Rezeptfreie „Pille danach“

Overwiening: Apotheker sind bereit

Berlin - 08.01.2015, 08:44 Uhr


Kurz nach Bekanntwerden begrüßte die Apothekerkammer Westfalen-Lippe die Entscheidung der EU-Kommission, ellaOne® europaweit aus der Rezeptpflicht zu entlassen. „Die bisherige Verschreibungspflicht führt dazu, dass zu viel Zeit vergeht, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern“, erklärt Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. „Wir Apothekerinnen und Apotheker sind bereit, Verantwortung zu übernehmen und können mit unserer Beratung eine sichere Anwendung der ‚Pille danach‘ gewährleisten.“

Besonders die Wochenenden seien problematisch, so Overwiening, da betroffene Frauen beim ärztlichen Bereitschaftsdienst häufig gar keinen Gynäkologen, sondern Vertreter anderer ärztlicher Fachrichtungen anträfen. Der zurzeit noch erforderliche Arztbesuch bringe dann nicht die gewünschte Aufklärung und Beratung und verzögere zudem unnötig die Einnahme. „Bei einer bekannten höchsten Wirksamkeit des Präparats in den ersten zwölf bis 24 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr ist das nicht zielführend.“

Die deutsche Apothekerschaft fordere schon seit einiger Zeit, das Notfallkontrazeptivum mit dem Wirkstoff Levonorgestrel aus der Rezeptpflicht zu entlassen. Die AKWL-Präsidentin erwartet nach der Kommissions-Entscheidung nun, dass die Bundesregierung in absehbarer Zeit auch die Rezeptpflicht für Levonorgestrel kippen wird – wie zuvor schon 79 Länder weltweit. Overwiening betont allerdings, dass die „Pille danach“ ein Präparat für den Notfall ist: „Wir sehen in einigen anderen Ländern durchaus Fehlentwicklungen, weil dort Arzneimittel als Handelsware verramscht werden. Wir müssen weiterhin dafür Sorge tragen, dass junge Menschen sehr verantwortlich mit der ‚Pille danach‘ umgehen und sie wirklich nur im begründeten Einzelfall abgegeben wird.“


Juliane Ziegler