dem EuGH-Urteil so wie ausländische Versandapotheken RX-Boni erlauben könnten, ist die klare Antwort: Das werden wir nicht überleben.
Analyse der Deutschen Apotheker Zeitung
Leider hat die Befragung nicht wirklich die kompletten Aufgaben und Pflichten an eine normale Apotheke abgedeckt. Es fehlten komplett die Arbeiten im Labor (z. B. Prüfung von Ausgangsstoffen), sämtliche gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen (z.B. Fertigarzneimittelprüfungen), Dokumentationsaufgaben (Transfusionsgesetz, Importe, Tierarzneimittel, QMS, sonstige dokumentationspflichtige Arzneimittel, Temperaturkontrollen, Hygienemanagement, wöchentliche Chargenrückrufe). Allein die vorgeschriebenen Dokumentationsaufgaben und deren Überwachung rauben sehr viel Zeit im Alltag und werden immer mehr, werden allerdings nur gefordert, nicht entlohnt. Verwaltung des Notfalldepots (wird eigentlich nur gelagert und bei Verfall erneuert, aber nur äußerst selten benötigt!). All diese ganzen Punkte, und noch viele weitere mehr, werden bei Ihrer Befragung nicht betrachtet! Wäre ich ein rein wirtschaftlich denkendes Unternehmen, würde ich die Aufgaben sicherlich nicht alle machen! Da Sie mir aber gesetzlich vorgeschrieben werden, erledige ich Sie natürlich! Frage mich aber, ob dies auch Versandapotheken im Ausland tun. Sicher nicht, sie werden dafür ja nicht entlohnt und stehen nicht unter der Aufsicht deutscher Behörden! Hoffentlich finden diese Punkte bei Ihrer Betrachtung noch eine Würdigung.
Die Regeln zur Abgabe von Medikamenten zu Lasten der Krankenkassen sind inzwischen kaum noch zu überblicken. Tägliche Arbeitszeit, die für Krakenkassenregeln draufgeht, ist locker 40 Minuten pro Mitarbeiter. Die ständige Recherche nach neuen Regeln ist bei mir persönlich auf 30 Minuten pro Tag angewachsen. Bei Heil und Hilfsmitteln ist inzwischen das völlige Chaos ausgebochen und reine Willkür bei den Krankenkassen, die noch NIEMALS uns die Regeln sagen konnten, da kein Mitarbeiter der Kasse sie beherrscht. Aber der Regress erfolgt postwendend!Der Zeitaufwand für Heil und Hilfsmittel ist teilweise 2-3 Stunden pro Abgabe. Wird nur noch als für uns sehr teurer Kundenservice gesehen.
Leider wird nicht nach den Vollzeitäquivalenten der Apothekenleitung gefragt (ca. 1,75!) Für die Dokumentation der Ausgangsstoffprüfung und die Rezepturdokumentation nutzen wir das Lennartz Laborprogramm, was zu zeitlichen Einsparungen führt (diese sind bei der Beantwortung der Fragen berücksichtigt), jedoch beachtenswerte Kosten verursacht. Uns fehlt die Frage nach dem zusätzlichen Zeitaufwand, der durch Klärungs- und Diskussionsbedarf mit den Patienten aufgrund von Rabattverträgen, Lieferengpässen etc. entsteht. Danke!
Es fehlt der zeitliche Aufwand für den Nacht- und Notdienst, bei uns auf dem Land alle 16 Tage. Es fehlt der Mehraufwand für hochpreisige Arzneimittel, Vorfinanzierung vor Bezahlung durch die Krankenkassen. Es fehlt der tägliche Aufwand für die Rezeptkorrektur, Kosten für die Rezepterfassung durch Scanner etc. Es fehlt der Aufwand für das Medikationsmanagement, bisher nicht durch Krankenkassen finanziert (ARMIN-Projekt) und das Vervollständigen des Medikationsplans. Es fehlt der Aufwand für das Betreiben eines QMS-Systems samt Zertifizierung. Es fehlt der zeitliche und finanzielle Aufwand für Fort- und Weiterbildung und Ausbildung. Es fehlt der zeitliche und finanzielle Aufwand für das Aufrechterhalten des Botendienstes auf dem Land zur flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln. Es fehlt der zeitliche Aufwand für die Prüfung von Ausgangsstoffen für die Rezeptur. Es fehlt der zeitliche Aufwand für die tägliche Arzneimittelprüfung, Meldung von Arzneimittelrisiken an die Arzneimittelkommission. Es fehlt der zeitliche Aufwand für Doku der Blutprodukte, Importarzneimittel, Tierarzneimittel, T-Rezepte. Vorgeschriebene Mindestgröße und weitere Voraussetzungen lt. ApBetrO gelten nicht für Versandapotheken, genauso wie Pflicht zur Grundversorgung, Notdiensten, Rezepturen, Kontraktionszwang zur Abgabe von Arzneimitteln.
4 Kommentare
Ostfriesen arbeiten jetzt überall ...
von Christian Timme am 18.12.2017 um 1:55 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Wohl Wahr
von Bernd Jas am 16.12.2017 um 10:23 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Wohl Wahr
von Christiane Patzelt am 16.12.2017 um 23:30 Uhr
AW: Auch, und noch mehr Wohl Wahr
von Bernd Jas am 17.12.2017 um 13:03 Uhr
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