Konflikt mit GKV-Spitzenverband

„Irgendwann muss man auf die Kassen auch einfach mal raufhauen“

München - 12.10.2018, 11:05 Uhr

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt sieht derzeit keinen Redebedarf mit den Kassen und will auch einfach mal raufhauen. (s/Foto: Schelbert)

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt sieht derzeit keinen Redebedarf mit den Kassen und will auch einfach mal raufhauen. (s/Foto: Schelbert)


Der bisherige Höhepunkt des dritten Tages des Deutschen Apothekertages war ein Antrag der Apothekerkammer Berlin, der sich gegen den GKV-Spitzenverband richtete. In dem Papier wird der GKV-Spitzenverband aufgefordert, seine Aussagen aus dem Positionspapier zum Apothekenmarkt zu revidieren. Mit ungewöhnlich harten Worten attackierte insbesondere die ABDA-Spitze den GKV-Spitzenverband, der Antrag wurde angenommen.

Spätestens seit dem Positionspapier des GKV-Spitzenverbandes zur Neuausrichtung des Apothekenmarktes ist die Beziehung der Apotheker mit dem GKV-Spitzenverband wieder auf einem denkbar schlechten Niveau angekommen. Zur Erinnerung: Der Kassenverband hatte Anfang Juni 2018 ein Papier beschlossen, in dem die komplette Deregulierung des Apothekenmarktes gefordert wird. Mit Blick auf das Honorargutachten fordern die Kassen darin die drastische Absenkung der Apotheken- und Großhandelsvergütung, um mehr als 1 Milliarde Euro zu sparen. Außerdem geht es um Apothekenketten, Apothekenbusse, Video-Apotheken und Höchstpreise.

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Krankenkassen wollen eine Milliarde Euro am Apothekenhonorar sparen

Schon bei der Eröffnung des diesjährigen DAT hielt Friedemann Schmidt eine rhetorisch brillante Rede, in der er ungewöhnlich hart gegen die politischen Aussagen des GKV-Spitzenverbandes vorging. Von diesem sei man „ganz besonders genervt“. Anstatt sich auf dem Höhepunkt der Valsartan-Krise hinter die Apotheker zu stellen und zu erklären, dass die Versicherten für ihr neues Arzneimittel wenigstens nicht noch ein zweites Mal ihre Zuzahlung bezahlen müssen, habe man ausgerechnet zu gleicher Zeit ein apothekenpolitisches Papier in die Welt gesetzt und darin vorgeschlagen „vielen von uns die Läden zuzumachen“. Dieses Verhalten sei „an Frechheit eigentlich nicht zu überbieten“. Da der GKV-Spitzenverband von der Politik immer wieder den Mut zu Strukturveränderungen fordere, „sollte die Politik vielleicht tatsächlich den Mut haben, damit bei diesem Verband anzufangen.“

Die Apothekerkammer Berlin beantragte am heutigen Freitag auf dem DAT, den Kassenverband aufzufordern, die im Positionspapier getroffenen Aussagen zu revidieren, da „sie offen gegen die Interessen der Versicherten gerichtet sind und für einen Umbau des Gesundheitswesens von einem solidarischen, gemeinwohlorientierten System in eine von Kapitalinteressen gelenkte Gesundheitswirtschaft stehen.“

Es folgte eine Debatte, in der insbesondere die ABDA-Spitze heftige Worte fand, um den Antrag zu unterstützen. DAV-Chef Fritz Becker entschuldigte sich dafür, dass er sich als Sitzungsleiter kurz einmischen müsse und sagte: „Das tut denen schon mal ganz gut, die Meinung zu gesagt bekommen.“ Einzelne Kritiker meldeten sich zu Wort und sagten, dass man es nicht überreizen dürfe, um noch weiter mit dem GKV-Spitzenverband verhandeln zu können.

Schmidt: Wir machen Vorschläge zur Arzneimittelversorgung

Dann mischte sich ABDA-Präsident Schmidt ein: „Die wissen ganz genau, was die mit dem Papier erreichen wollen, da steckt eine klare politische Absicht dahinter. An manchen Stellen helfen dann auch keine Gespräche mehr weiter, da muss man dann irgendwann auch einfach nur noch raufhauen.“ Denn: „Es ist gar nicht deren Aufgabe, uns Ratschläge zu geben und Vorschläge zur Arzneimittelversorgung zu machen, das ist unsere Aufgabe.“ Großer Applaus und ein einstimmiges Votum für den Antrag folgten.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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6 Kommentare

Reden und deren Wirkung

von Heiko Barz am 13.10.2018 um 11:15 Uhr

Die Friedemannschen Reden der letzten 3 DATs waren alle dynamisch und kämpferisch und wurden auch dementsprechend mit „standing ovations“ - belohnt! Die Wirkung aber, und das ist ein Regelzustand, ist durchgehend gleich Null!
Vor über 2Jahren wurde dieses berufsvernichtende EUGH Urteil über uns - ausgegossen - und jetzt schon bildet man einen Arbeitskreis. Das hat nun eine Tempodimension angenommen, die ja an Startrecks Warp erinnert. Dieser Geschwindigkeit folgend wird dann das 2hm “Gutachten“ wohl in 2-3 Jahren von einer Kommission behandelt werden.
Beschämend!!!
Mir wurde aber beim Podiumsgespräch (Schmidt und Spahn) durch die Körpersprache von F.Schmidt sehr deutlich, welche Dynamik der Unterwürfigkeit unseres „Vorsitzenden“ sich dabei zeigte. Diese Art der Zustimmungswilligkeit und Konfrontationsabneigung ist mir in dieser Weise noch nicht untergekommen. Ich denke aber, dass diese Art der Gesprächsgestaltung zum Wohle des „Kanzlerkandidaten“ im Vorfeld eingepreist wurde. (Stillhalteabkommen!)
Wo sind eigentlich unsere „Montgommerys“?

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Zitate

von Christian Redmann am 12.10.2018 um 13:39 Uhr

Lieber Herr Kollege Schmidt,

ich war ja bass erstaunt am Mittwoch, so kämpferisch und pointiert. War eine Freude und die standing ovations waren der Rede wirklich gerechtfertigt.

Der Rede - ich spreche jetzt nur von der Rede als literarischem Produkt. Die war gut.

„Die wissen ganz genau, was die mit dem Papier erreichen wollen, da steckt eine klare politische Absicht dahinter. An manchen Stellen helfen dann auch keine Gespräche mehr weiter, da muss man dann irgendwann auch einfach nur noch raufhauen.“

... das hätte man schon vor paar Jahren mal machen sollen - die Erkenntnis kommt spät. Und wird auch nicht von Dauer sein. Ggf. hat das ganze dann eine Halbwertszeit von...

... bis SIE mit dem Minister aus der Besprechung in paar Monaten kommen und verkünden, was ER alles beschlossen hat. Dann wären auch keine Gespräche mit nötig (...), aber ob dann Aktionen folgen, die unseren Unwillen artikulieren...

Fraglich.

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AW: AW: Zitate

von Bernd Jas am 13.10.2018 um 10:41 Uhr

Lieber Chris,

schon gemerkt? Die Reden als literarisches Produkt waren immer gut.
Danach wurde auch immer schon so "raufgehauen", dass das Hornberger Schießen dagegen eine barbarische Feuerwalze war.

Etwas Balsam für die Seelchen

von gabriela aures am 12.10.2018 um 12:52 Uhr

Nach dem umjubelten Aufruf „Schaffen Sie diesen GKV-Verband ab !“ von Herrn Hubmann jetzt halt FS nochmal mit Kampfparolen.

Wenn‘s schön macht ......

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Schmidt

von Conny am 12.10.2018 um 11:55 Uhr

Ja Schmidt hat eine gute Rede gehalten . Seine Jünger waren zufrieden . Ja und? Warum erst jetzt. Abda wäre ein guter Name für ein neues Schlafmittel.

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Was soll das?

von Karl Friedrich Müller am 12.10.2018 um 11:26 Uhr

Alles nur folgende Sprüche, Gequatsche und sich aufspielen.
Am Ende verschwindet die ABDA wieder im Palast,
schweigend, nichts tuend.
Geht heim, ich will nichts mehr hören oder lesen. Der Frust ist zu groß, nachdem der Karren unrettbar in die Scheisse geritten wurde.
Netiquette hin oder her.
Ich bin seit Mittwoch nicht mehr nett drauf

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