Versandapotheken

OTC-Test: Große Preisspannen – Mängel bei Beratung

Berlin - 21.07.2015, 11:10 Uhr

Große Preisspannen unterscheiden Versandapotheken beim Testkauf. (Foto: Fotolia/Coloures-pic)

Große Preisspannen unterscheiden Versandapotheken beim Testkauf. (Foto: Fotolia/Coloures-pic)


Mit durchweg guten bis sehr guten Ergebnissen haben die Versandapotheken beim OTC-Testkauf der Deutschen Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) abgeschnitten. Allerdings zeigten sich bei der Beratung und beim Kundenservice nach wie vor einige Mängel. Nach Einschätzung von Projektleiter Henrik Peperkorn haben sich Beratung und Kundenservice seit der vorletzten Studie Ende 2013 aber verbessert.

Für eine Beratung zu Medikamenten und Gefahren von Wechselwirkungen, Empfehlungen von bestimmten Präparaten bei Kopfschmerzen oder allgemeinen Anfragen rund um die Bestellung stehen alle Apotheken laut Studie telefonisch und per E-Mail prinzipiell ihren Kunden zur Verfügung. Trotz angegebener Erreichbarkeiten einzelner Telefon-Hotlines von bis zu 16 Stunden am Tag kam in insgesamt acht Fällen trotz mehrfacher Anwahl-Versuche gar kein telefonischer Kontakt zustande. „Dort, wo Mitarbeiter ans Telefon gingen, mussten Tester zum Teil lange in der Warteschleife ausharren, um ihre Anliegen erörtern zu können“, so die Studie.

Es habe sich aber auch gezeigt, dass Kundendienst-Anliegen und Beratungsanfragen zu Medikamenten im Gespräch ernst genommen und engagiert beantwortet wurden. In über 90 Prozent aller Fälle seien Anfragen korrekt und für Kunden verständlich nachvollziehbar beantwortet worden. Gleiches galt für Anfragen per E-Mail. Auf diesem Kommunikationskanal zeigte sich darüber hinaus auch eine bessere Erreichbarkeit. Von insgesamt 60 E-Mails blieben lediglich zwei unbeantwortet. Über 80 Prozent aller Antworten erreichten die Tester innerhalb von 24 Stunden.

Große Preisspannen

Im Mittelpunkt der Untersuchung standen allerdings die Preise und Konditionen sowie die Benutzerfreundlichkeit der Websites. Für eine detaillierte Preisanalyse der Versand-Apotheken wurde ein Warenkorb aus 40 der in Deutschland meistverkauften rezeptfreien Medikamente gebildet. Bei sieben der zwölf Versand-Apotheken konnten alle Medikamente im Warenkorb bestellt werden. Bemerkenswert war die vergleichsweise große Preisspanne zwischen den Warenkörben.

Während der günstigste Anbieter hier 345,88 Euro verlangte, lag der Gesamtpreis beim teuersten Anbieter mit 395,29 Euro fast 50 Euro darüber. So waren laut Studie 90 ml Wick Medinait Erkältungssaft im günstigsten Fall bei eurapon.de für 4,94 Euro erhältlich, mit 8,19 Euro lag der Preis bei aponeo.de am höchsten. Für 100 Ceterizin Tabletten von Hexal verlangte besamex.de 22,02 Euro, docmorris.de hingegen berechnet mit 11,85 Euro nur etwas mehr als die Hälfte.

Einzelbestellungen lohnen kaum

Jedoch bot keine Apotheke im Test über alle Medikamente hinweg den günstigsten Preis. So war zwar aponeo.de in fünf Fällen am günstigsten, allerdings beim bereits erwähnten Wick Medinait und auch noch in zwei weiteren Fällen deutlich teurer als die Konkurrenz. Zusätzlich zu den Preisen wurden die Versandkosten miteinander verglichen. Nur wer Medikamente und Apotheken-Artikel in größeren Mengen kauft, muss sich um Versandkosten keine Gedanken machen. Für Einzelbestellungen von Medikamenten lohnen sich Versand-Apotheken kaum. Nur apotal.de lieferte während des Testzeitraums versandkostenfrei, verlangte allerdings eine Bestellung im Wert von mindestens zehn Euro.

Optimierungsbedarf bei Suchfunktionen

Während einige Anbieter in der Kategorie Benutzerfreundlichkeit positiv auffielen, wurde bei anderen in Teilen deutlicher Bedarf zur Nachbesserung festgestellt. Gerade die Möglichkeit, effizient Ergebnisse allgemein gehaltener Suchanfragen zu filtern und zu sortieren, wurde im Mittel in nur 63 Prozent der Fälle geboten. Ist das gesuchte Produkt allerdings gefunden, bestehen bei der Wahl eines Zahlungsmittels laut Studie kaum Einschränkungen.

Bei Online-Transaktionen gängige Zahlungen wie Kreditkarte oder eine PayPal-Zahlung werden vom überwiegenden Anteil aller Apotheken akzeptiert. Kundenfreundlich sei auch, dass bei allen Anbietern zum Testzeitpunkt ein Kauf auf Rechnung möglich war. Lediglich eine Zahlung per Nachnahme oder die Möglichkeit zur Vorauskasse gab es höchstens bei gut der Hälfte der getesteten Anbieter.

Meist schneller Versand

Zur Beurteilung des Lieferservice wurden insgesamt fünf Testbestellungen aufgegeben und bewertet. Durchschnittlich vergingen weniger als zwei Werktage zwischen Bestellung und Lieferung. Häufig waren die Medikamente bereits am folgenden Tag im Briefkasten – Spitzenwerte für den Versandhandel. Jedoch kann nicht immer auf eine so rasche Lieferung gebaut werden. So war eine Bestellung ganze sieben Werktage unterwegs zum Kunden. Für ein kurzfristiges Aufstocken der Reiseapotheke unmittelbar vor dem Urlaub kam diese Lieferung zu spät. „Auch wer dringend und zeitkritisch auf ein bestimmtes Medikament angewiesen ist, kommt im Einzelfall nicht an einer stationären Apotheke mit schnelleren Liefermöglichkeiten vorbei“, schlussfolgert die Studie.

Unsicherheit bei Rückgabemöglichkeit

Unklarheit bestehe nach wie vor bei der Möglichkeit zur Rückgabe von Medikamenten. Während der Großteil der Anbieter in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen eine Rückgabe von Medikamenten, zum Teil auch mit Verweis auf gesetzliche Grundlagen, ausschließe, konnten bestellte Präparate in Einzelfällen zurückgegeben werden. Eine Systematik zeige sich hier allerdings nicht.

Am Ende ging aponeo.de mit dem besten Testergebnis und der Note „gut“ (1,8) als Gesamtsieger aus der Studie hervor. Knapp dahinter und ebenfalls mit „gut“ (1,8) wurde das Angebot von besamex.de beurteilt. Den dritten Platz konnte sich medikamente-per-klick.de mit der Note „gut“ (1,8) sichern. Getestet wurden apodiscounter.de, aponeo.de, apo-rot.de, apotal.de, besamex.de, docmorris.de, eurapon.de, medikamente-per-klick.de, medpex.de, mycare.de, sanicare.de und shop-apotheke.com.


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