Folgen griechischer Sparpolitik

Apotheker erschießt sich vor Parlament

Athen - 05.04.2012, 10:01 Uhr


In Athen erschoss sich am Mittwoch ein überschuldeter pensionierter Apotheker auf dem zentralen Syntagma-Platz vor dem griechischen Parlament. Medienberichten zufolge kam es bei spontanen Protesten daraufhin zu Ausschreitungen in der Athener Innenstadt.

Augenzeugen zufolge soll der 77-Jährige ehemalige Apotheker gerufen haben: „Ich habe Schulden, ich halte das nicht mehr aus.“ In seinem Mantel wurde angeblich ein Abschiedsbrief gefunden. Darin soll er die Politik sowie seine wirtschaftliche Situation als Grund seiner Tat genannt haben: Die Regierung mache es ihm unmöglich, von seiner Rente zu leben, nachdem er 35 Jahre für sie eingezahlt habe. Außerdem wolle er seinen Kindern keine Schulden hinterlassen.

„Es ist tragisch, dass einer unserer Bürger sich das Leben genommen hat“, erklärte daraufhin Regierungschef Lucas Papademos. „In diesen schwierigen Momenten für unsere Gesellschaft, Regierung und Bürger müssen wir Menschen unterstützen, die in Not sind.“ Im Gedenken an den Rentner legten in der Nacht viele Athener in den Straßen der Stadt Blumen und Trauerbotschaften nieder und entzündeten Kerzen.

Im Zuge der wirtschaftlichen Krise hatte die griechische Regierung seit 2010 einschneidende Sparmaßnahmen verabschiedet und drastische Sparpakete geschnürt – auch im Gesundheitssystem. Die Maßnahmen gelten als Voraussetzungen für die Milliarden-Hilfen der EU und dem Internationalen Währungsfonds.

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Juliane Ziegler