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Arzneimittel und Therapie
Positive Daten von der Südhalbkugel
Grippeimpfung verhinderte 50 Prozent aller Infektionen
Wie gut schützten die Grippeimpfstoffe vor schweren Influenza-bedingten Atemwegserkrankungen, die einen Krankenhausaufenthalt erforderten? Daten dazu liefert das „Netzwerk für die Bewertung der Wirksamkeit von Impfstoffen in Lateinamerika und der Karibik – Grippe“ (REVELAC-i), welche analysiert und von den US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) Mitte September 2023 veröffentlicht wurden [1].
Hohe Impfeffektivität
Insgesamt wertete das Netzwerk REVELAC-i Daten von 2780 Patienten aus Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay und Uruguay mit schwerer akuter Atemwegsinfektion (SARI) im Krankenhaus aus, darunter 1262 (45,4%) Kleinkinder, 388 (14,0%) Personen mit Vorerkrankungen und 1130 (40,6%) ältere Menschen. Knapp jeder dritte SARI-Patient (32,4%, n = 900) war Influenza-positiv, die meisten Grippeinfektionen trafen dabei ältere Menschen (n = 547), gefolgt von Kleinkindern (n = 214) und vorerkrankten Menschen (n = 139). 15,3% der SARI-Patienten war mit einer saisonalen Vakzine gegen Grippe geimpft, verglichen mit 28% der Kontrollpatienten. Die bereinigte Impfeffektivität lag insgesamt bei 51,9%. Vor allem Kleinkinder schützte die Vakzine gut (Impfeffektivität: 70,2%), bei Älteren lag der Wert bei 37,6%.
Vor allem Influenza-A-Viren
Den REVELAC-i-Daten zufolge zirkulierten auf der Südhalbkugel zwischen März und Juli vor allem Influenza-A-Viren (90,6%, n = 815) – nahezu alle vom A(H1N1)pdm09-Subtyp (99,3%, n = 668), nur fünf (0,07%) der nachgewiesenen Influenza-A-Viren ließen sich der A(H3N2)-Linie zuordnen. Bei 85 Patienten (9,4%) ließ sich eine Influenza-B-Infektion nachweisen. Betrachtete man die Subtyp-spezifische Impfeffektivität gegen Influenza-assoziierte Krankenhausaufenthalte, so lag diese für Influenza A(H1N1) bei 55,2% und damit bei einem ähnlichen Wert wie die Gesamtschätzung. Die Impfeffektivität für Influenza B (Victoria) war hingegen statistisch nicht signifikant. Zusammenfassend deuten diese vorläufigen Daten darauf hin, dass Influenzaimpfstoffe mehr als die Hälfte der Grippe-bedingten Krankenhausaufenthalte bei Kleinkindern, Menschen mit Vorerkrankungen und älteren Erwachsenen wirksam verhindern konnten.
Aktuelle Lage in Deutschland
Hierzulande beginnt die Grippesaison 2023/24 mit der 40. Kalenderwoche. Bereits seit der 27. Kalenderwoche verzeichnet das RKI steigende Zahlen akuter Atemwegsinfektionen – ausgehend von einem „niedrigen Sommerniveau“ –, wobei vor allem Rhinoviren zirkulieren, zudem SARS-CoV-2 und Parainfluenzaviren [2]. Laut dem ersten Wochenbericht des RKI zur Aktivität akuter respiratorischer Erkrankungen (ARE) für die neue Grippesaison setzt sich dieser Trend fort: Das Nationale Referenzzentrum für Influenzaviren (NRZ) fand in der 40. Kalenderwoche 2023 in insgesamt 49 (62%) der 79 eingesandten Sentinelproben respiratorische Viren: Rhinoviren (32%), SARS-CoV-2 (19%) und Parainfluenzaviren (13%) – also noch keine Influenzaviren. Geht es um schwere akute respiratorische Infektionen (im Rahmen der ICD-10-Code basierten Krankenhaussurveillance ICOSARI), erhalten derzeit 18% der Patienten eine COVID-19-Diagnose, 1% waren RSV-positiv, eine Influenza-Diagnose wurde dem RKI zufolge nicht gestellt [3].
Informationen über das aktuelle Infektionsgeschehen liefern auch Meldungen gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG). Hier kann das RKI über insgesamt 107 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle in der 40. Meldewoche berichten, bei etwa jedem fünften Patienten lagen Informationen über eine Hospitalisierung vor (n = 21; 20%). Influenza-bedingte Todesfälle beziehungsweise Patienten, die mit einer Influenzadiagnose verstorben sind, kamen in der aktuellen Grippesaison noch nicht vor. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ist das Influenzageschehen auf einem niedrigeren Niveau. Im letzten Jahr berichtete das RKI in der 40. Meldewoche 2022 bereits über 837 labordiagnostisch bestätigte Grippefälle, davon waren 99 Patienten hospitalisiert [4].
Gleichzeitig gegen Grippe und COVID-19 impfen?
Dem Robert Koch-Institut zufolge dürfen COVID-19- und Influenza-Impfungen simultan verabreicht werden, wobei die Injektionen in unterschiedliche Gliedmaßen erfolgen sollten. Voraussetzung ist, dass für beide Impfungen eine Indikation vorliegt. Als optimalen Impfzeitpunkt für eine Grippeimpfung nennt das RKI den Zeitraum von Mitte Oktober bis Mitte Dezember [5]. |
Literatur
[1] Fowlkes AL, Nogareda F, Regan A, et al. Interim Effectiveness Estimates of 2023 Southern Hemisphere Influenza Vaccines in Preventing Influenza-Associated Hospitalizations — REVELAC–i Network, March–July 2023. MMWR Morb Mortal Wkly Rep 2023;72:1010–1015, doi: http://dx.doi.org/10.15585/mmwr.mm7237e1
[2] ARE-Wochenbericht des RKI: Aktuelles zu akuten respiratorischen Erkrankungen 39. Kalenderwoche (25.9. bis 1.10.2023), https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2022_2023/2023-39.pdf
[3] ARE-Wochenbericht des RKI: Aktuelles zu akuten respiratorischen Erkrankungen 40. Kalenderwoche (2.10. bis 8.10.2023), https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2023_2024/2023-40.pdf
[4] ARE-Wochenbericht: Aktuelles zu akuten respiratorischen Erkrankungen Kalenderwoche 40 (3.10. bis 9.10.2022), https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2022_2023/2022-40.pdf
[5] Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Schutzimpfung gegen Influenza. Stand: 28.9.2023, www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/FAQ_Uebersicht.html
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