Konkurrenz zur Apotheke vor Ort

Die Versandapotheken und ihr Kommunikationsproblem

Berlin - 01.06.2016, 11:15 Uhr

Schlechte Werte: Eine vom BVDVA durchgeführte Umfrage zeigt, warum die Versandapotheken der Apotheke vor Ort noch hinterherhinken. (Foto: wes)

Schlechte Werte: Eine vom BVDVA durchgeführte Umfrage zeigt, warum die Versandapotheken der Apotheke vor Ort noch hinterherhinken. (Foto: wes)


Deutschlands Versandapotheken haben ein Problem. Eine eigens in Auftrag gegebene Umfrage bestätigt den Versendern, dass ein großer Teil der Bevölkerung mit der Apotheke vor Ort eigentlich ganz zufrieden ist. Auch die wichtigste Forderung des Bundesverbandes der Versandapotheken ist in der Öffentlichkeit nicht wirklich beliebt: das e-Rezept.

Nach wie vor versenden die Online-Apotheken hauptsächlich OTC-Medikamente. Der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) arbeitet derzeit an allen Fronten daran, das zu ändern und eine einzige Forderung durchzusetzen: die möglichst schnelle Einführung des e-Rezeptes. Dass der Versand-Markt stagniert und die Versender einen Durchbruch dringend benötigen, beweist nun eine Online-Umfrage, die der BVDVA selbst in Auftrag gegeben hat.

Die vom Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführte Umfrage zeigt nämlich, warum die Versender den Apotheken vor Ort noch hinterherhinken. Knapp ein Drittel der 1.011 Befragten gibt an, dass die komplizierte Einreichung des Rezeptes der Grund sei, nicht bei Versandapotheken zu bestellen. Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer sagt, dass die Medikamente sofort benötigt würden. Ein Viertel gibt an, dass die Beratung im Internet nicht ausreiche. Und knapp 20 Prozent haben Probleme mit dem Datenschutz.

Viele finden das e-Rezept nicht wichtig

Klar ist: Mit dem elektronischen Rezept wäre die Hemmschwelle der komplizierten Rezept-Einsendung für die Patienten nicht mehr da. In vielen Fällen könnte das Rezept direkt aus der Arztpraxis an den Versender geschickt werden. Der Rx-Markt würde sich sicherlich zugunsten der Versandapotheken verschieben.

Aber auch an dieser Front haben die Versender ein Kommunikationsproblem: Denn die eigene Umfrage zeigt, dass knapp zwei Drittel der Bevölkerung noch nie vom e-Rezept gehört haben. Selbst nach einer Aufklärung zum e-Rezept während der Umfrage erklärte fast ein Viertel der Umfrageteilnehmer, dass das elektronische Versenden der Verordnung für sie keine Vorteile habe. Bei älteren Umfrageteilnehmern lag dieser Anteil sogar bei einem Drittel. 53 Prozent der Befragten gaben an, dass das e-Rezept für sie weniger wichtig oder komplett unwichtig ist. Und: Ebenfalls etwas mehr als die Hälfte gab nach der Aufklärung an, dass der Hauptvorteil sei, dass weniger Papiermüll entstehe.

Sicher, die Umfrage zeigt auch Werte, die dem BVDVA helfen. Insgesamt 53 Prozent würden es begrüßen, wenn der Arzt das Rezept an den Apotheker der Wahl direkt weiterleiten könnte. Aber sie zeigt eben auch sehr viele Daten, die den Versandapotheken nicht gefallen dürften.

Buse: Menschen werden da reinwachsen

Trotzdem ist der Verband zuversichtlich. Auf Nachfrage, welche Kommunikationslösungen der Verband anstrebe, um das Meinungsbild zu ändern, gibt sich Verbandschef Christian Buse, Inhaber der Online-Apotheke MyCare, gelassen: „Das wird sich von alleine geben, die Menschen werden da reinwachsen.“

Interessant sind auch Buses Äußerungen zum Marktanteil der Versandapotheken. Auf Nachfrage sagte der BVDVA-Vorsitzende, dass es derzeit zwar keinen belastbaren Marktüberblick gebe. Die Erhebungen, die ihm bekannt seien, zeigten allerdings, dass die Apotheken vor Ort „in der Regel“ eine OTC-Rx-Verteilung von etwa 80:20 hätten. „Und bei den Versandapotheken ist das genau umgekehrt“, sagt Buse.

Buse: Wegfall der Rx-Boni belastet Holland-Versender

Der BVDVA-Chef äußerte sich auch zu den ausländischen Versandapotheken. Traditionell sei deren Rx-Anteil mit Werten um die 90 Prozent sehr viel größer gewesen als bei der deutschen Konkurrenz. Nach dem Wegfall der Rx-Boni habe sich dieses Bild aber „gravierend verändert“. Der Rx-Anteil liegt laut Buse derzeit „gefühlt“ bei 60 Prozent.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

RX Versand?

von Heiko Barz am 01.06.2016 um 11:49 Uhr

.......wenn der Arzt das Rezept an den Apotheker der Wahl verscihickt....
Wessen Wahl wird das dann wohl sein ?
Bestimmt nicht die Apothekenwahl des Patienten.
Und da liegt doch der Korruptionsgedanke schon wieder ganz nahe.
Im Übrigen, was eine Versandapotheke per Post im Breich der verschreibungspflichtigen Arzneimittel leisten will, das kann auch jede "Normalapotheke" !! Wenn es dann zu ERezepten kommt.

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