Cubicin®

Daptomycin

15.04.2006


Neues Antibiotikum zur intravenösen Behandlung schwerer grampositiver Infektionen
Daptomycin (Cubicin®) ist ein neues Antibiotikum zur intravenösen Behandlung von schweren grampositiven Infektionen der Haut und der Weichgewebe. Es zeichnet sich durch eine bakterizide Wirkung auch gegen multiresistente Keime sowie das Fehlen von Kreuzresistenzen zu anderen Antibiotika aus. Daptomycin ist ein natürliches zyklisches Lipopeptid, das ausschließlich gegen grampositive Bakterien aktiv ist. Zu den empfindlichen Spezies gehören Staphylococcus aureus, Staphylococcus haemolyticus, koagulasenegative Staphylokokken, Streptococcus agalactiae, Streptococcus dysgalactiae subsp. equisimilis, Streptococcus pyogenes, Streptokokken der Gruppe G, Clostridium perfringens sowie Peptostreptococcus spp. Über die mögliche klinische Wirksamkeit von Daptomycin gegen Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium können angesichts unzureichender Evidenz noch keine Schlüsse gezogen werden.

Daptomycin 

ATC-Code

J: Antiinfektiva zur systemischen Anwendung


J01: Antibiotika zur systemischen Anwendung


J01X: Andere Antibiotika


J01XX: Andere Antibiotika


J01XX09: Daptomycin


Wirkungsmechanismus

Das natürliche zyklische Lipopeptid Daptomycin bindet in Gegenwart von Calciumionen an Bakterienmembranen von Zellen in der Wachstums- und in der stationären Phase. Mit seinem Fettsäurenanteil bindet Daptomycin an die Zellmembran der Bakterien und bildet dort eine Pore, durch die zum Beispiel Kalium-Ionen aus dem Zellinneren austreten können. Dadurch depolarisiert die Zellmembran, und die Transportkanäle der Bakterienwand verlieren ihre Funktion. Zahlreiche Vorgänge in der Zelle werden gestört, die Protein-, DNA- und RNA-Synthese wird gehemmt, was zum Tod der Bakterienzelle führt. Die durch Daptomycin ausgelöste Bakterizidie tritt schnell ein. Mehr als 99,9% der Staphylokokken werden innerhalb der ersten Stunde abgetötet.


Bisher sind keine höhergradigen Resistenzen gegen Daptomycin nachgewiesen worden. Kreuzresistenzen sind bisher ebenfalls nicht bekannt und werden aufgrund des einzigartigen Wirkungsmechanismus auch nicht erwartet. Daptomycin scheint damit eine gute therapeutische Alternative für die Behandlung von Infektionen mit grampositiven Bakterien zu sein. Gegen gramnegative Organismen wirkt Daptomycin nicht.

Pharmakokinetik

In Dosen von bis zu 8 mg/kg als tägliche Einzeldosis über einen Zeitraum von bis zu sieben Tagen ist die Pharmakokinetik von Daptomycin allgemein linear. Steady-state-Konzentrationen stellen sich nach der dritten täglichen Dosis ein.


  • Resorption: Tierversuche haben gezeigt, dass Daptomycin nach oraler Anwendung nicht in signifikantem Ausmaß resorbiert wird.
  • Verteilung: Entsprechend einer Verteilung vorwiegend innerhalb des extrazellulären Raums belief sich das Steady-state-Verteilungsvolumen von Daptomycin bei gesunden erwachsenen Freiwilligen auf ungefähr 0,1 l/kg. Nach Tierversuchsstudien verteilt sich Daptomycin nach Einzel- und Mehrfachgabe vorzugsweise in stark vaskularisiertem Gewebe und passiert in geringerem Maß die Blut-Hirn-Schranke sowie die Plazentaschranke. Daptomycin wird konzentrationsunabhängig und reversibel an menschliche Plasmaproteine gebunden. Bei gesunden Freiwilligen sowie bei Patienten unter Behandlung mit Daptomycin, Probanden mit Niereninsuffizienz eingeschlossen, belief sich die Proteinbindung durchschnittlich auf etwa 90%.
  • Metabolismus: Daptomycin wird beim Menschen nicht oder nur begrenzt über Lebermikrosomen metabolisiert. Die Beteiligung des CYP450-Systems an der Verstoffwechselung von Daptomycin ist minimal. Daptomycin wird somit systemisch nur geringfügig bis gar nicht metabolisiert.
  • Elimination: Daptomycin wird zu etwa 80% renal ausgeschieden, überwiegend unverändert. Es wird nicht oder nur minimal aktiv tubulär sezerniert. Nach intravenöser Anwendung liegt die Plasma-Clearance von Daptomycin bei ungefähr 7 bis 9 ml/h und kg, die renale Clearance bei 4 bis 7 ml/h und kg. Ungefähr 5% der Dosis werden mit den Fäzes ausgeschieden.
  • Alter: Eine Dosisanpassung allein auf Grundlage des Alters ist nicht erforderlich. Bei einer schweren Niereninsuffizienz ist eine Dosisminderung geboten. Die Pharmakokinetik von Daptomycin bei Kindern und Jugendlichen (&le: 18 Jahre alt) wurde nicht ermittelt.
  • Übergewicht: Eine Dosisanpassung einzig auf Grundlage von Übergewicht wird nicht für erforderlich gehalten.
  • Niereninsuffizienz: Bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance ≤ 30 ml/min ist keine Dosisanpassung erforderlich. Das Ansprechen auf die Behandlung sowie die Nierenfunktion sollte bei allen Patienten mit einer leichten Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance ≤ 80 ml/min) engmaschig beobachtet werden. Bei Probanden mit schwerer Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance ≤ 30 ml/min) und terminaler Niereninsuffizienz sollte Daptomycin nur angewendet werden, wenn der zu erwartende klinische Nutzen das potenzielle Risiko überwiegt.
  • Leberinsuffizienz: Die Anwendung von Daptomycin bei Patienten mit mittelschwerer Leberinsuffizienz erfordert keine Anpassung der Dosierung. Die Pharmakokinetik von Daptomycin bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz (Klassifikation C nach Child-Pugh) wurde nicht evaluiert.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die empfohlene Dosis für Erwachsene liegt bei 4 mg/kg einmal alle 24 Stunden über einen Zeitraum von 7 bis 14 Tagen oder bis zum Abklingen der Infektion. Daptomycin wird als intravenöse Infusion über 30 Minuten angewendet.


  • Niereninsuffizienz: Bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance ≤ 30 ml/min ist, wie erwähnt, keine Dosisanpassung erforderlich. Bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance ≤ 30 ml/min ebenso wie bei Patienten unter Hämodialyse oder kontinuierlicher ambulanter Peritonealdialyse (CAPD) sollte die Dosis auf 4 mg/kg als Einzeldosis einmal alle 48 Stunden vermindert werden. Daptomycin sollte möglichst immer an Dialysetagen nach Abschluss der Dialyse angewendet werden.
  • Leberinsuffizienz: Die Anwendung von Daptomycin bei Patienten mit leichter oder mittelschwerer Leberinsuffizienz (Klasse B nach Child-Pugh) erfordert keine Dosisanpassung. Die Behandlung von Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz (Klasse C nach Child-Pugh) sollte vorsichtig erfolgen.
  • Ältere Patienten: Bei älteren Patienten sollte die empfohlene Dosis (4 mg/kg einmal täglich) angewendet werden, außer bei schwerer Niereninsuffizienz. Daptomycin sollte bei Patienten im Alter von über 65 Jahren nur vorsichtig eingesetzt werden.
  • Kinder und Jugendliche (≤ 18 Jahre alt): Wegen fehlender Daten zur Unbedenklichkeit und Wirksamkeit wird Daptomycin für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen nicht empfohlen.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile.


 

Unerwünschte Wirkungen

Über 1400 Personen wurden innerhalb klinischer Studien mit Daptomycin behandelt; von diesen erhielten mehr als 800 Personen über einen Zeitraum von 7 bis 14 Tagen eine therapeutische Dosis. Nebenwirkungen (d. h. Reaktionen, deren Zusammenhang mit dem Arzneimittel vom Prüfer als möglich, wahrscheinlich oder eindeutig eingestuft wurde) wurden bei 20% der Probanden in den Daptomycin-Gruppen und bei 19% der Probanden unter Vergleichsregimen dokumentiert. Bei 5% der Probanden in den Daptomycin-Gruppen wurde die Behandlung wegen Nebenwirkungen beendet.


  • Folgende Nebenwirkungen traten bei Probanden in den Daptomycin-Gruppen während der Therapie sowie während der Nachbeobachtung über 14 Tage nach Beendigung der Behandlung am häufigsten auf: Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Muskelschmerzen, Pilzinfektionen, Ausschlag, Reaktion an der Infusionsstelle, erhöhte Kreatinphosphokinase-Werte (CPK) und abnormale Leberenzymwerte (Alanin-Aminotransferase [ALT], Aspartat-Aminotransferase [AST], alkalische Phosphatase). Die nachstehend aufgeführten Nebenwirkungen traten während der Therapie sowie während der Nachbeobachtung über 14 Tage nach Ende der Behandlung auf (häufig: = 1/100, < 1/10; gelegentlich: = 1/1000, < 1/100; selten: = 1/10 000, < 1/1000; sehr selten: = 1/10.000 einschließlich Einzelfälle).
  • Infektionen und parasitäre Erkrankungen: häufig: Pilzinfektionen; gelegentlich: Harnwegsinfektionen.
  • Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems: gelegentlich: Thrombozythämie, Anämie.
  • Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen: gelegentlich: Anorexie, Hyperglykämie.
  • Psychiatrische Erkrankungen: gelegentlich: Angst, Insomnie.
  • Erkrankungen des Nervensystems: häufig: Kopfschmerzen; gelegentlich: Schwindel, Parästhesie, Geschmacksstörung.
  • Herzerkrankungen: gelegentlich: supraventrikuläre Tachykardie, Extrasystolen.
  • Gefäßerkrankungen: gelegentlich: Gesichtsrötungen (Flush), Hypertonie, Hypotonie.
  • Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: häufig: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall; gelegentlich: Obstipation, Bauchschmerzen, Dyspepsie, Glossitis.
  • Leber- und Gallenerkrankungen: gelegentlich: Ikterus.
  • Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: häufig: Ausschlag; gelegentlich: Pruritus, Urtikaria.
  • Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen: gelegentlich: Myositis, Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Arthralgie.
  • Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse: gelegentlich: Vaginitis.
  • Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: häufig: Reaktionen an der Infusionsstelle; gelegentlich: Pyrexie, Schwäche, Erschöpfung, Schmerzen.
  • Untersuchungen: häufig: abnormale Leberfunktionswerte (erhöhte AST, ALT und alkalische Phosphatase), erhöhte CPK; gelegentlich: Störung des Elektrolythaushalts, erhöhtes Serumkreatinin, erhöhtes Myoglobin, Laktatdehydrogenase (LDH) erhöht. Seit der Genehmigung für das Inverkehrbringen gemeldete, oben nicht aufgeführte sehr seltene Nebenwirkungen: Eosinophilie; Überempfindlichkeit, manifestiert durch vereinzelte Spontanberichte über u. a. pulmonale Eosinophilie, vesikobullösen Ausschlag mit Beteiligung der Schleimhaut sowie Gefühl einer oropharyngealen Schwellung; Anaphylaxie. In vereinzelten Fällen ist es zu Reaktionen auf die Infusion gekommen. Meldungen über Einzelfälle von Rhabdomyolyse liegen vor. Bei rund 50% der Fälle handelte es sich um Patienten mit vorbestehender Niereninsuffizienz oder unter gleichzeitiger Behandlung mit Medikationen, die bekanntlich Rhabdomyolyse verursachen.

Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Muskelschmerzen, Pilzinfektionen, Ausschlag, Reaktion an der Infusionsstelle, erhöhte Kreatinphosphokinase-Werte (CPK) und abnormale Leberenzymwerte (Alanin-Aminotransferase [ALT], Aspartat-Aminotransferase [AST], alkalische Phosphatase)In klinischen Studien der Phase III wurden insgesamt 1.415 Patienten mit Tigecyclin behandelt. Nebenwirkungen traten bei 41% der mit Tigecyclin behandelten Patienten auf. Bei 5% der Patienten wurde die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen abgebrochen.


Folgende Nebenwirkungen waren am häufigsten: passagere Übelkeit (20%) und Erbrechen (14%), normalerweise zu Behandlungsbeginn an den ersten beiden Tagen, deren Schweregrad im Allgemeinen leicht bis mittelschwer war. Insgesamt traten folgende Nebenwirkungen auf (sehr häufig: = 1/10, häufig: = 1/100, < 1/10; gelegentlich: = 1/1000, < 1/100; selten: = 1/10.000, <1/1000; sehr selten: = 1/10.000 einschließlich gemeldeter Einzelfälle)


  • Infektionen und parasitäre Erkrankungen: häufig: Abszess, Infektionen; gelegentlich: Sepsis/septischer Schock. In klinischen Studien der Phase III wurde über infektionsbedingte schwerwiegende unerwünschte Ereignisse häufiger bei mit Tigecyclin behandelten (6,7%) als bei mit Vergleichsarzneimitteln behandelten (4,6%) Patienten berichtet. Signifikante Unterschiede bei Sepsis/septischer Schock unter Tigecyclin-Gabe (1,5%) versus Vergleichsarzneimittel (0,5%) traten auf.
  • Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems: häufig: verlängerte aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT), verlängerte Prothrombinzeit (PT); gelegentlich: erhöhte INR-Werte (International Normalised Ratio).
  • Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen: gelegentlich: Hypoproteinämie.
  • Erkrankungen des Nervensystems: häufig: Schwindel.
  • Gefäßerkrankungen: häufig: Phlebitis; gelegentlich: Thrombophlebitis.
  • Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: sehr häufig: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö; häufig: Bauchschmerzen, Dyspepsie, Anorexie; gelegentlich: akute Pankreatitis.
  • Leber- und Gallenerkrankungen: häufig: erhöhte Aspartataminotransferase (AST) und Alaninaminotransferase (ALT) im Serum, Bilirubinämie. AST- und ALTAnomalien traten häufiger bei mit Tigecyclin behandelten Patienten nach der Behandlung auf als bei Patienten im Vergleichsarm, in dem diese häufiger während der Behandlung auftraten.
  • Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: häufig: Pruritus, Ausschlag.
  • Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: häufig: Kopfschmerzen; gelegentlich: Reaktionen, Entzündungen, Schmerzen, Ödeme und Phlebitis an der Injektionsstelle.
  • Untersuchungen: häufig: erhöhte Amylase im Serum, erhöhte BUN-Werte (BlutHarnstoff-Stickstoff).
  • In klinischen Studien der Phase III zur Behandlung komplizierter Haut- und Weichgewebeinfektionen (cSSSI) und zur Behandlung komplizierter intraabdomineller Infektionen (cIAI) starben 2,3% (32/1383) der mit Tigecyclin und 1,6% (22/1375) der mit Vergleichsarzneimitteln behandelten Patienten.
  • Im Zusammenhang mit nahezu allen Antibiotika ist über pseudomembranöse Kolitis berichtet worden, deren Schweregrad von leicht bis lebensbedrohlich reichen kann. Auch besteht die Gefahr, dass die Anwendung von Tigecyclin zu einem übermäßigen Wachstum von nichtempfindlichen Erregern, einschließlich Pilzen, führt. Die Patienten sollten daher während der Behandlung sorgfältig überwacht werden. Im Falle einer Superinfektion sollten entsprechende Maßnahmen getroffen werden.
  • Tigecyclin sollte wegen einer möglichen Zahnverfärbung nicht bei Kindern unter 8 Jahren angewendet werden und wird aufgrund des Fehlens von Daten zur Unbedenklichkeit und Wirksamkeit auch nicht bei Jugendlichen unter 18 Jahren empfohlen.

Wechselwirkungen

  • Daptomycin wird nur gering oder gar nicht über das Cytochrom-P450-System (CYP450) metabolisiert. Demzufolge sind keine Arzneimittelwechselwirkungen in Verbindung mit CYP450 zu erwarten.
  • Über eine simultane Anwendung von Daptomycin mit anderen Arzneimitteln, die eine Myopathie auslösen können, liegen nur begrenzt Erfahrungen vor. Es wird empfohlen, andere, mit Myopathie assoziierte Medikationen während der Behandlung mit Daptomycin möglichst vorübergehend abzusetzen, sofern der Nutzen einer gleichzeitigen Anwendung das entsprechende Risiko nicht überwiegt. Lässt sich eine gleichzeitige Anwendung nicht vermeiden, so sollten die CPK-Werte häufiger als einmal wöchentlich gemessen und die Patienten sorgfältig auf Zeichen und Symptome beobachtet werden, die auf eine Myopathie hindeuten könnten.
  • Daptomycin wird vorwiegend durch renale Filtration eliminiert. Bei gleichzeitiger Anwendung mit Arzneimitteln, die die renale Filtration vermindern (z. B. NSAIDs und COX-2-Hemmer), können die Dactomycin-Plasmaspiegel daher erhöht sein. Während einer gleichzeitigen Gabe besteht außerdem die Möglichkeit von pharmakodynamischen Wechselwirkungen wegen additiver renaler Wirkungen.
  • Während der Anwendungsbeobachtung (post marketing surveillance) wurden Fälle von Wechselwirkungen zwischen Daptomycin und einem bestimmten Reagens gemeldet, das in manchen Tests zur Bestimmung von Prothrombinzeit/International Normalised Ratio (PT/INR) eingesetzt wird. Diese Wechselwirkung führte zu einer deutlichen Zunahme der PT- und INR-Werte.

Arzneimittelwechselwirkungen in Verbindung mit CYP450 sind nicht zu erwarten. Andere mit Myopathie assoziierte Pharmaka sollten während der Behandlung mit Daptomycin möglichst vorübergehend abgesetzt werden. Bei gleichzeitiger Anwendung mit Arzneimitteln, die die renale Filtration vermindern (z. B. NSAIDs und COX-2-Hemmern), können die Plasmaspiegel erhöht sein; bei einer parallelen Anwendung von Daptomycin mit anderen Arzneimitteln, welche die renale Filtration vermindern, ist vorsichtig vorzugehen. Falls bei Patienten unter Daptomycin-Gabe unerklärliche, auffällige PT/INR-Werte auftreten, sollte an eine mögliche In-vitro-Interaktion mit dem entsprechenden Labortest gedacht werden. Die Möglichkeit falscher Ergebnisse lässt sich auf ein Mindestmaß beschränken, indem die Proben für PT- oder INR-Untersuchungen etwa zum Zeitpunkt der niedrigsten Konzentration von Daptomycin im Plasma entnommen werden.


  • Die gleichzeitige Anwendung von Tigecyclin und Warfarin (25 mg als Einzeldosis) an gesunden Probanden führte zu einer Abnahme der Clearance von R-Warfarin und S-Warfarin um 40 bzw. 23% und zu einem Anstieg der AUC um 68 bzw. 29%. Dieser Interaktionsmechanismus wurde bislang noch nicht aufgeklärt. Blutgerinnungsparameter sollten engmaschig überwacht werden, wenn Tigecyclin gleichzeitig mit Antikoagulanzien verabreicht wird, da Tigecyclin sowohl die Prothrombinzeit (PT), als auch die aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) verlängern kann. Warfarin beeinflusst das pharmakokinetische Profil von Tigecyclin nicht.
  • Tigecyclin wird nur zu einem geringen Anteil metabolisiert. Daher geht man davon aus, dass die Clearance von Tigecyclin nicht von Wirkstoffen beeinflusst wird, die die Aktivität der CYP450-Isoenzyme hemmen oder induzieren. In vitro hemmt Tigecyclin die CYP450-Enzyme nicht.
  • Tigecyclin zeigte bei der Anwendung an Probanden in der empfohlenen Dosierung keine Auswirkungen auf die Geschwindigkeit, das Ausmaß der Resorption oder die Clearance von Digoxin (0,5 mg gefolgt von 0,25 mg täglich). Digoxin hatte seinerseits keinen Einfluss auf das pharmakokinetische Profil von Tigecyclin. Daher ist eine Dosisanpassung nicht erforderlich, wenn Tigecyclin zusammen mit Digoxin gegeben wird.
  • In vitro wurde kein Antagonismus zwischen Tigecyclin und anderen häufig eingesetzten Antibiotikagruppen beobachtet. Die gleichzeitige Einnahme von Antibiotika und oralen Kontrazeptiva kann die Wirksamkeit der oralen Kontrazeptiva beeinträchtigen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Zur Behandlung von Patienten mit gleichzeitiger Bakteriämie liegen begrenzte Erfahrungen vor, da es sich hierbei um ein Ausschlusskriterium für eine Aufnahme in die klinischen Studien handelte. Aus diesem Grund wird die Anwendung von Daptomycin bei solchen Patienten nicht empfohlen.
  • In klinischen Studien hat sich gezeigt, dass Daptomycin bei der Behandlung von Pneumonien nicht wirksam ist.
  • Kreatinphosphokinase und Myopathie: Während der Therapie mit Daptomycin wurde über Anstiege der Kreatinphosphokinase-Werte im Plasma (CPK; MM-Isoenzym) berichtet, die mit Muskelschmerzen oder Muskelschwäche sowie Fällen von Myositis, Myoglobinämie und Rhabdomyolyse assoziiert waren. Unter der Behandlung mit Daptomycin kam es in klinischen Studien häufiger zu ausgeprägten PlasmaCPK-Erhöhungen (auf über das Fünffache der oberen Normalgrenze) ohne Muskelsymptome als unter der Therapie mit Vergleichspräparaten (1,6% vs. 0,6%). Daher wird empfohlen, dass die Plasma-CPK-Werte während der Therapie bei allen Patienten zu Behandlungsbeginn und anschließend in regelmäßigen Abständen (mindestens einmal wöchentlich) gemessen werden. Bei Patienten mit einem höheren Myopathie-Risiko sollten die CPK-Messungen häufiger als einmal wöchentlich erfolgen. Während der Therapie sollten die Patienten regelmäßig auf Zeichen und Symptome beobachtet werden, die auf eine Myo¡pathie hindeuten könnten.
  • Kommt es während der Therapie mit Daptomycin zu Zeichen und Symptomen, die auf eine periphere Neuropathie hindeuten könnten, sollte eine Untersuchung erfolgen und ein Absetzen von Daptomycin erwogen werden.
  • Während der Behandlung mit Daptomycin wurde über Niereninsuffizienz berichtet; der Zusammenhang mit Daptomycin ist jedoch noch unklar. Schwere Niereninsuffizienz kann für sich allein ebenfalls für eine Erhöhung der DaptomycinSpiegel prädisponieren, die wiederum das Myopathie-Risiko steigern kann.
  • Der Gebrauch von Antibiotika kann eventuell ein übermäßiges Wachstum nichtempfindlicher Mikroorganismen fördern. Kommt es während der Therapie zu einer Superinfektion, so sollten geeignete Maßnahmen getroffen werden.
  • Über Antibiotika-assoziierte Kolitis und pseudomembranöse Kolitis von leichtem bis hin zu lebensbedrohlichem Schweregrad wurde in Verbindung mit praktisch allen antibakteriellen Wirkstoffen berichtet. An eine solche Diagnose muss daher gedacht werden, wenn es bei Patienten während oder kurz nach der Behandlung mit Daptomycin zu Durchfall kommt.

Schwangerschaft und Stillzeit

Klinische Daten über Schwangerschaften liegen für Daptomycin nicht vor. Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale Entwicklung schließen. Daptomycin darf nicht während der Schwangerschaft angewendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich, also nur dann, wenn der potenzielle Nutzen das mögliche Risiko überwiegt. Da nicht bekannt ist, ob Daptomycin beim Menschen in die Muttermilch ausgeschieden wird, muss das Stillen während der Behandlung mit Daptomycin unterbrochen werden.

Handelspräparat Cubicin® 

Hersteller

Chiron GmbH, München

Einführungsdatum

15. April 2006

Zusammensetzung

1 Durchstechflasche enthält 350 bzw. 500 mg Daptomycin. Nach Rekonstitution mit 10 ml Natriumchloridlösung 9 mg/ml (0,9%) oder Wasser für Injektionszwecke enthält das Konzentrat 35 bzw. 50 mg/ml.

Sonstige Bestandteile

Natriumhydroxid

Packungsgrößen, Preise, PZN

1 Stück, 129,97 Euro, PZN 4838272

Dosierung

Erwachsene: 4 mg/kg einmal alle 24 Stunden über einen Zeitraum von 7 bis 14 Tagen oder bis zum Abklingen der Infektion als intravenöse Infusion über 30 Minuten

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile

Unerwünschte Wirkungen

Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Muskelschmerzen, Pilzinfektionen, Ausschlag, Reaktion an der Infusionsstelle, erhöhte Kreatinphosphokinase-Werte (CPK) und abnormale Leberenzymwerte (Alanin-Aminotransferase [ALT], Aspartat-Aminotransferase [AST], alkalische Phosphatase)


 

Wechselwirkungen

Arzneimittelwechselwirkungen in Verbindung mit CYP450 sind nicht zu erwarten. Andere mit Myopathie assoziierte Pharmaka sollten während der Behandlung mit Daptomycin möglichst vorübergehend abgesetzt werden. Bei gleichzeitiger Anwendung mit Arzneimitteln, die die renale Filtration vermindern (z.B. NSAIDs und COX-2-Hemmern), können die Plasmaspiegel erhöht sein; bei einer parallelen Anwendung von Daptomycin mit anderen Arzneimitteln, welche die renale Filtration vermindern, ist vorsichtig vorzugehen. Falls bei Patienten unter Daptomycin-Gabe unerklärliche, auffällige PT/INR-Werte auftreten, sollte an eine mögliche In-vitro-Interaktion mit dem entsprechenden Labortest gedacht werden. Die Möglichkeit falscher Ergebnisse lässt sich auf ein Mindestmaß beschränken, indem die Proben für PT- oder INR-Untersuchungen etwa zum Zeitpunkt der niedrigsten Konzentration von Daptomycin im Plasma entnommen werden.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Die Anwendung bei Patienten mit gleichzeitiger Bakteriämie wird nicht empfohlen. Daptomycin ist in der Behandlung von Pneumonien nicht wirksam. Während der Therapie mit Daptomycin wurde über Anstiege der Kreatinphosphokinase-Werte im Plasma berichtet, die mit Muskelschmerzen oder Muskelschwäche sowie Fällen von Myositis, Myoglobinämie und Rhabdomyolyse assoziiert waren; daher wird empfohlen, dass die Plasma-CPK-Werte während der Therapie bei allen Patienten zu Behandlungsbeginn und anschließend in regelmäßigen Abständen (mindestens einmal wöchentlich) gemessen werden. Kommt es während der Therapie mit Daptomycin zu Anzeichen und Symptomen, die auf eine periphere Neuropathie hindeuten könnten, sollte eine Untersuchung erfolgen und ein Absetzen von Daptomycin erwogen werden. Schwere Niereninsuffizienz kann für eine Erhöhung der Daptomycin-Spiegel prädisponieren, die wiederum das Myopathie-Risiko steigern kann. Im Fall von Patienten mit einer Kreatinin-Clearance von < 30 ml/min ist eine Dosisanpassung erforderlich. Bei Patienten mit einer leichten Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance ≤ 80 ml/min) ist Vorsicht geboten; eine regelmäßige Kontrolle der Nierenfunktion wird außerdem empfohlen, wenn gleichzeitig potenziell nephrotoxische Wirkstoffe angewendet werden.

Literatur

Babinchak T, Ellis-Grosse EJ, Dartois N, et al.: The efficacy and safety of tigecycline for the treatment of complicated intra-abdominal infections: analysis of pooled clinical trial data. Clin. Infect. Dis. 2005;41:354 - 67. Ellis-Grosse EJ, Babinchak T, Dartois N, et al.: The efficacy and safety of tigecycline in the treatment of skin and skin-structure infections: results of 2 double-blind phase 3 comparison studies with vancomycin-aztreonam. Clin. Infect. Dis. 2005;41:341 - 53.


 

Kurz zusammengefasst 

Copyright

©2006-2022 Deutscher Apotheker Verlag, Neue Arzneimittel, Beilage der Deutschen Apotheker Zeitung

Datenstand

07/2006

Apothekerin Dr. Monika Neubeck