Wie Arzneistoffe die Darmflora stutzen oder pflegen

Ob innen oder außen: Alle Körperoberflächen und Schleimhäute, die direkt oder indirekt mit der Außenwelt in Kontakt stehen, sind mit Mikroorganismen besiedelt, den Mikrobiota. Oftmals findet man synonym die Bezeichnung „ Mikrobiom“, dieser Begriff beschreibt aber die Gesamtheit der Gene aller Mikroorganismen. Der Großteil der Mikrobiota sind Bakterien: Das Verhältnis zwischen menschlichen Zellen und Bakterien steht ungefähr bei 1:1 [1]. Auf 30 Billionen Körperzellen kommen laut letzter Schätzung in etwa 39 Billionen Bakterien, individuelle Schwankungen sind natürlich möglich. Daneben tummeln sich außerdem Pilze, Viren, Archeae und Protozoen. Je nach Körperregion unterscheidet sich das Spektrum der Mikroorganismen. Das größte Reservoir der Mikrobiota befindet sich im Darmtrakt und dort besonders im Dickdarm. Im wesentlichen handelt es sich um die Stämme (Phyla) Bacillota (früher Firmicutes), Bacteroidota (früher Bacteroidetes), Actinomycetota (früher Actinobacteria, Pseudomonadota (früher Proteobacteria), Fusobacteriota (früher Fusobacteria) und Verrucomicrobiota (früher Verrumicrobia) – mit zehntausenden Spezies (s. Übersicht in Tabelle 1) [2].

Organ vorkommende Mikrobiota
Mund Actinomycetota
Bacillota
Bacteroidota
Fusobacteiota
Pseudomonadota
Lunge Actinomycetota
Bacillota
Bacteroidota
Pseudomonadota
Haut Actinomycetota
Bacillota
Bacteroidota
Cyanobacteriota
Pseudomonadota
Darm Actinomycetota
Bacillota
Bacteroidota
Enterobacteria
Lactobacilli
Streptococci
Vagina Lactobacilli
Tab. 1: Die Zusammensetzung der menschlichen Mikrobiota unterscheidet sich je nach Organ (nach [2]).

Gelegentlich wird die Darmmikrobiota auch zu drei verschiedenen Enterotypen vereinfacht, je nach vorherrschender Bakteriengattung spricht man vom Bacterioides-dominanten Enterotyp 1, dem Prevotella-dominanten Enterotyp 2 und dem Ruminococcus-dominanten Enterotyp 3 [3]. Mittlerweile geht man statt von Typen aber von einem Kontinuum aus, das sich kurz- und langfristig ändern kann zum Beispiel durch die Einnahme von Medikamenten [4]. Grundsätzlich gilt: Je diverser die Darmmikrobiota, umso förderlicher ist das für unsere Gesundheit. Eine vielfältige Mikrobiota ist anpassungsfähiger und erfüllt ein breites Aufgabenspektrum. Medikamentöse Verschiebungen des mikrobiellen Gleichgewichts strahlen deshalb auf den gesamten Körper aus und tragen zur Wirkung und den Nebenwirkungen einer Arzneimitteltherapie bei.

Kahlschlag durch Antibiotika

Ganz akut merken Patienten das nach der Einnahme von Antibiotika. Normalerweise metabolisieren Darmbakterien schwer verdauliche Kohlenhydrate (Ballaststoffe), Gallensäuren, Aminosäuren sowie Proteine und stellen verschiedene Vitamine her (z. B. B-Vitamine und Vitamin C) [5]. Die sonst von den Bakterien fermentierten Ballaststoffe bleiben nach einer Antibiose aber unverdaut im Darm zurück – und ziehen Wasser an [6]. Gleichzeitig werden weniger Gallensäuren abgebaut, die ebenfalls sekretagog wirken [6]. Resultat ist ein Antibiotika-assoziierter Durchfall. In der Regel korrigiert sich die Störung selbst, wenn sich die Darmflora erholt. Probiotika verkürzen die Durchfälle im Schnitt um einen Tag, so die Ergebnisse einer Cochrane-Analyse [7]. Während in diesem Fall ein zu wenig an Bakterien das Problem darstellt, kann es auf der anderen Seite auch zur Überwucherung mit ungünstigen Bakterien kommen: Die natürliche Darmflora verhindert normalerweise, dass sich pathogene Keime ansiedeln können (Kolonisationsresistenz). Eine geschwächte Mikrobiota erleichtert es Schädlingen, sich im Darm auszubreiten, z. B. Chlostridioides difficile. Das grampositive Stäbchenbakterium bildet Exotoxine, die zu einer Entzündung der Darmschleimhaut (Kolitis) führen und Durchfälle auslösen [6].

Mikrobiota und Metabolismus

Die Darmmikrobiota nimmt nicht nur an der Verdauung der Nahrung teil, sie beeinflusst mit ihren Stoffwechselprodukten den gesamten menschlichen Organismus (s. Tab. 2). Jeder sollte deshalb zum Beispiel auf seine Ballaststoffzufuhr achten. Statt Ballast sind Kohlenhydrate Nahrung für unsere Darmbakterien, die sie zu den kurzkettigen Fettsäuren Essigsäure, Propionsäure und Buttersäure fermentieren. Davon dient vor allem Buttersäure den Kolonzellen als Energiequelle, während Essigsäure und Propionsäure über das Blut verschiedene systemische Effekte entfalten: Sie beeinflussen Entzündungsprozesse, das Immunsystem und den Energiestoffwechsel [5]. Stoffwechselerkrankungen verändern die Darmflora und damit deren Stoffwechselaktivität: Einige Studien deuten darauf hin, dass Patienten mit Adipositas tendenziell weniger Bacteroidota und mehr Bacillota aufweisen, doch diese Befunde sind nicht einheitlich [8]. Auch Diabetiker zeigten in Studien ein verändertes Bakterienprofil [9]. Antidiabetika wirken diesen Verschiebungen entgegen. Der alpha-Glucosidaseinhibitor Acarbose (Glucobay®) wurde einst selbst aus Bakterien isoliert und verhindert den Abbau von Kohlenhydraten [10]. Was für die Bakterien ein Vorteil im Wettbewerb um Nahrung bedeutet, erhöht als Medikament zugeführt das Kohlenhydratangebot im Darm. Das kommt laut einer Cross-Over-Studie mit dem Antidiabetikum besonders Kohlenhydrat-fermentierenden Gattungen wie Prevotella, Lactobacillus und Faecalibacterium zugute [11].

Das Biguanid Metformin hingegen entfaltet seine günstigen Effekte auf den Glucosestoffwechsel gleich an mehreren Stellen im Körper – so vielleicht auch in der Darmflora. Das kohlenhydratfermentierende Bakterium Akkermansia muciniphilia scheint einigen Studie zufolge besonders von einer Therapie mit Metformin zu profitieren und steht mit einer verbesserten Glucosetoleranz im Zusammenhang [12, 13]. Ein weiterer Weg führt über den Gallensäure-Stoffwechsel der Darmbakterien: Metformin reduzierte in den Stuhlproben von Typ-2-Diabetikern das Vorkommen von Bacteroides fragilis [14]. Normalerweise spaltet das Bakterium im Darm taurin- und glycinkonjugierte Ursodesoxycholsäure-Kon­jugate. Wie sich herausstellte, wirken die unter Metformin vermehrt im Darm anzutreffenden intakten Konjugate antagonistisch auf den Gallensäurerezeptor, was mit günstigen Effekten auf den Glucosestoffwechsel verbunden ist.

Stoffwechselprodukt Bakterien Wirkung
Buttersäure Clostridia verbesserte Darmbarriere
Faecalibacterium prausnitzii Einfluss auf Darmmakrophagen
Coprococcus catus Unterdrückung von Entzündungsvorgängen im Dickdarm
Anaerostipes hadrus verbesserte Insulin-Sensitivität
Propionsäure Blautia obeum Unterdrückung von Entzündungsvorgängen im Dickdarm
Coprococcus catus verringerte Immunantwort
Roseburia inulinivorans verminderte Inflammation der Atemwege
Prevotella copri verbesserte Insulin-Sensitivität
Indol Bifidobacterium longum verbesserte Darmbarriere
Bacteroides fragilis Beeinflussung des menschlichen Stoffwechsels
Indol-3-aldehyd Lactobacillus spp. Verringerung intestinaler Entzündungsvorgänge
Indol-3-propionsäure Clostridium sporogenes Aufrechterhaltung der Darmschleimhaut
10-Hydroxy-cis-12-octadecansäure Lactobacillus spp. Aufrechterhaltung der Darmbarriere
verringerte Entzündung
Tab. 2: Ausgewählte bakterielle Stoffwechselprodukte und deren Funktion nach [35].

Agonisten am Glucagon-like-Peptide-1(GLP-1)-Rezeptor verändern ersten Erkenntnissen zufolge ebenfalls die Darmflora: Chinesische Forscher untersuchten die Darmmikrobiota von 41 neudiagnostizierten Typ-2-Diabetikern, nachdem sie eine Behandlung mit Dulaglutid (Trulicity®) begannen [15]. Nach 48 Wochen hatte sich die Mikrobiota der Patienten deutlich gewandelt: Nicht nur sank die Gesamtzahl der Mikroorganismen im Darm, ­sondern es verschoben sich auch die Gleichgewichte der Darmmikroben. Mit der Adipositas assoziierte Bacillota-Bakterien machten Platz für günstigere Bacteroides-, Lactobacillus-, Prevotella- und Bifidobacterium-Bakterien, was mit den positiv veränderten Stoffwechselparametern der Patienten korrelierte. Auch Statine könnten einer Kohortenstudie mit 888 Teilnehmern zufolge möglicherweise das Bakterienprofil günstig beeinflussen [16]. Der Bacterioides-Enterotyp 1 fördert das Entstehen einer Adipositas. Die Ergebnisse der Studie bestätigten, dass dieser Enterotyp bei adipösen Teilnehmern weiter verbreitet war als bei Normalgewichtigen (17,7% vs. 3,9%). Nahmen die adipösen Teilnehmer ein Statin ein, sank die Prävalenz dieses Enterotyps auf 5,8%.

Medikamentöse Milieuschäden

Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sind laut Arzneiverordnungsreport 2023 mit 3,8 Mrd. Tagesdosen die am häufigsten verordneten Magen-Darm-Medikamente [17]. Einmal angesetzt, wird die Indikation selten reevaluiert, sodass viele Patienten die Mittel unnötig lang einnehmen. Auch wenn PPI eigentlich gut vertragen werden, geht die Langzeitanwendung mit gewissen Risiken einher, nicht zuletzt für die Mikrobiota. Die natürliche Säurebarriere des Magens wird durch die Hemmung der Protonenpumpen außer Kraft gesetzt [18]. Bakterien der oralen Flora vermehren sich und können in den Darm gelangen. Analysen von Stuhlproben bestätigten, dass in der Darmmikrobiota vermehrt Bakterien aus der oralen Flora (z. B. Rothia dentocariosa, Rothia mucilaginosa, Actinomyces und Micrococcaceae) anzutreffen waren, während die Diversität der eigentlichen Darmflora zurückging [19, 20]. Die eingeschränkte Schutzfunktion des Magens erhöht zusätzlich das Risiko für Infektionen, zum Beispiel mit Salmonellen oder C. difficile [18]. Im Kleinkindalter eingesetzte PPI waren in einer Kohortenstudie nicht nur mit Veränderungen der Mikrobiota verbunden, sondern auch mit einem höheren Risiko für Adipositas [21].

Laxanzien hingegen greifen akut in die Lebenswelt der Darmflora ein, vor allem macht den Bakterien die veränderte Osmolarität zu schaffen. Im Mausversuch stellte der sechstägige Konsum einer abführend wirkenden 15%igen PEG3350-Trinkwasser-Lösung die Darmmikrobiota auf den Kopf, eine Familie des aus dem Phylum der Bacteroidota, die Muribaculacea starb sogar komplett aus [22]. Auch beim Menschen verringerte der Missbrauch von Laxanzien die Diversität der Darmflora, ergab eine Studie mit 265 Teilnehmern mit Binge­Eating-Störung [23]. Opioide üben einen gegenteiligen Effekt aus, sie verlangsamen die Darmpassage und vermindern die Abgabe von Gallenflüssigkeit in den Darm. Auch darunter leidet die Diversität der Mikrobiota, wie zahlreiche Tierversuchs-Studien belegen [24]. Mehr noch, Stoffwechselprodukte der veränderten Flora sowie im Darm induzierte Entzündungsvorgänge werden mit einer über die Behandlungsdauer zunehmenden Opioid-Toleranz in Verbindung gebracht [24]. Stuhlproben von opioidabhängigen Menschen zeigten aber je nach Studie mal eine erhöhte oder verminderte Diversität der Mikrobiota [25, 26].

Bakterielles Blutungsrisiko

Gastrointestinale Blutungen sind eine gefürchtete Nebenwirkung nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR). Der Mechanismus scheint eigentlich klar: Die sauren Wirkstoffe schädigen die durch die COX-Hemmung geschwächten Darmschleimhäute. Doch während Ratten einer schon fast 50 Jahre alten Studie zufolge auf orales Indometacin mit starken Ulcera reagierten, blieben ihre keimfreien Artgenossen von den Geschwüren verschont [27]. Vermutlich beeinflussen also weitere, mikrobielle Faktoren das Blutungsrisiko. NSAR ließen in Tierversuchen vor allem gramnegative und anaerobe Bakterien im Darm sprießen [28]. Möglicherweise schwächen deren Toxine und Stoffwechselprodukte die Darmbarriere zusätzlich [28]. Eine andere These geht auf die Stoffwechselaktivität der Bakterien ein. NSAR werden im Regelfall in der Leber glucuronidiert und damit unschädlich gemacht. Die Konjugate gelangen über den enterohepatischen Kreislauf in den Darm, wo sie durch bakterielle Glucuronidasen wieder gespalten werden und erneut die Darmschleimhaut angreifen können. Eine erhöhte Glucuronidase-Aktivität einer veränderten Darmflora könnte also zusätzlichen Schaden anrichten [28].

Depressive Mikrobiota

Wenn ein Mensch an einer Depression leidet, kann man das an der Darmmikrobiota ablesen. Zwar bleibt das Bakterienspektrum ähnlich divers, doch kommt es zu Verschiebungen zwischen den verschiedenen Populationen [29]. Patienten mit einer Major-Depression weisen zum Beispiel weniger Bakterien der Gattungen Prevotella, Ruminococcus oder Coprococcus auf als Gesunde, während hingegen mehr Shigella-, Veillonella-, Lactobacillus- oder Enterococcus-Vertreter vorkommen. Die Hinweise mehren sich, dass das kein Zufall ist. Die Darmmikrobiota scheint über die Darm-Hirn-Achse die psychische Gesundheit beeinflussen zu können, beispielsweise durch bakterielle Stoffwechselprodukte wie kurzkettige Fettsäuren oder Neurotransmitter. Änderungen in der Mikrobiota können außerdem Entzündungsvorgänge hervorrufen und die Vagusaktivität beeinflussen [30]. Von verschiedenen Antidepressiva ist bekannt, dass sie antimikrobiell wirken – und deshalb möglicherweise die Darmflora verändern [31]. Einem systematischen Review samt Metaanalyse aller Studien zu dem Thema zufolge blieben Diversitätsmarker durch eine antidepressive Therapie unberührt, doch reagierten verschiedene Taxa unterschiedlich auf die Wirkstoffe [32]. Insbesondere Bifididobakterien und Coprococcus-Vertreter proliferierten unter einer antidepressiven Therapie. Bakterien also, die wie im Fall von Coprococcus bei depressiven Patienten tendenziell fehlen und die antientzündliche kurzkettige Fettsäure produzieren – und möglicherweise ihren Teil zur antidepressiven Wirkung beitragen.

Unerwünschte Bakterien im Mund und auf der Haut

Auch äußerlich angewandte Arzneiformen können mit der Hautmikrobiota interagieren. Staphylococcus aureus zum Beispiel ist eigentlich kein typischer Hautkeim, kann aber häufig auf von Ekzemen betroffener Haut nachgewiesen werden. Ob eine Besiedlung mit dem Bakterium die Haut­läsionen fördert oder ob die Staphylokokken auf der entzündeten Haut besser gedeihen, bleibt noch Forschungsgegenstand. Dänische Wissenschaftler untersuchten die Hautmikrobiota von 31 Patienten mit Handekzem [33]. Nach einer zweiwöchigen Therapie mit topischen Glucocorticoiden erhöhte sich die Vielfalt der Hautbakterien auf den ekze­matischen Hautstellen, während S. aureus zurückgedrängt wurde. Die Mikrobiota näherte sich der von nichtbetroffenen Hautstellen an, vermutlich weil die Glucocorticoide die Barrierefunktion der Haut wiederhergestellt hatten.

Dagegen sind wir im Mund bemüht, Bakterien im Zaum zu halten: bakterielle Plaques an den Zähnen führen zu Karies oder Parodontitis. Tägliches Zähneputzen bildet den Grundstein einer guten Mundhygiene. Desinfizierende Mundspüllösungen sollten stattdessen nicht leichtfertig eingesetzt werden. Chlorhexidin zum Beispiel tötet zwar zuverlässig unerwünschte Keime, darunter leidet aber auch die Diver­sität der oralen Flora. Zweimal tägliches Spülen für eine Woche erhöhte in einer Studie mit 36 Teilnehmern das Vorkommen von Bacillota und Proteobacteria und reduzierte die Zahl an Bacteroidota-, TM7- SR1- und Fusobacteriota-Bakterien [34]. Das Milieu in der Mundhöhle war am Ende der Studie saurer und reicher an Laktat und Glucose. Erwähnung finden in der Studie aber auch die Nitrit-Spiegel im Blut und Speichel. Nitrite werden von oralen Bakterien, insbesondere Veillonella und Actinomyces aus Nitraten aus der Nahrung oder endogenen Nitratquellen synthetisiert und wirken gefäßerweiternd (s. Abb.). Die Mundspülung reduzierte das Vorkommen dieser Bakterien und in Folge auch die Nitritspiegel. Blutdruckmessungen fielen am Ende der Woche deshalb tendenziell höher aus. Weitere Studien müssen das kardiovaskuläre Risiko insbesondere für Risikopatienten besser definieren.         

                        

13_Pharm_ck_Mikrobiom
Abb.: Im enterosalivären Nitratkreislauf werden Nitrate aus Lebensmitteln (1) wie Rote Bete oder Spinat im Gastrointestinaltrakt aufgenommen und in den Speichel sezerniert (2), wo sie durch die Nitratreduktasen der Mundmikrobiota (3) zu Nitrit reduziert werden. Im sauren Milieu des Magens wird Nitrit weiter zu Stickstoffmonoxid reduziert (4), welches die Blutgefäße erweitert und den Blutdruck senkt (modifiziert nach [36]).

Auch insgesamt bleiben noch viele Fragen zu den Auswirkungen von Medikamenten auf die Mikrobiota offen. Aufgabe zukünftiger Studien wird es sein, genauer zu definieren, wie Arzneistoffe die Wachstumsbedingungen für ausgewählte Bakterien verbessern und für andere einschränken. Welche Wirkstoffe könnten von begleitenden probiotischen Interventionen profitieren und welche Therapieindividualisierungen lassen sich von den beobachteten Mustern ableiten? Die Antworten auf diese Fragen könnten nicht nur die Arzneimitteltherapie verbessern, sondern auch neue Ansätze zur Prävention und Behandlung zahlreicher Erkrankungen ermöglichen. 

Literatur

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