Politik
Deutscher Apotheker Verlag - PROD
Mein liebes Tagebuch
Wie geht’s weiter mit der Pharmazie, mit den Apotheken, ja, mit unserem Apothekerberuf? Liebe Leserin, lieber Leser des lieben Tagebuchs, haben Sie sich das – nach diesem gesundheits- und berufspolitisch turbulentem Jahr – in den letzten Tagen auch schon mal gefragt? Angesichts der eklatanten GKV-Finanzkrise, der Wirren um eine Apothekenreform und der seit Jahren ausstehenden Novellierung unserer Approbationsordnung hat mich mein liebes Tagebuch mal angestupst, in den Tagen „zwischen den Jahren“ darüber nachzudenken, was aus unserem Apothekerberuf und aus dem Apothekenwesen in naher Zukunft wohl werden wird.gesundheitspolitik
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Rochell: „Die Politik spielt zwei Berufe gegeneinander aus“
Wie kann die Apothekerschaft die kritischen Punkte im Reformpaket aus dem Hause Warken noch abräumen? Auf diese Frage lief es bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbands Westfalen-Lippe am gestrigen Mittwoch hinaus. Deren Vorsitzender Thomas Rochell verteidigte die Strategie der Abda, zunächst auf Gespräche zu setzen und erst nach dem Kabinettsbeschluss laut zu werden, sofern dies dann noch nötig sein sollte.
Abda-Austritt: „Mit Ehrenamtlern gegen Vollprofis“
Wäre die Abda ohne die Apothekerkammern mächtiger? Mit dieser Frage beschäftigt sich Jörg Nolten, Delegierter der Kammer Westfalen-Lippe. In einem Antrag für die Versammlung fordert er den Austritt seiner Kammer aus der Abda. Am 3. Dezember werden die Delegierten darüber beraten. Im Gespräch mit der DAZ erläuterte Nolten, was ihn zu diesem Schritt bewog.
IKK classic: Der Druck beginnt zu wirken
Seit dem Sommer können Apotheken Versicherte der IKK classic nur noch mit Hilfsmitteln beliefern, wenn sie dem Vertrag individuell beitreten. Dieser hat es jedoch in sich und die Verbände raten dringend davon ab, ihn zu unterschreiben. AVWL-Vorstand Jan Harbecke erneuerte diese Aufforderung am gestrigen Mittwoch in Münster. Denn der Druck beginne zu wirken – er hofft, dass man bald wieder in Verhandlungen mit der Kasse eintreten könne.
„PTA-Vertretung ist keine Entlastung, sondern ein Systembruch“
In ihrer ersten Delegiertenversammlung als bayerische Kammerpräsidentin fand Franziska Scharpf deutliche Worte zur geplanten Apothekenreform: „Wenn das so kommt, ist das Wortbruch.“ Im Anschluss an die Rede verabschiedeten die bayerischen Apotheker einstimmig eine Resolution, in der sie sich dafür aussprachen, die PTA-Vertretungsregelung ersatzlos aus dem Gesetz zu streichen und unverzüglich das Fixum auf 9,50 zu erhöhen.
Mein liebes Tagebuch
Wird die Apothekenreform nachgebessert? Nach der Anhörung im BMG wollen einige Insider eine gewisse Bereitschaft des Ministeriums gespürt haben. Wirklich? Warten wir’s ab, ob und was noch kommt. Die Abda hat jedenfalls ihre drei größten Schmerzpunkte bei dieser Reform deutlich gemacht. Man setzt auf weitere Gespräche, „wir eskalieren nicht“. Erst mal soll eine sanfte Kampagne kommen, damit sich die Politik an den Koalitionsvertrag erinnert. Abda-Justiziar Tisch mahnt, der Reform nicht voreilig zuzustimmen: Es gibt etliche Punkte in der Reform, die das Regelwerk der Apotheken zum Einsturz bringen könnten, „dann wäre der Ast abgesägt, auf dem die Apotheken sitzen“. Am Ast sägen bereits einige Medien und die Versandhäuser: 10.000 Apotheken sind genug, den Rest erledigen die Versender, tönt es vom Versender Redcare. Und eine Drogeriemarktkette informiert ihre Kundinnen und Kunden. Bald können sie OTC über dm bestellen.
„Wir können nicht in Fundamentalopposition gehen“
Noch besteht Hoffnung für die Apothekenreform aus dem Hause Warken – diese Meinung vertritt der Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer, Göran Donner. Bei der Kammerversammlung am gestrigen Donnerstag sprach er sich deshalb dafür aus, den Gesprächsfaden ins Ministerium nicht abreißen zu lassen und anders als bei der Lauterbach’schen Reform auf totale Verweigerung zu verzichten.
Kammer Sachsen erhöht Beitrag für Angestellte auf 240 Euro
Die Sächsische Landesapothekerkammer (SLAK) hebt den Kammerbeitrag für Angestellte um 50 Prozent an. Er soll im kommenden Jahr von derzeit 160 Euro auf 240 Euro steigen. Zudem stellt die Kammer die Beitragsberechnung für Inhaber auf ein Zwei-Komponenten-System um. SLAK-Präsident Göran Donner erklärt diesen Schritt gegenüber den Mitgliedern in einem Video.
CDU Mecklenburg-Vorpommern lädt zum Apothekengipfel ein
Am 19. November lädt die CDU Mecklenburg-Vorpommern in Wismar zu einem „Apothekengipfel 2025“ mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Simone Borchardt ein. Bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern am Mittwoch rief der Verbandsvorsitzende Markus Oelze zur Teilnahme auf. Die Anmeldefrist läuft noch bis zum 9. November.
Beitragsverfahren: Warum die Kammer die Rechtsprechung für falsch hält
Im Juni hat das Verwaltungsgericht Düsseldorf ein in der Apothekerschaft viel beachtetes Urteil gesprochen: Die Kammer Nordrhein musste die Beitragsbescheide eines klagenden Apothekers aufheben – allerdings nicht, weil die vom Kollegen beanstandete Aufhebung der Beitragsbemessungsgrenze nicht rechtmäßig war, sondern weil die Kammer in den Augen des Gerichts zu hohe Rücklagen hat. Bei der Kammerversammlung am heutigen Mittwoch wurde erläutert, warum die Kammer das Urteil für falsch hält.
„Bis zum Kabinettbeschluss arbeiten wir mit der Politik und eskalieren nicht“
Am heutigen Mittwoch treffen sich die Delegierten der Apothekerkammer Nordrhein zu ihrer Kammerversammlung. Dominierendes Thema des Berichts von Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann war – wenig überraschend – die Apothekenreform. Hoffmann stellte vor, wie die Abda ihre Forderungen nach Korrekturen priorisiert.
Mein liebes Tagebuch
Die Politik schaut gelassen zu, wenn es am Jahresende wohl wieder rund 500 Apotheken in Deutschland weniger geben wird. So what. Hauptsache, die vermeintlich wunderbar apothekenstärkende Reform lässt sich der Apothekerschaft als lebensrettende Maßnahme andrehen. Dabei ist sie gespickt mit toxischen Maßnahmen, die das System nicht retten werden, im Gegenteil. Zum Beispiel neue pDL, die unter Verlust geleistet werden sollen, angebliche Freiheiten bei der Rx-Abgabe, die die Ärzteschaft gegen die Apotheken aufhetzen, und eine aus dem pDL-Topf finanzierte kleine Erhöhung des Nacht- und Notdiensthonorars, die den Apotheken nach kurzer Zeit wieder gestrichen wird. Dazu noch das geplante Vorhaben der Vertretungs-PTA. Und mehr als perfide: die unter Wortbruch geschickt gecancelte Honorarerhöhung. Stattdessen werden die Apotheken in einen aussichtslosen Honorar-Verhandlungsmarathon mit dem GKV-Spitzenverband getrieben. Die Politik schaut dabei gelassen zu, wie der EU-Versandhandel immer dreister wird, wie Drogerieketten und Lebensmitteldiscounter alles vorbereiten, um in den OTC-Markt einzudringen. Und ein Journalist will die Apotheken schon ganz abschaffen… Wohin wird das führen?
Einmalig weniger Kammerbeitrag in Mecklenburg-Vorpommern
Die Beiträge zur Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern werden 2026 einmalig auf 40 Prozent der in der Beitragsordnung normierten Beiträge sinken. So sollen die Reserven der Kammer abgeschmolzen werden, um das künftige Heilberufegesetz des Landes zu erfüllen. Themen der Kammerversammlung am Mittwoch waren unter anderem auch weitere Inhalte dieses Gesetzes und Folgen der geodatenbasierten Notdienstverteilung.
Kammer und Verband fordern Umsetzung des Koalitionsvertrags
Die Apothekerkammer und der Apothekerverband Mecklenburg-Vorpommern möchten die Politik mit einer gemeinsamen Resolution zum Handeln drängen. Sie fordern die „sofortige, auskömmliche und dynamisierte Vergütung der Leistungen der Apotheke“ und die „Umsetzung einer Apothekenreform im Sinne des Koalitionsvertrags“. Darum soll es auch bei einem „Apothekengipfel“ mit der CDU des Landes am 19. November in Wismar gehen.
Auch Betäubungsmittel-Ausnahmen beliefert DocMorris nicht
Der Arzneimittelversender DocMorris beliefert keine Kunden mit Betäubungsmitteln. Selbst dann nicht, wenn die Arzneimittel eigentlich vom Betäubungsmittelgesetz ausgenommen sind. Ein Kunde erhielt seine Tilidin-Verordnung aus diesem Grund zurück. Dies löste Diskussionen unter Apothekern aus.
Mein liebes Tagebuch
Die zweiteilige Apothekenreform, die das Bundesgesundheitsministerium als zukunftsfestes Stärkungspaket den Vor-Ort-Apotheken verkaufen will, ist gelinde gesagt in weiten Teilen eine Zumutung, ein Verschaukeln der Apothekerschaft, eine Mogelpackung, angereichert mit noch mehr Bürokratie, und eine Missachtung der apothekerlichen Arbeit. Nicht zuletzt ist das Reformpapier eine Täuschung und Enttäuschung: Der Koalitionsvertrag wird nicht eingehalten. Es stellt sich die Frage: Mit welcher Absicht hat das Ministerium diese Reform erstellt hat? Was spielt hier mit: mangelnde Kenntnis der schlechten Lage vieler Apotheken, Ignoranz oder ist sogar eine versteckte Strategie dabei, die Zahl der Apotheken weiter zu reduzieren? Oder von allem etwas?
Der BPhD über Interprofessionalität im Studium
Viele Pharmaziestudierende wünschen sich, später interprofessionell mit Angehörigen anderer Gesundheitsberufe zusammenzuarbeiten. Strukturen dafür schaffen sie selbst, etwa in Form der Interprofessionellen Lernendenvertretung im Gesundheitswesen (ILVG), die einen Einblick in die Ausbildung anderer Professionen ermöglicht.
Groeneveld tritt im November zur Wiederwahl an
Im November stehen in Niedersachsen Wahlen an – diesmal ist der Landesapothekerverband (LAV) Niedersachsen an der Reihe. Entgegen früheren Informationen will der amtierende Vorsitzende Berend Groeneveld nun doch erneut kandidieren. Das bestätigte er gegenüber der DAZ.
„Der Staat bestellt Leistungen und bezahlt sie nicht“
Die Verjüngungskur in der Standespolitik setzt sich fort: In Mecklenburg-Vorpommern hat der 36-jährige Apotheker Markus Oelze den Verbandsvorsitz von Axel Pudimat übernommen. Im Interview mit der DAZ spricht er über die angedachte Vertretung von Approbierten durch PTA, die Ausfälle beim E-Rezept und erläutert, weshalb für eine echte Stärkung der Landapotheken kein Weg an der Erhöhung des Fixums vorbeiführt.
Mein liebes Tagebuch
Der Referentenentwurf zur Apo-Reform ist da! Also, mehr Honorar gibt es auch weiterhin nicht. Dafür aber Honorarverhandlungen mit der GKV. Und ja, die PTA soll den Chef unbedingt vertreten dürfen, 20 Tage im Jahr heißt es dann: PTA allein zu Haus! Davon ließ sich Warken und ihre Mannen nicht abbringen, obwohl der Apothekertag dies geschlossen abgelehnt hat. Was nur ist in die Ministerialen gefahren, dass sie die Apothekers so quälen wollen? Und dies ohne Not. Immerhin, es gibt nicht nur Schlechtes im Reformpapier. Beispiele: Zweigapos sollen leichter gegründet werden können, es sollen vier neue pDL kommen und Impfungen mit Totimpfstoffen. Und das wollen die Grünen in einer Reform der Notfallversorgung: einen nächtlichen Notfall-Botendienst der Apotheke per Verordnung – wer fährt, wer bezahlt? Und während die Politik noch liebevoll die Apothekers drangsaliert und das Apothekensterben beschleunigt, bringt sich die dm-Drogeriekette in Stellung: Sie will Mini-Apotheke und Mini-Arztpraxis spielen.
Erster Referentenentwurf einer Apothekenreform liegt vor
Das Bundesgesundheitsministerium hat einen Entwurf des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Apothekenversorgung (Apothekenversorgungs-Weiterentwicklungsgesetz – ApoVWG) vorgelegt. Vorab hatte das Ministerium die Ressortabstimmung für eine Apothekenreform eingeleitet.
Mein liebes Tagebuch
Mal unter uns, es sieht nicht gut aus: Eine Honorarerhöhung, wie sie der Koalitionsvertrag vorsieht, rückt in weite Ferne. Derzeit wird bereits über 2028 diskutiert, wenn überhaupt. Und die Sache mit der PTA, die eine approbierte Kraft vertreten darf, ist in politischen Kreisen gesetzt – ist doch nur für ein paar Stunden. Oder vielleicht auch einen Tag? Oder mehrere Tage? Die Politik versteht sichtlich nicht, was daraus folgen könnte… Die Ärzteschaft ruft auch schon nach dem Dispensierrecht – ist doch nur für den Notdienst… Immerhin, Cannabisblüten sollen nur im persönlichen Kontakt verordnet und in der Vor-Ort-Apotheke zum Patienten gelangen, so das Kabinett. Und so nebenbei wollen Kassen gerne Hochpreiser retaxieren, wenn die Chargennummer bei der E-Rezept-Übermittlung fehlt. Eine kleine Zukunftsaussicht: Apotheken sollen mehr impfen!
