Ständig verschleimt!

Das Postnasal-Drip-Syndrom (PNDS) tritt als Symptom verschiedener Erkrankungen auf. Die Beschwerden können vielfältig sein: Juckreiz im Rachen, eine heisere Stimme oder Räusperzwang sind ebenso typisch wie eine verstopfte Nase, chronischer Husten bzw. Hustenreiz oder Mundgeruch. Im Liegen sind die Beschwerden oft stärker ausgeprägt als im Sitzen oder Stehen. Auslöser des Postnasal-Drip-Syndroms ist eine Überproduktion von Schleim auf der Nasenschleimhaut und in den Nebenhöhlen, die dazu führt, dass sich im Rachenraum Sekret ansammelt. Dieses Sekret kann im Pharynx und im Larynx Husten-Rezeptoren stimulieren. Eine weitere Hypothese besagt, dass die bei einer Rhinosinusitis freigesetzten entzündlichen Mediatoren über afferente Fasern des Nervus trigeminus weitergeleitet werden und einen zentralen Hustenreflex auslösen können. Das Postnasal-Drip-Syndrom zählt daher neben Asthma bronchiale und dem gastroösophagealen Reflux zu den häufigsten Ursachen für chronischen Husten.

Vielfältige Ursachen

Ursache des Postnasal-Drip-Syndroms ist häufig eine Rhinitis oder Rhinosinusitis, die auch allergisch bedingt sein kann. Auch Nasenpolypen, Schluckstörungen oder ein Schwangerschafts-bedingtes leichtes Anschwellen der Schleimhäute zählen zu den Ursachen. Der geeignetste Ansprechpartner für Betroffene ist der HNO-Arzt. Zu den häufigsten Methoden, die in der HNO-Praxis eingesetzt werden, zählen endoskopische Untersuchungen der Atemwege, eine Allergie-Diagnostik, eine Röntgen- oder CT-Untersuchung der Nasennebenhöhlen sowie die Rhinomanometrie, bei der für jedes Nasenloch getrennt der Volumenstrom bestimmt wird. Damit kann festgestellt werden, ob bei einer behinderten Nasenatmung eine anatomische Unregelmäßigkeit, wie verengte Nebenhöhleneingänge oder eine verkrümmte Nasenscheidewand, oder aber Schleimhautschwellungen zugrunde liegen. In jedem Fall sollte ein länger bestehendes Postnasal-Drip-Syndrom diagnostisch abgeklärt werden, auch um schwerwiegende Ursachen wie Tumoren auszuschließen.

Fokus auf die Grundkrankheit

Weil beim Postnasal-Drip-Syndrom zahlreiche Ursachen infrage kommen können, sind auch die Behandlungsansätze sehr unterschiedlich. Idealerweise verschwinden die Symptome, wenn die Grundkrankheit geheilt oder gut behandelt werden kann. Nasenpolypen können operativ entfernt werden. Bei chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP) werden häufig orale Corticosteroide oder der Interleukin(IL)-4/IL-13-Antikörper Dupilumab (Dupixent®) eingesetzt. Liegt eine bakterielle Infektion der Nasennebenhöhlen vor, wird der Arzt ein Antibiotikum verordnen. Typisch für eine bakterielle Sinusitis, die z. B. durch Pneumokokken, Moraxellen oder Haemophilus influenzae verursacht wird, sind Fieber, verstopfte Nase, Druckgefühl im Kopf und ein berührungsempfindliches Gesicht. Ist eine Allergie die Ursache für das Postnasal-Drip-Syndrom, bildet die Allergenkarenz die einzige kausale Therapie. Alternativ kommen Antiallergika in Tablettenform sowie antiallergische oder cortisonhaltige Nasensprays zum Einsatz. Eine chirurgische Behandlung kann bei anatomischen Veränderungen Abhilfe schaffen. Bei einigen Patienten mit medikamentenrefraktärem Postnasal-Drip-Syndrom hat sich die Kryoablation (Kälteverödung) des Nervus nasalis posterior als wirksam erwiesen.

PNDS, UACS, sinubronchiales Syndrom?

Eine neuere Bezeichnung für das Postnasal-Drip-Syndrom (PNDS) ist Upper Airway Cough Syndrome (UACS). In Deutschland ist PNDS gebräuchlicher, da dieser nach Expertenansicht die Symptome eindrücklicher beschreibt. Auch der Begriff sinubronchiales Syndrom oder kurz Sinubronchitis wird verwendet. Damit wird ein Entzündungsgeschehen beschrieben, die sich aus den oberen (Sinusitis) in die unteren Atemwege (Bronchitis) ausgebreitet hat.

Selbstmedikation beim Postnasal-Drip-Syndrom

Wenn bei einer Schleimbildung in der Nase und den Nebenhöhlen frühzeitig gegengesteuert wird, kann auch verhindert werden, dass sich Bakterien oder Viren aus dem Schleim im Rachenraum über den Kehlkopf in die unteren Atemwege ausbreiten und eine Bronchitis auslösen. Eine unkomplizierte Rhinitis oder Rhinosinusitis kann in vielen Fällen auch mit rezeptfreien Arzneimitteln erfolgreich behandelt werden. Zur Schleimlösung stehen zahlreiche Mukolytika zur Verfügung. Regelmäßige Nasenspülungen oder Nasenduschen können die Schleimlösung unterstützen und sind außerdem begleitend zu einer antibiotischen Therapie empfehlenswert. Bei Nasensprays sind meerwasserhaltige Präparate zu bevorzugen. Abschwellende Nasensprays mit Alpha-Sympathomimetika (Xylometazolin, Oxymetazolin) dürfen wegen der Gefahr des Rebound-Phänomens maximal eine Woche lang eingesetzt werden (siehe Tabelle).

Tab.: Empfehlenswerte Präparate beim Postnasal-Drip-Syndrom
Wirkstoffe Präparate Indikationen/Bemerkungen
Zur lokalen Anwendung
Salzlösung, isotonisch Rhinomer® Nasenspray Bei Schnupfen und verstopfter Nase
Meerwasser und Dexpanthenol Bepanthen® Meerwasser Nasenspray Zur Befeuchtung und Pflege der trockenen Nase
Meerwasser und ätherische Öle (z. Thymian-, ­Eukalyptusöl) Aspecton® Nasenspray Bei Schnupfen und verstopfter Nase
Sesamöl, Orangenöl Gelositin® Nasenpflege Zur Befeuchtung trockener Nasenschleimhaut
Mineralstoffe Emser® Nasendusche mit Nasenspülsalz Zur mechanischen Reinigung der Nase
Zum Einnehmen
Eukalyptusöl Aspecton® Eucaps Bei Erkältungskrankheiten der Atemwege
Eukalyptus-, Süßorangenschalen-, Myrten- und Zitronenöl Gelomyrtol® forte bei akuter und chronischer Bronchitis und ­Sinusitis
Enzian-, Primelwurzel, Sauerampferkraut, ­Holunderblüten, Eisenkraut Sinupret® extract, Sinupret® forte Bei Entzündungen der Nasennebenhöhlen
Cineol Soledum® Kapseln forte Bei Erkältung, Bronchitis, Sinusitis
Sinolpan® forte Bei Erkältungskrankheiten der Atemwege wie z. B. der Nasennebenhöhlen (Sinusitis)
Literatur

[1] Dhanda AK, Gorelik D, Khan N Posterior nasal nerve ablation as a viable treatment option for the primary symptom of postnasal drip. Am J Rhinol Allergy 2024;38(4):245-250

[2] Fach- bzw. Gebrauchsinformationen der genannten Präparate

[3] Kardos P, Dinh QT, Fuchs KH et al. S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten. AWMF-Register-Nr.: 020-003, Stand Januar 2019, zurzeit in Überarbeitung

[4] Kim DH, Kang YJ, Kim SW et al.  et al. Effectiveness of the Posterior Nasal Nerve Cryoablation in Allergic and Non-Allergic Rhinitis. Laryngoscope 2024;134(6):2502-2512

[5] Krüger K, Gehrke-Beck S, Holzinger f et al. Akuter und  chronischer Husten. S3-Leitlinie der Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM), AWMF-Register-Nr. 053-013, Stand Januar 2022

[6] Lucanska M, Hajtman A, Calkovsky V et al. Upper Airway Cough Syndrome in pathogenesis of chronic cough. Physiol Res 2020;69(1):S35-S42

[7] Nasennebenhöhlenentzündung, Sinusitis. Website der City-Praxen Berlin, https://www.citypraxen.de/krankheiten/hals-nasen-ohren/nasennebenhoehlenentzuendung-sinusitis/, Abruf am 12. Dezember 2024

[8] Postnasal-Drip-Syndrom; Upper Airway Cough Syndrom; Doccheck Flexikon, Abruf am 12. Dezember 2024