INTERPHARN Mannheim

Was brauchen ambitionierte Freizeitsportler?

04.04.2024, 12:15 Uhr

(Foto: Flamingo Images / AdobeStock)

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Kein Olympionike und dennoch sehr ambitioniert: Brauchen solche Sportler spezielle Nahrungsergänzungsmittel? Wenn ja: Eisen, Magnesium, Protein – was muss drin sein und wie kann in Apotheken evidenzbasiert beraten werden? Diplom-Oecotrophologin Dr. Claudia Osterkamp-Baerens gibt auf der INTERPHARM in Mannheim Tipps. Im DAZ-Interview verrät sie, was die Teilnehmenden erwartet. 

Dr. Claudia Osterkamp-Baerens ist Diplom-Oecotrophologin und hat Erfahrung bei der Ernährung für Sportler: Sie betreute bereits zahlreiche Nationalmannschaften und Spitzenathleten im Auftrag verschiedener Olympiastützpunkte, führt eine eigene Praxis für Sporternährung und hat seit 1. März 2024 die Professur Ernährungswissenschaften/Sporternährung an der TH Deggendorf. Bei der diesjährigen INTERPHARM in Mannheim informiert die Ernährungswissenschaftlerin, wie Apotheker ambitionierte Freizeitsportler in der Apotheke beraten und betreuen können – und das evidenzbasiert. 

Ambitionierte Freizeitsportler in der Apotheke: (Evidenzbasierte) Empfehlungen aus dem Bereich der Sporternährung

Samstag, 13. April 2024, 16:00 bis 16:45 Uhr

Referentin: Diplom-Oecotrophologin Dr. Claudia Osterkamp-Baerens

Alle weiteren Infos gibt es hier.

DAZ: Wo hört der Freizeitsport auf und fällt aber noch nicht in die Kategorie Profisport – also: Was ist eigentlich „ambitionierter Freizeitsport“?
Osterkamp-Baerens: Im Wort „ambitioniert“ steckt drin, dass da jemand Ziele hat, die er durchaus ehrgeizig verfolgt. Ambitionierte Freizeitsportler nehmen in der Regel an Wettkämpfen teil. Im Unterschied zum Freizeit- und Gesundheitssportler streben sie nach einer Leistungsverbesserung, also einer neuen Bestzeit, oder haben das Ziel, eine bestimmte Strecke, zum Beispiel einen Marathon, zu schaffen. Dafür trainieren sie zielgerichtet. Der Unterschied zum Profisportler liegt vor allem darin, dass ambitionierte Freizeitsportler noch einem Beruf nach­gehen müssen, also die volle Doppel- oder sogar Dreifachbelastung mit Job, Sport und Familie haben. Profisportler können sich dagegen auf ihren Sport konzentrieren und haben deutlich mehr Zeit zum Erholen und zum Essen als ambitionierte Freizeitsportler.

Benötigen alle Sportler die gleiche Supplementation, unabhängig davon, ob sie schwimmen, radeln, wandern oder Dart spielen und wie alt die Sportler sind?
Osterkamp-Baerens: An sich benötigt kein Sportler eine Supplementation. Gerade bei Nährstoffen gibt es keine Hinweise, dass eine über den Bedarf hinausgehende Zufuhr leistungsförderliche Effekte hätte. Die Frage ist – wie eigentlich bei jedem Klienten oder Kunden: Schafft er oder sie es, seinen Nährstoffbedarf über die normale Ernährung zu decken? Und hier liegen die Probleme bei ambitionierten Freizeitsportlern vor allem im Makronährstoffbereich. Man muss sich vor Augen halten, dass Sportler im Vergleich zu Nichtsportlern vor allem einen höheren Energie- und damit Brennstoffbedarf haben, eben weil sie sich vor allem mal mehr bewegen. Trainiert wird oft zu den besten Essenszeiten – also in der Mittagspause oder zur Abend­essenszeit. Es liegt auf der Hand, dass da die Energiebilanz schnell in Schieflage kommt. Hinzu kommt das starke Streben nach möglichst wenig Körperfett, weshalb sich in dieser speziellen Gruppe oft ein recht restriktives Essverhalten findet. Da kommt es schnell zu einem chronischen Energiedefizit, das dann einen ganzen Rattenschwanz an gesundheitlichen Problemen nach sich ziehen kann, wie eine erhöhte Infektanfälligkeit, schlechte Erholungsfähigkeit, oft gepaart mit schlechtem Schlaf bis im schlimmsten Fall hin zu einer Oligo-/Amenorrhö und einer frühen Osteoporose. Das müssen alle, die ambitionierte Freizeitsportler in Ernährungsfragen beraten wollen, auf dem Schirm haben.

Was ist die wichtigste Frage für Apothekerinnen und Apotheker, wenn sie ambitionierte Freizeitsportler beraten?
Osterkamp-Baerens: „Welche Nahrungsergänzungsmittel setzen Sie bereits ein?“ Sportler haben grundsätzlich eine hohe Affinität zu Nahrungsergänzungsmitteln und nehmen in der Regel bereits mehrere Produkte, vor allem im Mikronährstoffbereich, ein. Die Zusammensetzung der Produkte ähnelt sich meist, sodass oft bei Magnesium, Zink oder Vitamin C recht hohe Gesamtmengen zusammenkommen, die durchaus die empfohlenen Obergrenzen sprengen. Den wenigsten Sportlern ist das bewusst, weil sich das Sammelsurium an Produkten einfach ergeben hat durch Empfehlungen unterschiedlicher Personen. Um Überdosierungen zu vermeiden und eine vernünftige Substitutionsstrategie vorzuschlagen, ist eine gründliche Bestandsaufnahme des bereits vorliegenden Produkteinsatzes wirklich wichtig. Oft kann man einige Produkte aussortieren und danach individuell sinnvolle Präparate vorschlagen.

Punkte sammeln auf der INTERPHARM 

Die INTERPHARM wurde von der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg akkreditiert. Für jeden Veranstaltungstag gibt es 8 Fortbildungspunkte. Wer im Anschluss noch Fragen beantwortet (Lernerfolgskontrolle) kann für den Samstag 15 und für den Freitag 16 zusätzliche Punkte einsammeln. 

Viele Sportler denken primär an eine Magnesium-Supplementation – ist Magnesium tatsächlich der wichtigste Mineralstoff für ambitionierte Sportler oder sollten sie sogar stärker auf ihre Eisen-Werte achten?
Osterkamp-Baerens: Es wäre mal interessant herauszufinden, warum Magnesium in den deutschsprachigen Ländern so stark mit sportlicher Leistung und Prävention von Krämpfen in Verbindung gebracht wird. In anderssprachigen Ländern spielt Magnesium im Kontext Sport kaum eine Rolle. Es gibt auch tatsächlich keine Evidenz dafür, dass Sportler Probleme hätten, ihren Magnesium-Bedarf zu decken und/oder für einen Zusammenhang mit Krämpfen. Unter den Mikronährstoffen ist tatsächlich Eisen das „Problemkind“. Hier tritt ein Mangel bei Sportlern häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. Das heißt nicht, dass prophylaktisch substituiert werden sollte. Aber eine engmaschigere Kontrolle des Serumferritin-Werts ist sinnvoll. Bei wiederkehrenden Eisen­-Mangelbefunden ergibt es Sinn, mit dem Sportler auch über die zirkadiane Rhythmik der Eisen-Resorption und den Einfluss des Trainings auf die Eisen-Resorption zu sprechen.

Frau Osterkamp-Baerens, vielen Dank für das Gespräch!


Celine Bichay, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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