Skyrizi®

Risankizumab

01.06.2019


Interleukin-23-Inhibitor
Erwachsene Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis, die für eine systemische Therapie infrage kommen, können nun mit dem Interleukin-23-Inhibitor Risankizumab (Skyrizi®) als Erstlinien-Therapeutikum behandelt werden. Der rekombinant hergestellte, humanisierte monoklonale IgG1-Antikörper wird subkutan appliziert. Über eine Inhibierung des IL-23-Zytokinwegs wirkt er entzündungshemmend und immunsuppressiv.

Risankizumab 

ATC-Code

L: Antineoplastische und immunmodulierende Mittel


L04: Immunsuppressiva


L04A: Immunsuppressiva


L04AC: Interleukin-Inhibitoren


L04AC18: Risankizumab


Wirkungsmechanismus

Das Interleukin 23 (IL-23) ist neben den Interleukinen 12 und 17 maßgeblich an Entzündungs- und Immunreaktionen im Rahmen der Psoriasis-Pathogenese beteiligt. Es beeinflusst die Differenzierung, Proliferation und das Überleben bestimmter T-Zell-Subpopulationen, wie z. B. TH17- und TC17-Zellen, sowie von unspezifischen lymphoiden Immunzellen, die wiederum proinflammatorische Effektor-Zytokine wie IL-17A, IL-17F und IL-22 produzieren. In der Haut von Patienten mit Plaque-Psoriasis werden erhöhte IL-23-Spiegel gefunden. Der monoklonale Antikörper Risankizumab ist spezifisch gegen Interleukin 23 gerichtet. Er unterbindet durch hochselektives Andocken an dessen p19-Untereinheit die Interaktion mit dem zugehörigen IL-23-Zelloberflächenrezeptorkomplex auf bestimmten T-Zellen. Auf diese Weise werden die nachfolgenden Signal-, Aktivierungs- und Zytokin-Kaskaden unterbrochen. Es kommt zu einer reduzierten Expression von Genen des IL-23/Th17-Signalwegs und von anderen Psoriasis-assoziierten Genexpressionsprofilen. Bei den betroffenen Patienten wird über die Hemmung der Autoimmunreaktion eine Reduktion der Entzündungs- und Proliferationsvorgänge erreicht. Es kommt zu einer Absenkung der T-Zell-Dichte und zu einer Verminderung der Epidermisdicke. Ebenso werden die Infiltration von Entzündungszellen und die Expression psoriatischer Krankheitsmarker reduziert.

Pharmakokinetik

Resorption: Nach subkutaner Gabe werden innerhalb von drei bis 14 Tagen maximale Plasmaspiegel erreicht. Die Bioverfügbarkeit von Risankizumab wird mit 89% angegeben.


Proteinbindung, Verteilung: Das mittlere Verteilungsvolumen im Steady-State beträgt 11,4 Liter, was auf eine Verteilung in den vaskulären und


interstitiellen Raum hindeutet. Abgesehen von der Bindung an IL-23 findet keine relevante Plasmaproteinbindung statt.


Metabolismus: Das Immunglobulin unterliegt dem physiologischen Katabolismus zu kleineren Peptiden und einzelnen Aminosäuren.


Exkretion: Die terminale Eliminationshalbwertszeit liegt zwischen 28 und 29 Tagen.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Risankizumab wird in einer Dosierung von jeweils 150 mg subkutan injiziert. Die Applikation erfolgt in den Wochen 0 und 4 und dann fortlaufend im Abstand von jeweils zwölf Wochen. Nach Möglichkeit sollten von Psoriasis betroffene Hautbereiche oder Blutergüsse als Injektionsstellen vermieden werden. Nach entsprechender Schulung kann die Gabe auch durch den Patienten selbst stattfinden. Bei Versäumnis einer Dosis sollte diese so schnell wie möglich nachgeholt werden. Danach erfolgt die weitere Therapie zu den regulär vorgesehenen Zeitpunkten. Falls nach 16 Behandlungswochen kein Ansprechen beobachtet wird, ist ein Absetzen der Therapie zu erwägen. Bei Patienten mit anfänglich nur partiellem Ansprechen kann es allerdings im Verlauf der Weiterbehandlung über 16 Wochen hinaus zu Verbesserungen kommen. Zur Behandlung von Patienten über 65 Jahren, von Patienten mit Leber- oder Niereninsuffizienz oder von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen bislang keine oder nur sehr begrenzte Daten vor.

Kontraindikationen

Bei schwerwiegender Überempfindlichkeit gegen Risankizumab oder dem Vorliegen klinisch relevanter aktiver Infektionen wie Tuberkulose besteht eine Kontraindikation.

Unerwünschte Wirkungen

Während der Behandlung mit Risankizumab kommt es sehr häufig zu Infektionen der oberen Atemwege. Häufig wird über Tinea, Kopfschmerzen, Pruritus, Fatigue und Reaktionen an der Injektionsstelle berichtet. Gelegentlich tritt Follikulitis auf.

Wechselwirkungen

Aufgrund der Struktur und der Eliminationswege des Antikörpers Risankizumab sind weder pharmakokinetische noch relevante pharmakodynamische Interaktionen mit anderen Arzneistoffen zu erwarten. Aus diesem Grund wurde bislang auf die Durchführung von klinischen Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen verzichtet. Zum gleichzeitigen Einsatz von Immunsuppressiva einschließlich Biologika oder einer Phototherapie zusammen mit Risankizumab liegen noch keine Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten vor. Daher ist bei kombinierter Anwendung zunächst Vorsicht geboten.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Falls während der Behandlung mit Risankizumab Symptome einer klinisch relevanten chronischen oder akuten Infektion auftreten, sollten eine engmaschige Überwachung und eine effektive antiinfektive Behandlung stattfinden. Gegebenenfalls muss die Medikation bis zum Abklingen der Infektion ausgesetzt werden. Vor Behandlungsbeginn mit Risankizumab wird zu einer Untersuchung auf eine bestehende Tuberkulose geraten. Auch während der Therapie ist auf mögliche Anzeichen einer aktiven Tuberkulose zu achten. Bei Patienten mit latenter oder aktiver Erkrankung in der Vorgeschichte, die nicht angemessen mit Antituberkulotika behandelt wurden, ist vor dem Einleiten der Behandlung mit Risankizumab eine entsprechende Therapie in Erwägung zu ziehen. Vor dem Einsatz von Risankizumab muss zudem geprüft werden, ob bei den Patienten alle erforderlichen Impfungen durchgeführt wurden. Gegebenenfalls können diese an dieser Stelle noch nachgeholt werden, da während der Risankizumab-Therapie zur Sicherheit zumindest keine Lebendimpfstoffe eingesetzt werden dürfen. Falls nach bereits begonnener Therapie eine Applikation von viralen oder bakteriellen Lebendimpfstoffen als erforderlich erachtet wird, muss die Behandlung bis zur Impfung für mindestens 21 Wochen ausgesetzt werden. Die Therapie darf frühestens vier Wochen nach der Impfung wieder aufgenommen werden. Beim Auftreten schwerwiegender Überempfindlichkeitsreaktionen muss die Anwendung von Risankizumab umgehend abgebrochen und eine geeignete Notfall-Behandlung eingeleitet werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Der Einsatz von Risankizumab in der Schwangerschaft ist wegen sehr begrenzter Erfahrungen zu vermeiden. Tierexperimentelle Studien ergaben zwar keine Hinweise auf schädigende Wirkungen in Bezug auf eine Reproduktionstoxizität, doch ist bekannt, dass IgG1-Antikörper nach dem ersten Trimenon die Plazentaschranke überwinden. Frauen im gebärfähigen Alter müssen zur Sicherheit während und bis zu 21 Wochen nach Beendigung der Therapie eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. IgG-Antikörper wie Risankizumab gehen in den ersten Tagen nach der Geburt in die Muttermilch über, sodass in dieser kurzen Periode ein Risiko für das gestillte Kind nicht ausgeschlossen werden kann. Nachdem die IgG-Konzentration aber bald danach auf niedrigere Werte absinkt, erscheint die Anwendung bei entsprechendem Erfordernis während der späteren Stillzeit vertretbar.

Handelspräparat Skyrizi® 

Hersteller

AbbVie Deutschland GmbH, Wiesbaden

Einführungsdatum

01. Juni 2019

Zusammensetzung

75 mg Risankizumab

Sonstige Bestandteile

Natriumsuccinat 6 H2O, Bernsteinsäure, Sorbitol, Polysorbat 20, Wasser für Injektionszwecke

Packungsgrößen, Preise, PZN

2 Fertigspritzen, 6153,55 Euro, PZN 15373617

Indikation

Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis, die für eine systemische Therapie infrage kommen.

Dosierung

Die empfohlene Dosis beträgt 150 mg (zwei 75-mg-Injektionen), verabreicht als subkutane Injektion in Woche 0, Woche 4 und danach alle zwölf Wochen.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegen Risankizumab, klinisch relevante aktive Infektionen (z. B. Tuberkulose)

Unerwünschte Wirkungen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Infektionen der oberen Atemwege, die bei 13% der Patienten auftraten.

Wechselwirkungen

Es ist nicht zu erwarten, dass Risankizumab durch Leberenzyme verstoffwechselt oder über die Niere ausgeschieden wird, sodass das Interaktionspotenzial gering erscheint. Sicherheit und Wirksamkeit des Interleukin-23-Inhibitors in Kombination mit Immunsuppressiva, einschließlich Biologika oder Phototherapie, wurden noch nicht untersucht.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Bei Patienten mit einer chronischen Infektion, einer rezidivierenden Infektion in der Anamnese oder mit bekannten Risikofaktoren für eine Infektion sollte Risankizumab mit Vorsicht angewendet werden. Vor Einleitung der Therapie ist in Übereinstimmung mit den aktuellen Impfempfehlungen die Durchführung aller vorgesehenen Impfungen zu erwägen.

Literatur

[1] Fachinformation zu Skyrizi®, Stand April 2019


[2] Gordon KB, Strober B, Lebwohl M, Augustin M et al. Efficacy and safety of risankizumab in moderate-to-severe plaque psoriasis (UltIMMa-1 and UltIMMa-2): results from two double-blind, randomised, placebo-controlled and ustekinumab-controlled phase 3 trials. Lancet 2018;392(10148): 650-661


[3] Haugh IM, Preston AK, Kivelevitch DN, Menter AM. Risankizumab: an anti-IL-23 antibody for the treatment of psoriasis. Drug Des Devel Ther 2018;12:3879-3883

Copyright

©2019-2022 Deutscher Apotheker Verlag, Neue Arzneimittel, Beilage der Deutschen Apotheker Zeitung

Datenstand

08/2019

Apothekerin Dr. Monika Neubeck