Österreich

Umfrage zum Apothekenversandhandel

Berlin - 25.03.2014, 09:53 Uhr


Voraussichtlich ab 2015 dürfen auch Apotheken in Österreich rezeptfreie Arzneimittel im eigenen Land versenden, bislang dürfen nur ausländische Versandapotheken nach Österreich versenden. Wie diese Entwicklung aus Sicht der unterschiedlichen Akteure beurteilt wird, hat das Unternehmen SEMPORA ermittelt. Dabei zeigt sich, dass die Mehrheit der Apotheker den Versandhandel als Bedrohung ansieht.

Etwa jeder dritte österreichische Verbraucher (30%) hat der Umfrage zufolge in einer Online-Apotheke eingekauft. Knapp die Hälfte (44%) der Nichtbesteller könnte sich dies für die Zukunft aber durchaus vorstellen. Es zeigt sich außerdem, dass die Mehrheit (63%) der befragten Verbraucher Versandapotheken mit Namen kennen – ganz vorne dabei „Apotheke Österreich“ (29%), gefolgt von „Zur Rose“ (19%). Als Gründe für den Onlinekauf gaben die befragten Verbraucher insbesondere die günstigen Preise (59%), die Bestellmöglichkeit zu jeder Zeit (58%) sowie die Lieferung nach Hause (41%) an. Die Nutzung eines Services, bei dem Produkte online bestellt und in der Apotheke vor Ort abgeholt werden – wie es der Österreichische Apothekerverband starten will –, ziehen über die Hälfte (54%) der Befragten in Erwägung, ein Viertel ist bis dato noch unentschlossen.

Die große Mehrheit (80%) der befragten Pharmahersteller rechnet durch die Liberalisierung des österreichischen Apothekenmarktes mit einer Verschärfung der Wettbewerbssituation. Etwa die Hälfte (53%) erwartet eine Steigerung des OTC-Gesamtumsatze, der Großteil (71%) eine Absenkung des durchschnittlichen OTC-Preisniveaus im Versandhandelskanal. Jeder Zweite (53%) befürchtet, dass künftig die Deckungsbeiträge des eigenen Unternehmens unter Druck geraten werden. Allerdings haben sich 82 Prozent der befragten Pharmahersteller bis heute noch nicht mit den strategischen Optionen des Versandhandelskanals auseinandergesetzt, 84 Prozent wollen aber eine Versandhandelsstrategie innerhalb der nächsten 12 Monate erarbeiten. Dabei steht knapp die Hälfte (44%) einer Zusammenarbeit mit Versandapotheken offen gegenüber.

Die Befragung der österreichischen Apotheker zeigt, dass für mehr als die Hälfte (54%) das Ende des Versandhandelsverbots eine Bedrohung darstellt, nur 21 Prozent sehen darin eine Chance. Viele gehen von einer starken Zunahme des Versandhandels-Umsatzanteils am OTC-Markt aus: Für 2018 erwartet fast jeder Vierte (23%) einen Umsatzanteil von mehr als sieben Prozent. Darüber hinaus ist knapp die Hälfte (49%) überzeugt, dass in den nächsten ein bis zwei Jahren die OTC-Produkte im Versandkanal einem Preisverfall unterliegen werden. 71 Prozent erwarten daher, dass die Deckungsbeiträge ihrer Apotheke stark unter Druck geraten werden. Um ihre Profitabilität langfristig zu sichern, planen 15 Prozent den Beitritt zu einer Apothekenkooperation. Die Mehrheit (59%) zieht den Boykott von Pharmaherstellern, die eng mit Versandhändlern kooperieren, in Erwägung.

Gefragt wurden die Apotheker auch nach den Erfolgschancen des vom Verband geplanten Online-Konzepts „Apotheke direkt“. 39 Prozent glauben, dass es ein voller Erfolg wird, während 23 Prozent eher daran zweifeln. Die restlichen Befragten sind bislang noch unentschlossen. 37 Prozent der befragten Apotheker sind bereits Mitglieder des Konzepts – von den Übrigen planen weitere 36 Prozent den Beitritt. 20 Prozent lehnen einen Beitritt dagegen ab. Beim Verband selbst ist man schon jetzt „sehr zufrieden“ mit der Teilnehmerzahl. Dennoch werde weiterhin daran gearbeitet, die Apotheker zur Teilnahme zu motivieren und das Portal fertigzustellen, heißt es dort. Schließlich soll im April ein Testbetrieb der Seite apodirekt.at online gehen.


Juliane Ziegler