- DAZ.online
- Pharmazie
- Neue Arzneimittel
- Icosapent-Ethyl
Vazkepa®
Icosapent-Ethyl
Modifizierte Omega-3-Fettsäure
Die chemisch modifizierte Omega-3-Fettsäure Icosapent-Ethyl (Vazkepa®) ist zur Reduktion des Risikos für kardiovaskuläre Ereignisse bei Erwachsenen vorgesehen, die mit Statinen behandelt werden und ein hohes kardiovaskuläres Risiko sowie erhöhte Triglycerid-Werte ab 150 mg/dl aufweisen.
Icosapent-Ethyl
ATC-Code
C: Kardiovaskuläres System
C10: Mittel, die den Lipidstoffwechsel beeinflussen
C10A: Mittel, die den Lipidstoffwechsel beeinflussen, rein
C10AX: Andere Mittel, die den Lipidstoffwechsel beeinflussen
C10AX06: Omega-3-Fettsäuren inkl. andere Ester und Säuren
Wirkungsmechanismus
Patienten mit erhöhten Triglycerid-Spiegeln tragen ein erhöhtes Risiko für möglicherweise tödlich verlaufende kardiovaskuläre bzw. ischämische Ereignisse. Kardiologische Fachgesellschaften empfehlen daher u. a. die vermehrte Zufuhr langkettiger Omega-3-Fettsäuren wie α-Linolensäure, Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Sie fließen in den Energiestoffwechsel ein, werden in Zellmembranen eingebaut und sind Vorläufer von Prostaglandinen. Insbesondere EPA und DHA wirken nachweislich schwach Blutdruck- und Triglycerid-Spiegel-senkend. Sie können zu einer Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes beitragen und besitzen zudem antiinflammatorische Wirkungen. Eine positive Beeinflussung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose oder Hypertonie sind daher denkbar, allerdings konnte der Nutzen von Omega-3-Fettsäuren hinsichtlich der Prophylaxe und einer frühzeitigen Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen trotz Vorliegen einer Vielzahl von klinischen Studien bislang nicht eindeutig bewiesen werden. Der neue Wirkstoff Icosapent-Ethyl ist ein stabiler Ethylester und Prodrug der Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure. Er soll über die Reduktion Triglycerid-reicher Lipoproteine, entzündungshemmende und antioxidative Effekte, die Reduktion der Makrophagen-Akkumulation, die Verbesserung der endothelialen Funktion und eine Thrombozytenaggregationshemmung zur Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen beitragen. Allerdings ist der Wirkmechanismus laut der Fachinformation von Icosapent-Ethyl (Vazkepa®) – ähnlich wie bei Omega-3-Fettsäuren im Allgemeinen – nicht vollständig bekannt.
Pharmakokinetik
Resorption: Nach peroraler Gabe unterliegt Icosapent-Ethyl bereits während des Resorptionsprozesses einer Esterspaltung. Der entstehende aktive Metabolit Eicosapentaensäure wird über den Dünndarm aufgenommen und erreicht hauptsächlich über das Lymphsystem des Ductus thoracicus den systemischen Kreislauf. Maximale EPA-Plasmakonzentrationen werden etwa fünf Stunden nach der Applikation gemessen.
Proteinbindung, Verteilung: Das Verteilungsvolumen von freier Eicosapentaensäure wird mit etwa 88 Litern angegeben, die Plasmaproteinbindung mit mehr als 99%. Allerdings liegt der überwiegende Anteil der im Plasma zirkulierenden Eicosapentaensäure nicht frei, sondern als Ester in Phospholipiden, Triglyceriden und Cholesterol-Estern gebunden vor.
Metabolismus: Ähnlich wie mit der Nahrung aufgenommene Fettsäuren unterliegt Eicosapentaensäure in erster Linie einer β-Oxidation in der Leber. Aus der langen Kohlenstoffkette entstehen Acetyl-Coenzym-A-Einheiten, die über den Krebs-Zyklus in den Energiestoffwechsel übergehen.
Exkretion: Die Eliminationshalbwertszeit von EPA beträgt etwa 89 Stunden.
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Icosapent-Ethyl wird normalerweise in einer Dosis von zweimal täglich 1996 mg, entsprechend zweimal zwei Kapseln à 998 mg, eingenommen. Die Applikation sollte zu oder nach einer Mahlzeit erfolgen, wobei die Kapseln im Ganzen zu schlucken sind. Ausgelassene Dosen sollten so bald wie möglich nachgeholt werden, von der Einnahme einer doppelten Dosis beim nächsten Anwendungszeitpunkt wird allerdings abgeraten. Bei älteren Patienten sowie bei bestehender Leber- oder Niereninsuffizienz ist keine Dosisanpassung erforderlich.
Kontraindikationen
Bei Überempfindlichkeit gegen Icosapent-Ethyl besteht eine Kontraindikation.
Unerwünschte Wirkungen
Während der Einnahme von Icosapent-Ethyl kommt es sehr häufig zu Blutungen. Häufig wird über Gicht, Vorhofflimmern oder –flattern, Obstipation, Aufstoßen, Hautausschläge, Schmerzen des Muskel- und Skelettapparats sowie periphere Ödeme berichtet. Gelegentlich treten Überempfindlichkeitsreaktionen und Dysgeusie auf.
Wechselwirkungen
Icosapent-Ethyl bzw. sein aktiver Metabolit EPA werden nur in sehr geringem Ausmaß durch CYP450-Isoenzyme biotransformiert. Daher sind keine relevanten Interaktionen mit entsprechenden Induktoren oder Inhibitoren zu erwarten. Mit CYP450-Substraten, die häufig bei Patienten mit Hyperlipidämie eingesetzt werden (z. B. Omeprazol, Rosiglitazon, Warfarin und Atorvastatin), wurden ebenfalls keine Wechselwirkungen beobachtet. Weitere Interaktionsstudien wurden bislang nicht durchgeführt.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Patienten mit Überempfindlichkeit gegen Fisch oder Schalentiere dürfen das Icosapent-Ethyl-Präparat nur mit Vorsicht anwenden, da der Wirkstoff aus Fischöl gewonnen wird. Zu einem möglicherweise erhöhten Risiko für entsprechende allergische Reaktionen liegen derzeit noch keine ausreichenden Erfahrungen vor. Bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen sollte während der Icosapent-Ethyl-Therapie eine regelmäßige Überwachung der Transaminasen-Werte stattfinden. Insbesondere bei prädisponierten Patienten ist Icosapent-Ethyl offenbar mit einem erhöhten Risiko für hospitalisierungspflichtiges Vorhofflimmern oder -flattern assoziiert. Auf entsprechende Anzeichen wie Dyspnoe, Palpitationen, Synkopen, Schwindelgefühle, Brustkorbbeschwerden, Blutdruckänderungen oder unregelmäßigen Puls ist daher zu achten und gegebenenfalls ein EKG durchzuführen. Icosapent-Ethyl kann zu einer erhöhten Blutungsneigung führen, vor allem, wenn eine Begleittherapie mit Thrombozytenaggregationshemmern wie Acetylsalicylsäure und/oder mit Antikoagulanzien wie Apixaban oder Dabigatran durchgeführt wird. Betroffene Patienten müssen engmaschig kontrolliert werden.
Schwangerschaft und Stillzeit
Wegen nur sehr begrenzter Erfahrungen sollte eine Anwendung von Icosapent-Ethyl bei Schwangeren nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Tierexperimente ergaben allerdings keine Hinweise auf Reproduktionstoxizität. EPA, der aktive Metabolit von Icosapent-Ethyl, geht in größeren Mengen in die Muttermilch über. Für Icosapent-Ethyl selbst wurde dies bislang nur im Tierversuch an Ratten gezeigt. Da ein Risiko für den gestillten Säugling nicht ausgeschlossen werden kann, muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob auf das Stillen oder die Behandlung mit Icosapent-Ethyl verzichtet werden soll.
Handelspräparat Vazkepa®
Hersteller
Einführungsdatum
Zusammensetzung
998 mg Icosapent-Ethyl
Sonstige Bestandteile
all-rac-alpha-Tocopherol, Gelatine, Glycerol, Maltitol-Lösung (E 965 ii), Sorbitol-Lösung 70% (nicht kristallisierend) (Ph. Eur.) (E 420 ii), gereinigtes Wasser, Phospholipide aus Sojabohnen, Titandioxid, Poly(oxypropylen), Hypromellose
Packungsgrößen, Preise, PZN
120 Weichkapseln, 268,96 Euro, PZN 16924858
Indikation
Reduktion des Risikos für kardiovaskuläre Ereignisse bei mit Statinen behandelten erwachsenen Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko und erhöhten Triglycerid-Werten (≥ 150 mg/dl bzw. ≥ 1,7 mmol/l) sowie nachgewiesener kardiovaskulärer Erkrankung oder Diabetes mellitus und mindestens einem weiteren kardiovaskulären Risikofaktor
Dosierung
Die empfohlene Tagesdosis beträgt vier Kapseln, wobei zweimal täglich jeweils zwei Kapseln zu je 998 mg eingenommen werden.
Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegen Icosapent-Ethyl oder andere Bestandteile der Zubereitung, z. B. Soja
Unerwünschte Wirkungen
Die am häufigsten gemeldeten, mit Icosapent-Ethyl assoziierten Nebenwirkungen waren Blutungen (11,8%), periphere Ödeme (7,8%), Vorhofflimmern (5,8%), Obstipation (5,4%), Schmerzen des Muskel- und Skelettsystems (4,3%), Gicht (4,3%) und Hautausschläge (3,0%).
Wechselwirkungen
Mit typischen Substraten von Cytochrom-P450-Enzymen wie Omeprazol, Rosiglitazon, Warfarin und Atorvastatin wurden keine Interaktionen nachgewiesen.
Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme
Die Behandelten sollten hinsichtlich klinischer Anzeichen für Vorhofflimmern oder Vorhofflattern wie Dyspnoe, Palpitationen, Synkopen, Schwindelgefühlen, Brustkorbbeschwerden, Blutdruckänderungen oder unregelmäßigem Puls beobachtet werden. Es ist derzeit nicht bekannt, ob bei Patienten mit Allergien gegen Fisch und/oder Schalentiere ein erhöhtes Risiko für Überempfindlichkeitsreaktionen gegen Icosapent-Ethyl besteht.
Literatur
[1] Fachinformation zu Vazkepa®, Stand Mai 2021
[2] Bhatt DL, Steg PG, Miller M, Brinton EA et al. Cardiovascular risk reduction with icosapent ethyl for hypertriglyceridemia. N Engl J Med 2019;380(1):11-22
[3] Abdelhamid AS, Brown TJ, Brainard JS, Biswas P et al. Omega-3 fatty acids for the primary and secondary prevention of cardiovascular disease. Cochrane Database Syst Rev 2020, Issue
[4] EPAR summary for the public. Vazkepa® Icosapent Ethyl. EMA/68608/2021; European Medicines Agency; www.ema.europe.eu
01.09.2021