Ein Viertel weniger Apotheken

Westfalen-Lippe und Saarland sehen rot

Berlin - 18.04.2024, 13:45 Uhr

Deutschlandweit schlossen nahezu 500 Apotheken im vergangenen Jahr. Auch in Westfalen-Lippe und dem Saarland ist die Situation dramatisch. (Foto: IMAGO / Rolf Poss)

Deutschlandweit schlossen nahezu 500 Apotheken im vergangenen Jahr. Auch in Westfalen-Lippe und dem Saarland ist die Situation dramatisch. (Foto: IMAGO / Rolf Poss)


Auch im Saarland und in Westfalen-Lippe sinkt die Apothekenzahl dramatisch. Im Saarland musste in den letzten 20 Jahren fast ein Viertel der Apotheken schließen. Die Kammer Westfalen-Lippe beklagt ebenfalls einen Rückgang um nahezu ein Viertel – und das in den letzten 15 Jahren. 

In Westfalen-Lippe sinkt die Zahl der Apotheken auf den historischen Tiefstand von 1.697. Das gab die Apothekerkammer Westfalen Lippe (AKWL) am heutigen Donnerstag in Pressemitteilung bekannt. Allein seit Beginn dieses Jahres seien 14 Betriebsstätten im Kammerbezirk geschlossen worden, elf weitere würden absehbar in diesem Jahr verloren gehen, sagte Andreas Walter, Hauptgeschäftsführer der Kammer. In den letzten 15 Jahren sei die Zahl der Apotheken in Westfalen-Lippe um fast ein Viertel gesunken – 2009 waren es noch 2.232. Von den Schließungen seien sowohl die ländlichen als auch urbane Regionen betroffen.

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Besonders spüre man den Rückgang in der stetig wachsenden Notdienstbelastung für die verbliebenen Apotheken, sagt Andreas Walter: „Die Zahl der Dienste kann nicht unendlich erhöht werden.“ Patient:innen müssten immer weitere Wege bis zum nächsten Notdienst zurücklegen.

Walter erläuterte die Ursachen des Apothekensterbens: „Es sind die politischen Rahmenbedingungen, die hinter den Schließungen stehen. Eine Steigerung dieses Honorars hat es zuletzt vor über zehn Jahren gegeben. Und anstatt dieses Honorar zumindest an die Inflation anzupassen, hat der Bundesgesundheitsminister zu Beginn 2023 das Honorar sogar gekürzt.“

Auch Saarland sieht rot

Im Saarland mussten im vergangenen Jahr zehn Apotheken schließen. Zum Jahresbeginn 2023 waren es noch 273 – 2004 gab es im Saarland noch 353 Apotheken. Damit sank hier die Apothekenzahl in den letzten 20 Jahren um knapp ein Viertel. Die Vorsitzende des Saarländischen Apothekervereins (SAV) Susanne Koch beschreibt die Situationen in einer Pressemitteilung des SAV vom Mittwoch als „dramatisch“.

Die vom Bundesgesundheitsministerium geplanten Reformen der Apothekenversorgung würden die Lage noch weiter verschlimmern, meint Koch: „Die Lösung kann nicht sein, die hohe Qualität der Versorgung zu senken. Gesundheit ist ein hohes Gut und die Bürgerinnen und Bürger sollten diese nicht in Scheinapotheken ohne Notdienst und Rezepturen erleben müssen. Seit vielen Jahren stellt sich die Politik nicht der Verantwortung, die sie hat. Stattdessen propagiert man Lösungen, die mehr mit einer Abgabestelle als mit sicherer Arzneimittelversorgung zu tun haben. Das ist ein Armutszeugnis und hat nichts mit Daseinsvorsorge für die Bevölkerung zu tun. Das werden wir den Verantwortlichen nicht durchgehen lassen.“

Die Apothekenkammer Westfalen-Lippe und der SAV unterstützen deshalb die aktuelle ABDA-Kampagne „Wir sehen rot“. Die neue Protest-Kampagne startet am 22. April. 


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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