Knollenblätterpilze besitzen eine knollig verdickte Stielbasis mit Scheide, bei Champignons ist die Stielbasis nur leicht verdickt und der Stiel verjüngt sich etwas nach oben. Eine Manschette besitzen beide Arten. Die Lamellen bleiben beim Knollenblätterpilz auch im Alter immer weiß, beim Champignon dagegen sind sie bei jungen Exemplaren graurosa, im Alter schwarzbraun, aber niemals weiß [3].
Die genannten Knollenblätterpilze enthalten Amatoxine. Diese Zellgifte hemmen die RNA-Polymerase II, die DNA in mRNA umschreibt, und unterbinden dadurch die Biosynthese vieler Proteine. Sie rufen das Amatoxin- oder Phalloides-Syndrom hervor. Tückischerweise treten dabei erste Symptome wie starkes Erbrechen und choleraähnlicher Durchfall erst nach sechs bis 24 Stunden auf. Kurzzeitig scheinen sich danach die Beschwerden zu bessern. 24 bis 48 Stunden nach Pilzaufnahme kommt es zum Absterben von Leberzellen mit Entzündung der Leber (zytolytische Hepatitis) und steigenden Werten der Leberenzyme.
Schließlich entwickelt sich ein akutes Leber- und Nierenversagen, das unbehandelt zum Tod führt [4]. Die Therapie sollte schnellstmöglich in der Klinik durchgeführt werden. Es wird Aktivkohle gegeben, um noch nicht resorbierte Amatoxine zu binden, und als Antidot Silibinin (Legalon® SIL, Bestandteil des Silymarins aus Mariendistelfrüchten). Dieses hemmt die Aufnahme der Amatoxine in die Leberzellen und unterbricht damit den enterohepatischen Kreislauf. Wichtig ist auch der Ausgleich der Elektrolytverluste und die Zufuhr von Flüssigkeit, um die Ausscheidung der Giftstoffe zu beschleunigen [5].
Pantherpilz und Fliegenpilz
Der Pantherpilz und der Fliegenpilz gehören wie die Knollenblätterpilze zur Gattung der Wulstlinge (Amanita) und haben ebenfalls eine verdickte Stielbasis. Beide enthalten die gleichen Giftstoffe. Der Fliegenpilz (Amanita muscaria) ist in seiner vollausgeprägten Form mit dem roten Hut mit weißen Flocken (Velum) unverwechselbar. Doch können die Flocken durch andauernden Regen abgewaschen und die Hutfarbe zu orange oder gelb verwaschen werden. Dann kann man ihn mit dem Kaiserling (Amanita caesarea), einem sehr guten Speisepilz, verwechseln. Doch im Gegensatz zum Fliegenpilz hat der Kaiserling eine knollige Stielbasis mit Scheide, der Fliegenpilz besitzt keine Scheide, nur Warzen am Übergang zum Stiel. Auch hat der Fliegenpilz eine charakteristische gelbe Zone unterhalb der Huthaut, die im Querschnitt gut erkennbar ist und dem Kaiserling fehlt.
Der Pantherpilz (Amanita pantherina) ähnelt dem Perlpilz oder Rötendem Wulstling (Amanita rubenscens). Bei beiden können die Hutfarben zwischen hellbraun-gelblich und dunkel- oder graubraun variieren. Doch auch hier gibt es eindeutige Merkmale: der Pantherpilz hat rein weiße Hutflocken, beim Perlpilz sind sie eher schmutzig weiß. Der Ring ist bei letzterem immer deutlich längs gerieft und die Stielknolle geht allmählich in den Stiel über, beim Pantherpilz ist die Manschette glatt und die verdickte Stielbasis hat einen deutlichen Wulst („umgerolltes Söckchen“). Das Fleisch des Perlpilzes rötet allmählich, das des Pantherpilzes bleibt immer weiß [3].
Sowohl der Pantherpilz als auch der Fliegenpilz enthalten Ibotensäure und Muscimol, die das Pantherina- oder Fliegenpilz-Syndrom hervorrufen. Ibotensäure ist ein Agonist an den N-Methyl-D-Aspartat(NMDA)-Glutamat-Rezeptoren und Muscimol ein Gamma-Amino-Buttersäure(GABA)-A-Agonist im zentralen Nervensystem [2]. Die Symptome treten in der Regel nach 30 Minuten bis vier Stunden auf und ähneln einem starken Alkoholrausch mit Sehstörungen, Bewegungsstörungen (torkeln), Unruhe oder Schläfrigkeit, Gefühlsstörungen (Angst, Wutanfälle), selbstgefährdendem Verhalten, Depersonalisation (Veränderungen der Wahrnehmung der eigenen Person) und optischen Halluzinationen. Zusätzlich können cholinerge Wirkungen wie Pupillenverengung, niedriger Blutdruck und feuchte, kühle Haut oder im Gegensatz dazu anticholinerge Symptome (Mydriasis, erhöhter Blutdruck und trockene warme Haut) auftreten.
In der Regel fallen die Betroffenen schließlich in Tiefschlaf und können sich nach dem Erwachen an nichts mehr erinnern. Tödliche Vergiftungen sind selten [4].
Faltentintling oder Schopftintling?
Der essbare Schopftintling (Coprinus comatus) sollte nur im Jugendstadium mit geschlossenem, weißem Hut, der eventuell am Scheitel gelblich ist, gesammelt werden. Im Alter ist er nicht mehr genießbar. Den jungen Pilz kann man mit dem Faltentintling (Coprinus atramentarius) verwechseln, der an den gleichen Standorten, unter anderem auch in Gärten und Parkanlagen, zu finden ist. Typisch für Tintlinge ist die Schwarzfärbung im Alter, der Schopftintling zerfließt geradezu. Im Gegensatz zum Schopftintling mit seinem schuppigen Hut ist die Huthaut des Faltentintlings fein längs gestreift (s. Abb. 3). Auch besitzt der Schopftintling einen Ring, der dem Faltentintling fehlt [3].
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