Darmkrebs

ASS verbessert Testergebnisse

Heidelberg - 22.12.2010, 07:00 Uhr


Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum zeigten in einer Studie an 2.000 Teilnehmern, dass die Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS) die

Ein wichtiger Bestandteil der Darmkrebs-Früherkennung sind Tests auf verborgenes ("okkultes") Blut im Stuhl. Als besonders vielversprechend gelten neuere Testverfahren, die die Blutbestandteile auf immunologischer Basis mit Antikörpern nachweisen. Ärzte hatten bislang Bedenken, dass niedrig dosierte Acetylsalicylsäure die Testergebnisse verfälschen könnte.

Im Deutschen Krebsforschungszentrum untersuchten Wissenschaftler daher den Einfluss von ASS in einer Studie an rund 2.000 Menschen, die sich zwischen 2005 und 2009 einer Früherkennungs-Darmspiegelung unterzogen hatten. Rund zehn Prozent der Teilnehmer - 233 Personen - gaben an, regelmäßig niedrig dosiertes ASS einzunehmen.

Bei allen Studienteilnehmern wurden zusätzlich zur Darmspiegelung zwei verschiedene immunologische Tests auf verborgenes Blut im Stuhl durchgeführt. Die Testergebnisse wurden mit den Befunden der Darmspiegelung abgeglichen, die als sicherstes Verfahren gilt, um Krebsvorstufen zu entdecken.

Wie die Darmspiegelungen ergaben, unterscheiden sich ASS-Anwender und Nichtanwender nicht in der Häufigkeit von fortgeschrittenen Krebsvorstufen (10,2 Prozent bzw. 10,4 Prozent). Die Auswertung der beiden immunologischen Tests jedoch überraschte die Forscher: Für die ASS-Konsumenten lag die Empfindlichkeit der beiden Stuhltests bei 70,8 bzw. 58,3 Prozent, bei den Teilnehmern, die kein ASS einnahmen, jedoch nur bei 35,9 bzw. 32 Prozent. Bei der Spezifität schnitten die immunologischen Tests in der Gruppe der ASS-Konsumenten nur wenig schlechter ab als in der Kontrollgruppe (85,7/85,7 Prozent gegenüber 89,2/91,1 Prozent).

Das heißt, dass die Tests bei ASS-Konsumenten die tatsächlich vorhandenen Krebsvorstufen fast doppelt so häufig aufspürten wie bei Personen, die den Wirkstoff nicht einnehmen. Zugleich gab es nur unwesentlich häufiger "falschen Alarm". Bei den ASS-Konsumenten erwies sich der Stuhltest sogar als so empfindlich, dass er fast an die Sicherheit einer "kleinen Darmspiegelung" (Sigmoidoskopie") herankam. Das lässt die Wissenschaftler spekulieren, ob nicht sogar eine kurzzeitige Einnahme von ASS die Ergebnisse der Früherkennungs-Stuhltests verbessern könnte.

Quelle: Brenner, H., et al.: J. Am. Med. Assoc. 2010;304:2513-20.


Dr. Bettina Hellwig