Änderung der Produktinformationen

Rizatriptan in Schwangerschaft und Stillzeit ok?

Stuttgart - 17.09.2024, 16:45 Uhr

Sumatriptan ist das Triptan der Wahl in der Schwangerschaft. (Foto: Andrey Popov / AdobeStock)

Sumatriptan ist das Triptan der Wahl in der Schwangerschaft. (Foto: Andrey Popov / AdobeStock)


Wer in Schwangerschaft und Stillzeit an Migräne leidet, muss schwierige Abwägungen wie diese treffen: Ist Paracetamol ausreichend wirksam und überhaupt weniger riskant als ein Triptan? Die Produktinformationen von Rizatriptan wurden nun geändert und geben damit ein wenig mehr Sicherheit bei der Entscheidungsfindung im Alltag – das Triptan der Wahl bleibt aber Sumatriptan.

Nichtmedikamentöse Maßnahmen sind in der Schwangerschaft immer die erste Wahl – auch bei Migräne. Sollten diese nicht ausreichen, empfiehlt Embryotox „Paracetamol und nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAID) wie Ibuprofen und Naproxen“. Dabei ist vor allem bei den NSAID an die verschiedenen Risiken je nach Phase der Schwangerschaft und eine möglichst kurze Anwendungsdauer zu denken. 

Aber auch die Anwendung von Triptanen ist in der Schwangerschaft eine Option: „Das Sumatriptan aus der Gruppe der Triptan-Serotonin-Agonisten ist inzwischen gut untersucht und kann bei Versagen der Analgetika kurzfristig, vor allem bei akuten Migräneattacken, eingesetzt werden“, ist auf Embryotox nachzulesen

Die Bedeutung von Triptanen in der Schwangerschaft wurde zudem kürzlich in der DAZ 2024, Nr. 35, S. 42 hervorgehoben. Dort werden Analgetika wie Paracetamol kritischer eingeordnet als bei Embryotox.

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Paracetamol soll demnach – im Hinblick auf die geringe Wirkung – bei Migräne in der Schwangerschaft nur erwogen werden, wenn keine anderen Optionen zur Verfügung stehen. In der aktuellen S1-Leitlinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“ (Stand Juni 2024) heißt es: 


„Paracetamol kann zur Behandlung von leichten bis mäßigen Migräneattacken im 1., 2. und 3. Trimenon gegeben werden. Die Wirksamkeit ist allerdings gering. Wie jedes andere Medikament sollte Paracetamol in der Schwangerschaft nur mit klarer Indikation und möglichst selten eingenommen werden.“

S1-Leitlinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“ (Stand Juni 2024)


Sumatriptan kann laut Leitlinie als Mittel der Wahl bei Migräneattacken in der Schwangerschaft eingesetzt werden, bei Unwirksamkeit und dringlicher Behandlungsnotwendigkeit auch andere Triptane. 

Rizatriptan „falls klinisch notwendig“ 

Letzteres schlägt sich mittlerweile auch in einer Änderung der Produktinformationen von Rizatriptan nieder: Wie aus einem Bescheid des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vom 9. September hervorgeht, soll in der Packungsbeilage von Rizatriptan nun stehen: „Die verfügbaren Daten zur Sicherheit von Rizatriptan bei Anwendung in den ersten 3 Monaten der Schwangerschaft weisen nicht auf ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen hin.“ Der Fachinformation soll zudem aber entnommen werden können, dass im zweiten und dritten Trimenon nur „sehr begrenzte Erfahrungen“ vorliegen, „falls klinisch notwendig“ könne eine Anwendung während der Schwangerschaft in Betracht gezogen werden. Zuvor hatte es in der Fachinformation von Rizatriptan geheißen, dass der Wirkstoff in der Schwangerschaft nur verwendet werden sollte, wenn dies „eindeutig erforderlich“ ist. 

Und auch in der Stillzeit gibt es ein wenig Entwarnung: Die letzte Rizatriptan-Anwendung sollte nun nicht mehr 24 Stunden zurückliegen, zwölf Stunden genügen offenbar.

Damit sollte Rizatriptan in der Schwangerschaft zwar weiterhin nur angewendet werden, wenn Sumatriptan nicht geeignet ist – hinsichtlich der kürzlichen Entlassung von Rizatriptan aus der Verschreibungspflicht sind die abgeschwächten Bedenken in Schwangerschaft und Stillzeit aber sicherlich dennoch eine gute Nachricht, auch wenn Migräne in der Schwangerschaft nicht in den Selbstmedikationsbereich fällt.


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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