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Arzneimittel und Therapie
Üble Alternative für Schwangere?
Antiemetikum Ondansetron scheint Risiko für Kiefer-Gaumen-Spalten zu erhöhen
Im ersten Trimenon einer Schwangerschaft leiden rund 80% der Frauen unter Übelkeit und Erbrechen. Bei einem Drittel sind die Symptome klinisch relevant. Da in diesem Zeitraum die Organogenese erfolgt, ist die Gefahr für Missbildungen besonders hoch.
Ondansetron wird in den USA zunehmend zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft eingesetzt. Zugelassen ist der 5-HT3-Rezeptor-Antagonist in der Indikation Hyperemesis gravidarum jedoch nicht.
Embryotox setzt auf Bewährtes
Die Studienlage ist begrenzt und teilweise widersprüchlich. Bei Embryotox wird der Erfahrungsumfang als „sehr hoch“ beschrieben. Hier bezieht man sich auf dänische und schwedische Registerstudien, in denen weder ein erhöhtes Risiko für Spontanaborte noch für die Gesamtfehlbildungsrate gezeigt werden konnte. Dennoch empfehlen die Embryotox-Experten, besser erprobten Alternativen wie Meclozin, gegebenenfalls auch Dimenhydrinat oder Doxylamin den Vorzug zu geben und Ondansetron erst dann einzusetzen, wenn diese versagen.
Daten aus den USA
Die neue Untersuchung basiert auf Daten der Medicaid Analytic eXtract (MAX) – einer US-amerikanischen Versicherungsdatenbank mit umfassenden Angaben zu demografischen und medizinischen Aspekten – zu insgesamt 1,8 Millionen Schwangerschaften in den Jahren 2000 bis 2013. In 4,9% der Fälle wurde im ersten Trimenon Ondansetron verordnet, also bei knapp 88.500 Frauen. Diese waren häufiger Raucherinnen und hatten häufiger eine psychiatrische oder neurologische Grunderkrankung. Darüber hinaus löste diese Gruppe auch öfter Rezepte für andere Antiemetika, Glucocorticoide sowie weitere potenziell fruchtschädigende Substanzen ein.
Leicht erhöhtes Risiko
Die Berechnung des Risikos für Herzfehler oder Kiefer-Gaumen-Spalten bei den Neugeborenen erfolgte anhand vier unterschiedlicher Analysemodelle. Dabei wurden unter anderem Aspekte der Indikation selbst (z. B. anhaltende Übelkeit und Erbrechen, Gewichtsverlust, Hypermesis gravidarum, Einsatz weiterer Antiemetika), potenzielle mütterliche Einflussfaktoren (z. B. Begleiterkrankungen, Komedikation) sowie zahlreiche weitere potenzielle Störfaktoren berücksichtigt. In allen vier Analysen war das Risiko für Kiefer-Gaumen-Spalten in der exponierten Gruppe leicht erhöht: Es traten drei zusätzliche Fälle pro 10.000 mit Ondansetron behandelten Frauen auf. Das adjustierte relative Risiko betrug 1,24 (95%-Konfidenzintervall 1,03 bis 1,48). Das Risiko für kardiale Missbildungen war in der Ondansetron-Gruppe hingegen nur in zwei Analysen leicht erhöht; wurde für weitere Einflussfaktoren korrigiert, war das erhöhte Risiko nicht mehr nachweisbar.
Vorteile der retrospektiven Kohortenstudie sind sicher die Größe der Datenbasis und die detaillierte Erfassung relevanter Faktoren. Zudem wurden zusätzliche Sensitivitätsanalysen durchgeführt, um die Assoziationen zu bestätigen. Die Arbeit liefert somit einen wertvollen Beitrag zur Risikoabwägung beim Einsatz von Ondansetron in der Schwangerschaft. |
Quelle
Huybrechts KF et al. Association of Maternal First-Trimester Ondansetron Use with Cardiac Malformations anf Oral Clefts in Offspring. JAMA 2018;320(23):2429-2437
Ondansetron. www.embryotox.de; Abruf am 16. Januar 2019
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