Prisma

„Vision Zero“ bei Darmkrebs

Vorsorgeuntersuchungen in fünf Jahren verdoppeln

cae | Das Symposium über Innovationen in der Onkologie am 26. und 27. Juni in Heidelberg stand unter dem Motto „How to eliminate Colon Cancer – A Road Map“. Mediziner präsentierten Konzepte, den Darmkrebs auszurotten.

Als von der GKV erstattetes Verfahren zur Früherkennung von Darmkrebs hat der immunologische Stuhltest (FIT) im April 2017 den Guajak-basierten Stuhltest auf okkultes Blut (gFOBT) ersetzt (s. DAZ 2017, Nr. 11, S. 30). Zuvor hatten klinische Studien in den Niederlanden und Italien gezeigt, dass der FIT dem gFOBT diagnostisch überlegen ist und die Mortalitätsrate stärker senkt. Nun sollen weitere Verbesserungen von Früherkennung und Vorsorge folgen. Denn Darmkrebs gilt – noch mehr als der Lungenkrebs – als eine vermeidbare Tumorerkrankung, so Christof von Kalle, Direktor am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg. Derzeit gibt es in Deutschland jährlich etwa 61.000 Neuerkrankungen und 25.000 Todesfälle; das Erkrankungsrisiko im Laufe des Lebens wird auf sechs Prozent geschätzt, das Mortalitätsrisiko entsprechend auf 2,5% – wenn sich nichts ändert.

Grundlage für eine bessere Früherkennung sollte ein Einladungs­verfahren sein, wie es schon in den Niederlanden etabliert ist. Dort lassen sich auch Personen ansprechen und zu einem Stuhltest motivieren, die selten oder nie zum Arzt gehen. Von den angeschriebenen Personen nehmen regelmäßig etwa 70 Prozent an dem mit der Post zugesandten Stuhltest teil, während in Deutschland nur Teilnahmeraten von 20 bis 30 Prozent erreicht werden. Mehr Teilnehmer bedeutet auch mehr Daten; diese sollen zentral elektronisch gespeichert und ausgewertet werden, um mehr über die individuellen Risiken zu erfahren.

Nach dem FIT sind nun noch genauere Stuhltests in der Entwicklung. Wegen seiner leichten Anwendbarkeit könnte auch ein Atemtest, der in Heidelberg vorgestellt wurde, die diagnostische Palette erweitern. Einen größeren Stellenwert soll die Familienanamnese erhalten: Personen, die familiär bedingt ein höheres Darmkrebsrisiko aufweisen, sollten sich früher und engmaschiger untersuchen lassen – hier ist die Erstattung durch die GKV zu regeln. Da die Stuhltests auch die Vorstufen von Darmkrebs anzeigen, kommt bei einem Verdacht weiterhin die Koloskopie zum Einsatz, um vorhandene Darmkrebsvorstufen zu lokalisieren und zu beseitigen. Eine andere Baustelle der „Vision Zero“ ist die Prävention: Es gilt, die genetischen und immunologischen Mechanismen der Kanzerogenese besser zu verstehen, um wirksame Vorsorgemaßnahmen empfehlen zu können.

Zur Umsetzung der Pläne sagte von Kalle: „Ich hoffe, dass das Einladungsverfahren im nächsten Jahr kommt, und wünsche mir, dass die Definition des Datenmodells, die Anfangsfinanzierung und die Struktur zur Umsetzung der Roadmap bis 2019 stehen. Ein Ziel ist es, die Teilnahmerate an der Früherkennung innerhalb von fünf Jahren zu verdoppeln. Ein weiteres Absinken der Neuerkrankungen würde sich dann in den nächsten zehn Jahren abzeichnen.“ |

Quellen

von Kalle C. Darmkrebs eliminieren – die Nulllösung im Visier (Interview). Ärzte Zeitung vom 30.6.2017

www.netzwerk-gegen-darmkrebs.de

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